Vorwort Oktober-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

wie schrieb am Ende des vorletzten Jahrhunderts der große Papst Leo XIII.: „Wir mahnen aufs dringendste alle Christen, öffentlich oder privat und in der Familie das fromme Rosenkranzgebet eifrig zu verrichten und als ständige Gewohnheit einzuführen.“ Aber hat dieses Gebet seither an Beliebtheit gewonnen? Wohl er nicht. Es ist langweilig, sagen die einen, es widerstrebt uns, immer die gleichen Gebetsworte zu wiederholen, sagen die anderen, heutige schnellebige Menschen bringen das nicht mehr fertig. Und doch ist das Beten des Rosenkranzes, wenn es aus vollem Herzen kommt, der „Höhepunkt der Herzensbildung“, wie einmal geschrieben worden ist, sind doch in diesem Gebet alle großen Glaubenswahrheiten unserer Religion zusammengefaßt, werden in ihm und durch es tiefe  Gefühle des menschlichen Herzens angesprochen.

An seinem Anfang steht das Kreuz, das Zeichen unserer Erlösung, das Fundament unseres Heiles. Das Glaubensbekenntnis wird gebetet, es ist jenes Gebet, das bereits die Apostel gebetet haben; es ist geweiht durch das Bekenntnis der Jahrhunderte. Der Eingang in das Rosenkranzgebet ist eine Weckung des Glaubens, eine Stärkung der Hoffnung auf die ewigen Güter und ein Anruf: wecke auf in deinem Herzen die Liebe. In den Rahmen des Vaterunsers und des Englischen Grußes sind wie in einen Blumenkranz die großen Geheimnisse unserer Erlösung gefaßt. Was könnte der Mensch Größeres beten, als daß der Name des Vaters geheiligt, daß sein Reich zu uns komme und sein Wille immer und überall geschehe. Zu wem soll der Mensch gehen und bitten um das tägliche Brot und um Wegnahme der Schuld und um Bewahrung vor Versuchung und allem Übel; das alles kann nur Gott selbst uns geben. Und wenn wir Maria im Englischen Gruß herbeirufen und sie bitten, daß sie für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes bittet, dann ist das nicht eine blutleere Formel, dmit spricht der Beter das Tiefste aus, was ein Menschenherz bewegt und ersehnt.

Am Rosenkranzfest wendet die Kirche das Wort, das Gott einst zu Moses sprach, auf den Rosenkranz an: „Nimm diesen Stab in deine Hand, mit ihm wirst du Wunder wirken“ (Ex. 4,1-17). Moses ergriff den Stab und tat Wunderzeichen; er führte mit ihm das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens, führte es trockenen Fußes durch das Meer, schlug mit ihm Wasser aus dem Felsen und führte das Volk in das gelobte Land.

(Nach: „Das Gnadenjahr“, Großes katholisches Sonntagsbuch, HERDER, Freiburg i. Breisgau 1962)


– Rundbrief Oktober 2016


 

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