Das Bußsakrament

Eine praktische Orientierungshilfe
von P. Bernhard Gestle


Nachdem das hl. Sakrament der Buße in vielen Pfarreien kaum noch praktiziert wird und durch Bußandachten (diese haben durchaus eine Berechtigung im Sinne einer Vorbereitung auf die Beichte, nicht aber als Ersatz) verdrängt worden ist, gibt es nicht wenige, die sich schwer tun mit der persönlichen Beichte, nachdem sie deren Bedeutung neu entdeckt haben. Aber auch jene, die gewohnt sind, in regelmäßigen Abständen das Bußsakrament zu empfangen, haben zuweilen in der Praxis ihre Schwierigkeiten damit. Mit den folgenden Ausführungen möchte ich Ihnen eine kleine praktische Orientierungshilfe geben und einige Grundsätze in Erinnerung rufen.

Die Älteren werden noch die berühmten fünf „B“ kennen, mit denen man früher die fünf Bestandteile der hl. Beichte den Kindern einzuprägen suchte: besinnen (Gewissenserforschung), bereuen, bessern (Vorsatz), bekennen und büßen. Der Stil einer Lebensbeichte (diese wird z.B. bei Exerzitien abgelegt, wobei man die früher schon gültig gebeichteten und damit auch von Gott verziehenen Sünden im Lichte einer vertieften Erkenntnis und Reue nochmals vor Gottes Angesicht bringt), einer Umkehrbeichte (wenn man längere Zeit nicht mehr gebeichtet und in schwerer Sünde gelebt hat) und einer Andachtsbeichte (es liegen nur läßliche Sünden vor) unterscheidet sich ebenso wie jener einer Kinder- und Erwachsenenbeichte. In der Kürze dieses Artikels kann ich natürlich nicht auf jede spezifische Situation im Detail eingehen.

Die Gewissenserforschung soll den Umständen angemessen sein. Jemand, der schon lange nicht mehr gebeichtet hat, wird dafür selbstverständlich mehr Zeit aufwenden müssen und normalerweise auch einen Beichtspiegel mit heranziehen, als jemand, der regelmäßig einmal im Monat oder noch häufiger das Bußsakrament empfängt. Im ersten Fall können sich schriftliche Notizen als nützlich erweisen, um nichts Wichtiges zu vergessen. Wer gewohnt ist, regelmäßig zu beichten, kann sich normalerweise mit einer kurzen Gewissenserforschung begnügen, wobei eine vollständige Aufzählung aller läßlichen Sünden weder zur Gültigkeit der Beichte notwendig noch in jedem Falle zu empfehlen ist. Man staunt immer wieder, daß nicht nur Kinder der fälschlichen Meinung sind, alle Sünden – auch die läßlichen – müßten in der Beichte bekannt werden. Vielleicht ist das auch der Grund, daß manche fast mechanisch eine ganze Litanei von Sünden bekennen, das wie das Ablesen eines Beichtspiegels erscheint. Wichtiger als eine möglichst vollständige Aufzählung sämtlicher läßlichen Sünden ist das gezielte Herausgreifen bestimmter Sünden, die wir als unsere gravierendsten erkennen, bzw. die unseren geistlichen Fortschritt am meisten hemmen. Dabei gilt es auf die Wurzeln einzelner Sünden zu achten, z.B. warum habe ich Abneigung gegen eine bestimmte Person? Ist es eine menschlich bedingte Antipathie, verletzter Stolz, Eifersucht und Neid oder ein bestimmtes Erlebnis? Hat man erst einmal die Ursache gefunden, dann ist die Heilung entsprechend leichter. Da wir nicht alle Fehler und Sünden auf einmal ablegen können, ist es oft besser, wir konzentrieren uns auf einen bestimmten Hauptfehler und kontrollieren uns speziell darin bis zur nächsten Beichte. Überlegen wir ganz konkret, wie wir ihm entgegen wirken können. Je konkreter unser Vorsatz, um so besser. Bleibt er zu allgemein (z.B. ich will mich um die Nächstenliebe bemühen), ist die Wirkung oft gleich null. Besteht hinsichtlich der läßlichen Sünden keine strenge Beichtpflicht und können diese auch außersakramental durch Gebet und gute Werke vergeben werden, so verhält es sich mit den schweren Sünden ganz anders. Wir nennen sie auch Todsünden, weil sie uns der heiligmachenden Gnade und damit der Freundschaft Gottes berauben.

