Zum Thronfest des Hl. Apostels Petrus

– am 22. Februar
von P. Marc Brüllingen


Am 22. Februar feiert die Kirche das Thronfest des hl. Apostels Petrus. Petrus, der zusammen mit Paulus am 29. Juni als Hauptapostel verehrt wird, war der erste Papst, dem unser Heiland das oberste Hirtenamt zunächst verheißen hatte (vgl. Mt. 16,18f.: „Du bist Petrus der Fels, und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Und dir werde Ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein.“) um ihn dann später, nach seiner Auferstehung in dieses oberste Amt feierlich einzusetzen (vgl. Jo. 21,15ff.: „In jener Zeit sprach Jesus zu Simon: ‚Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich mehr als diese? Er antwortete Ihm: ‚Ja, Herr, Du weißt, daß ich Dich liebe.‘ Da sprach Er zu ihm: ‚Weide Meine Lämmer!‘ Abermals fragte Er ihn: ‚Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich?‘ Jener erwiderte Ihm: ‚Ja, Herr, Du weißt, daß ich Dich liebe.‘ Er sagte zu ihm: ‚Weide Meine Lämmer!‘ Zum dritten Mal fragte Er ihn: ‚Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich?‘ Da wurde Petrus traurig, weil Er ihn zum dritten Mal fragte: Liebst du Mich? und entgegnete: ‚Herr, Du weißt alles; Du weißt auch, daß ich Dich liebe.‘ Da sprach Er zu ihm: ‚Weide Meine Schafe.'“

Zur Erinnerung an diese Einsetzung hat die Kirche daher das Thronfest des hl. Apostels Petrus eingeführt, das mancherorts auch „Stuhlfeier Petri“ oder „Kathedra Petri“ heißt. Kathedra (oder Cathedra), ist der Wortbedeutung nach ein Sessel oder Stuhl zum Sitzen, auch ein Lehrstuhl an einem erhöhten Orte, überhaupt ein Sitz für einen Ausgezeichneten oder Höheren.

Da der Erste in der kirchlichen Versammlung der Bischof war, gab man insbesondere seinem Sitze diesen Namen. Und zwar war derselbe im Priesterchore angebracht, das in Form einer Krone, als der Altar noch freistand, sich hinter demselben befand. Die Priester saßen auf niedrigen, der Bischof auf einem erhöhten Sitze an der Spitze des Priesterchores. Denn so heißt es im Ordo Romanus I.: „Der Oberpriester steht von seinem Sitze auf und steigt zum Altare hinab.“ Da er eben auf diesem Sitze als der mit der Hohenpriesterwürde und priesterlichen Vollgewalt Bekleidete und demnach so recht eigentlich in dem Amte erschien, welches der Name. „episcopus“, Aufseher, bedeutet, nannte man bald das bischöfliche Amt selbst Kathedra. Insbesondere aber gab man diesen Namen dem Amte des obersten Bischofs, dem die volle apostolische Macht und Würde verblieben und der sowohl für die Lehre als auch für die Gerichtsbarkeit zur lebendigen Mitte, zum Zentrum der Einheit gesetzt worden ist. Von „Kathedra“ kommt folglich auch der Ausdruck „ex cathedra sprechen“, das im eminenten Sinne gebraucht wird, und wobei jener Akt bezeichnet wird, durch welchen der oberste Bischof, falls es nicht möglich wäre, mit dem gesammelten Lehrkörper, dem Träger der Infallibilität, sich zu beraten, allein entscheidet, was in dem betreffenden Punkte zu glauben oder zu tun ist, und wobei er, was Christi Worte an Petrus deutlich genug bezeugen und was auch die Geschichte gelten lassen muß, unter der besonderen Obhut des göttlichen Geistes steht. Kathedra heißt schließlich auch der Tag, an welchem ein bischöflicher Sitz gegründet oder von Seiten eines Bischofs in Besitz genommen wurde, so wie der jährliche Gedächtnistag der Gründung oder des Antritts, den die Kirche festlich feierte. So feierte Jerusalem die Kathedra des hl. Apostels Jakobus schon in der ältesten Zeit; Antiochien und Rom die Kathedra des hl. Apostels Petrus.

Der hl. Papst Leo der Große selbst hielt Reden an diesem Tage zu Rom, und der Bibliothekar Anastasius in vita Hadriani I. beschreibt die Feier dieses Festes. Aber das Fest der Kathedra Petri, als des Fürsten der Apostel feierten sehr früh auch die anderen christlichen Gemeinden. Zu Ehren des hl. Petrus bringen die bereits von der gallikanischen Liturgie beeinflußten Herausgeber des Martyrologiums des Hieronymus die beiden Feste Petri Stuhlfeier am 18. Januar und am 22. Februar. In der Depositio martyrum erscheint dagegen nur am 22. Februar ein Fest der Cathedra Petri, das an eine bei den Römern an diesem Tage übliche Totenmahlfeier angeknüpft haben dürfte (Cathedra = Sesselmahl). Die kirchliche Ablehnung der Totenmahlfeiern im 4. Jahrhundert führte zur Umdeutung des Festes in einen um 500 wieder außer Übung gekommenen Gedächtnistag der Stuhlbesteigung Petri zu Rom (Cathedra = Lehrstuhl, Lehramt). Seit dem 6./7. Jahrhundert ist in Gallien ein meist am 18. Januar gefeiertes Fest zur Erinnerung an die Berufung Petri zum Schlüsselinhaber und Fundament der Kirche sicher nachweisbar, die Sonntage bis Quadragesima wurden sogar danach gezählt. Im Verlauf des fränkisch-römischen Liturgieaustauschs fand dieses Fest auch in Rom Aufnahme, allerdings unter dem traditionellen Datum (22. Februar). Aufgrund einer irrigen Deutung der beiden Daten erhielt das Fest des 22. Februar allmählich den Charakter einer Feier des antiochenischen Amtsantritts Petri (de Cathedra Antiochena). Papst Paul IV. bestimmte 1558 den 18. Januar als Gedächtnistag des römischen Amtsantritts Petri (de Cathedra Romana).

Für uns Gläubige soll das Fest der Thronbesteigung des hl. Apostels Petrus am 22. Februar eine besondere Bedeutung haben, ist es doch der Heiland selbst gewesen, der einem einfachen Fischer, den er dann zum Apostel heranbildete, mit diesem Amte des obersten Hirten hier auf Erden bekleidet hat. Deshalb sollen wir an diesem Tage für unseren Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. beten, der nun das oberste Hirtenamt als rechtmäßiger Nachfolger Petri innehat und daran denken, daß auch er keine leichte Bürde zu tragen hat, ist ihm doch die Christenheit auf der ganzen Erde anvertraut worden.