von P. Andreas Fuisting
Die Frohbotschaft von der Auferstehung unseres Herrn und Gottes Jesus Christus ist das zentrale Geheimnis unseres Glaubens. Es ist uns klar, daß diese Botschaft für unser Leben weitreichende Folgerungen nach sich ziehen muß. Dazu müssen wir über sie nachdenken, sie betrachtend erwägen.
Mit der Trostlosigkeit der Kartage, die Jesus den Tod brachten, war die Hoffnung vieler mitbegraben worden. Da bricht die Nachricht herein: Er lebt, er ist nicht tot! Zuerst verkünden es Engel (das kennen wir schon), dann Frauen, dann Apostel. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich: Er lebt! Aus dem Evangelium erfahren wir, wie diese Nachricht immer greifbarere Formen annimmt dadurch, daß Christus selbst erscheint, sich berühren läßt, mit seinen Jüngern speist, um ihnen absolute Gewißheit werden zu lassen, daß er lebe.
Vor der Tatsache von der Auferstehung Jesu, vor dem Ostertag also, steht der Karfreitag und vor diesem die Sünde. In ihr geriet der Mensch in den Gegensatz zu Gott, in die Gottferne, weil der Mensch von Beginn an „Ja“ zu sich selbst gesagt hat und „Nein“ zu Gott. Die dadurch entstandene Kluft zwischen Gott und Mensch, die den Blick auf den Sinn des Lebens für den Menschen unmöglich gemacht hat, wird erst durch den Gehorsam Christi gegenüber dem Willen des Vaters überwunden. Das Heilshandeln des Sohnes findet seinen Abschluß in der Auferstehung, die auch eine Bestätigung der Erlösung des Menschen ist. Wäre Jesus nicht auferstanden, wäre alles umsonst gewesen, wäre er nur ein Mensch gewesen hätte sein Tod für uns nichts bewirken können. Gott aber konnte nicht im Tod bleiben. Indem Jesus von den Toten aufersteht vollendet er unsere Erlösung. Jesus lebt, damit wir leben, damit die Liebe, die in ihm da ist, auch im Menschen wieder wach wird, und ihn zu Gott zurückkehren läßt.
Diese Erkenntnis, daß uns Christus den Weg freigemacht hat, muß heißen: wir müssen ihn nun auch gehen. Uns ist nicht die Arbeit abgenommen. Einmal schon sind wir Christus nachgefolgt in der Taufe. In ihr feierten wir unser persönliches Ostern, unser persönliches Sterben und Auferstehen. Was die Taufe bewirkt hat, ist in jeder Stunde unseres Daseins umzusetzen: Der Sünde sterben und im neuen Leben wandeln. Ostern ist kein Fest fürs Gemüt, in dem bunte Eier und Hasen aus Schokolade die Hauptrolle spielen; sondern Aufruf zu einer Entscheidung. Sterben all dem, was ungeordnet ist, was Sünde, Egoismus, Selbstsucht heißt und das neue Leben blockiert. An der Stelle, an die Gottes Wille uns gestellt hat, soll nun die Liebe herrschen. Diese muß bestimmend für unser Handeln sein und nicht nur in Augenblicken geistiger oder emotionaler Hochstimmung gelebt werden. Dann überwänden wir Haß, Neid, Feindschaft und Gemeinheit nicht. Wir irren, wenn wir glaubten diese Liebe aus eigener Kraft aufbringen zu können; sie kommt von Ihm, der für uns gestorben ist, aber lebt. Das bedeutet Ostern!
Ich wünsche Ihnen von Herzen daß Sie, liebe Freunde, ganz zu der Liebe finden, die allein wirklich beglücken und befreien kann. Dazu erflehe ich für Sie den Segen des Auferstandenen.
Foto: Heike Hannah Lux