Es wird oft die Frage gestellt: „Herr Pater, habe ich in diesem Fall eine schwere Sünde begangen?“ Darauf kann man nicht immer eine eindeutige Antwort geben. Die Sünde hat nämlich eine objektive und eine subjektive Komponente. Objektiv läßt sich in der Regel eine klare Auskunft geben, da man beurteilen kann, ob etwas eine schwerwiegende Materie und der durch die Sünde verursachte Schaden groß ist oder nicht (jeder wird z.B. erkennen, daß zwischen einer schweren Verleumdung, welche dem Ruf eines anderen schweren Schaden zufügt und einer Lüge in einer geringfügigen Sache ein qualitativer Unterschied besteht). Subjektiv betrachtet ist das aber oft viel schwieriger. Wie klar war die Erkenntnis des Bösen zum Zeitpunkt der Sünde? Lag eine volle Zustimmung von Seiten des Willens vor? Bei einer schweren Sünde müssen nämlich alle drei Faktoren (schwerwiegende Sache, klare Erkenntnis, volle Zustim-mung) gegeben sein. Man wird sich nicht selten mit einer Vermutung zufrieden geben müssen. Eine sonst gewissenhafte Person darf im Zweifelsfall vermuten, daß sie nicht schwer gesündigt hat. In diesem Falle ist die Beichte wohl empfohlen, aber nicht streng verpflichtend. Denn nur die sicher erkannten schweren Sünden müssen gebeichtet werden. Bei schwerwiegenden Verfehlungen ist man verpflichtet, auch die Zahl (soweit möglich) bzw. den Zeitraum (z.B. wie lange in einem eheähnlichen Verhältnis gelebt) und eventuell wichtige Umstände anzugeben. Es ist für den Beichtvater manchmal unangenehm, wenn er nachfragen muß (besonders im sechsten Gebot). Das Bekenntnis der Sünden soll weder zu allgemein (z.B. ich habe gestohlen), noch zu konkret (z.B. bei sexuellen Verfehlungen unnötige Details erwähnen) sein. Auch ist es in der Beichte nicht ohne wichtigen Grund gestattet, andere Personen anzuklagen. Hat man eine schwere Verfehlung vergessen bzw. die Schwere der Sünde nicht erkannt, so wird die Schuld indirekt im Bußsakrament nachgelassen. Ist man sich dessen später bewußt, so ist die betreffende Sünde bei der nächsten Beichte zu bekennen, man darf aber zwischenzeitlich die hl. Kommunion empfangen.

Manche haben nur die Sünden im Blick, die sie begangen, nicht aber das Gute, das sie schuldhaft unterlassen haben. Das geistliche Leben hat jedoch zwei Zielrichtungen: das Meiden der Sünde und die Entfaltung der Tugenden. Nimmt das eine ab, so nimmt das andere gewöhnlich zu. So bekämpfen wir viel wirksamer eine Sünde, wenn wir uns um die entgegengesetzte Tugend bemühen. Wer z.B. eine Neigung zum Stolz hat, der sollte sich vornehmen, möglichst oft Akte der Demut zu üben: Beleidigungen bewußt und ohne Groll ertragen, ungerechte Kritik stehen lassen, Fehler bereitwillig zugeben und sich bei Fehlverhalten entschuldigen, gute Dinge möglichst im Verborgenen tun, usw.

Der Hauptakzent bei der hl. Beichte soll auf der Reue liegen. Ohne aufrichtige Reue und ehrliche Absicht, die Sünde künftig nach Kräften zu meiden, ist die Beichte eine Farce und eine Lüge vor Gott. Die ehrliche Absicht, die Sünde zu meiden, schließt nicht die berechtigte Sorge aus, im Falle einer Versuchung erneut zu fallen. Je tiefer die Reue und je mehr sie aus der Liebe zu Gott hervorgeht, um so reinigender und heiligender ist die Beichte. „Die Liebe deckt eine Menge Sünden zu!“ (Spr 10, 12) Selbst wenn eine schwere Sünde vorliegt, gelangt man durch die Liebesreue (contritio habitualis), die im Gegensatz zur Furchtreue auch vollkommene Reue genannt wird, wieder in den Stand der heiligmachenden Gnade. Der Grund liegt darin, daß wahre, heilige Liebe stets die Vereinigung mit Gott bewirkt, der die Liebe selbst ist. Deshalb kann man die Bedeutung der Liebesreue nicht genug betonen. Für Christen, welche das Bußsakrament nicht kennen und für Nichtchristen ist sie (von der Taufe abgesehen) die einzige Rettungsplanke. Die Todsünde ist folglich bei der Erweckung der Liebesreue bereits unabhängig vom Bußsakrament verziehen, allerdings für einen Katholiken in Verbindung mit dem Vorsatz, die schwere(n) Sünde(n) baldmöglichst dem Bußsakrament zu unterwerfen. Erst nach dem Empfang des Bußsakraments ist man in diesem Falle berechtigt, wieder die heilige Kommunion zu empfangen. Auch können wir in der Regel nicht mit letzter Sicherheit beurteilen, ob unsere Reue die Qualität einer Liebesreue hatte, auch wenn ich nicht die Meinung einiger Theologen teile, daß sie ein seltener Glückstreffer ist.

Wie oft soll man beichten? Das kann man nicht pauschal beantworten. Bei schweren Sünden soll man die Beichte nicht auf die lange Bank schieben und so sein Heil gefährden. Ansonsten gilt die Empfehlung, das Bußsakrament wenigstens vor den hohen Feiertagen zu empfangen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt, Allerheiligen). Das Amt des Priesters ist bei der Verwaltung des Bußsakraments nicht nur das eines Richters, sondern noch viel mehr das eines Arztes. Die Beichte hat eine heilend-heiligende Wirkung, vor allem dann, wenn sie in Gebet und Buße gut vorbereitet und Ausdruck einer vertieften Zuwendung zu Gott ist. Sie ist ein Heilmittel, welche den Kampf gegen die Sünde in der Kraft des Sakramentes wesentlich unterstützt. Sie ist aber auch ein Heiligungsmittel, indem sie uns entweder die heiligmachende Gnade (= Taufgnade) wiederschenkt oder diese in uns vermehrt. Sie schärft unsere Erkenntnis der Sünde und verweist uns auf die Barmherzigkeit Gottes, auf die wir alle angewiesen sind. Wie vielen Menschen wurde schon durch eine gute hl. Beichte der innere Frieden wieder geschenkt!

In unseren Tagen geht es darum, das hl. Bußsakrament neu zu entdecken und möglichst vielen Katholiken wieder zu erschließen. Gerade der Weltjugendtag in Köln hat gezeigt, daß die Beichte wieder im Kommen ist. Dies ist neben den Päpsten vor allem auch Bischöfen und Priestern zu verdanken, die in den letzten Jahren verstärkt den Mut aufgebracht haben, auf die Notwendigkeit von Umkehr und Buße hinzuweisen. Diese findet in einer hl. Beichte ihren letzten, tiefsten Ausdruck und wirkt in einer entsprechenden inneren und äußeren Bußgesinnung weiter. Die Wiederentdeckung des Bußsakraments, vor allem auch unter der Jugend, ist der Vorbote einer echten Erneuerung der Kirche, die sich immer deutlicher ankündigt. Haben wir den Mut, junge, suchende und sich oft in großer innerer Not befindliche Menschen auf dieses Sakrament der Versöhnung hinzuweisen und zeigen wir ihnen den Weg zu Priestern, welche die Verwaltung dieses heiligen Sakraments im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor Gott ernst nehmen.


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Das Rosenkranzgebet

von P. Andreas Lauer


Auf ein Gebet will ich hier aus aktuellem Anlaß eingehen: auf den Rosenkranz. Der selige Papst Johannes XXIII. hat den Rosenkranz zum allgemeinen Gebet erhoben: Die Priester haben als tägliche Aufgabe das hl. Opfer, das hl. Officium und den Rosenkranz, die Laien aber das hl. Opfer und den Rosenkranz. So beten wir also das ganze Jahr über den Rosenkranz, der Monat Oktober aber ist der Rosenkranzmonat, weil in ihm des Rosenkranzfest liegt.

Der Rosenkranz ist das einzige Gebet, das von der hl. Kirche mit einem eigenen Fest gefeiert wird, denn es ist von einer großen Bedeutung für die ganze Kirche, für die ganze Menschheit. Das Fest wurde eingesetzt zum Dank für den wunderbaren Sieg über die Türken am 7. Oktober 1571 bei Lepanto und auf die ganze Kirche ausgedehnt wiederum nach einem Sieg über die Türken im Jahre 1716. Der Sieg über die Feinde der Christenheit wurde damals nach der allgemeinen Überzeugung nicht so sehr durch die Tat der materiellen Waffen errungen, als vielmehr durch den hl. Rosenkranz.

Dieses Gebet ist nach der heiligen Messe das heiligste, das mächtigste, das gnadenbringenste Mittel, um all das Unheil von der Welt abzuwenden, das uns droht wegen der Sünden, und um eine wirkliche Erneuerung der Kirche zu erlangen. Es ist das Mittel, das Reich des Satans zu besiegen, wie es ja in den Siegen über die Feinde der Christenheit uns gezeigt wurde, denn Maria ist die Frau, die der Schlange den Kopf zertritt, die Frau, die die Kirche am Ende der Zeiten errettet vor dem blutroten Drachen, der die Kirche vernichten will.

Es kommt nun nicht darauf an, daß man fünfzigmal eine bestimmte Formel dahersagt, womöglich noch unter dem Druck: „wenn ich nur schon fertig wäre“, sondern darauf kommt es an: andächtig, betrachtend den Rosenkranz zu beten. Das betont auch die hl. Kirche, indem sie nur demjenigen einen vollkommenen Ablaß gewährt, der unter anderem betrachtend den Rosenkranz betet.

Das Herzstück des Rosenkranzes ist das Vaterunser, dieses Gebet, das dem gottmenschlichen Herzen unseres Heilandes entsprang und das sieben Bitten enthält. Diese sollen an uns und jedem Menschen in Erfüllung gehen – das wollen wir mit dem Rosenkranz in erster Linie erreichen und dazu stehen alle Gnaden bereit, unser Herr hat sie uns ja durch sein Wirken hier auf der Erde verdient. Diese Gnaden sollen und können wir in Anspruch nehmen, indem wir sein Leben, Leiden und Sterben in den verschiedenen Geheimnissen des Rosenkranzes betrachten.

Gott läßt uns den freien Willen – er zwingt niemand mit Gewalt, wir müssen die Gnade wollen, die Gnade in Besitz nehmen, zugreifen. Leider haben wir dazu nicht die nötige Disposition, nicht die nötige Liebe, nicht dieses bergeversetzende Vertrauen, das wir haben müßten. Deshalb gehen wir zu unserer lieben Frau und vereinigen uns mit ihr, mit ihrem Gebet. Sie ist voll der Gnade, kein Stäublein von Sünde trübt die Reinheit ihres Herzens, ihres Vertrauens und ihrer Liebe, mit ihr ist der Herr wie mit keinem anderem Geschöpf. Sie ist die aller Gnaden-Vermittlerin – deshalb: du heilige, du ganz heilige Maria, du Muttergottes, bitte du für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes!

Gründonnerstag – Karfreitag – Ostervigil 2015

Gründonnerstag

 

Karfreitag

 

Ostervigil

2. Fastensonntag 2009

Besuch des Distriktsoberen P. Maußen

Pontifikalamt, 1. März 2008 in St. Ursula

Liturgische Tagung, 29.02. – 02.03.2008

Levitiertes Hochamt, 16. September 2007

 

Taufe im Anschluß