Liebe Gläubige,
der November gehört sicherlich nicht zu jenen Monaten, auf die man sich im Laufe des Jahres besonders freut. Häufig legt sich der Nebel über das Land, die Blätter fallen von den Bäumen, viele Tiere bereiten sich ähnlich der Natur auf den Winterschlaf vor. Unwillkürlich werden dabei auch wir an die Vergänglichkeit unseres Lebens erinnert. Liturgisch hebt sich dabei das Fest Allerseelen hervor. An diesem Tag darf der Priester ausnahmsweise dreimal das hl. Messopfer feiern. Es ist ein Tag, an dem besonders viele Gnaden (z. B. der Allerseelenablass) den Armen Seelen am Ort der Reinigung, volkstümlich „Fegefeuer“ genannt, zukommen. Für die Verstorbenen zu beten, ist eine Pflicht der christlichen Nächstenliebe. Wir können dazu beitragen, das Leid derer zu mildern und abzukürzen, die noch Sündenstrafen abzubüßen haben. Denn nichts Unreines kann in den Himmel eingehen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die meisten Menschen, die in der heiligmachenden Gnade Gottes sterben, zuerst durch diese Läuterung gehen müssen, ehe sie in die himmlische Herrlichkeit eingehen. Die wirksamste Hilfe kommt den Seelen im Fegefeuer durch das Heilige Messopfer zugute.
In jeder Heiligen Messe wird ausdrücklich im eucharistischen Hochgebet nach der Wandlung der Verstorbenen gedacht: „Herr, gedenke auch Deiner Diener und Dienerinnen (hier gedenkt der Priester mental oder labial jener, für welche die hl. Messe gefeiert wird, er kann aber auch weitere Verstorbene einschließen, ebenso die Gläubigen), die uns mit dem Zeichen des Glaubens vorangegangen und im Frieden entschlafen sind (hier hält der Priester kurz inne). Wir flehen Dich an, Herr: gewähre ihnen und allen, die in Christus ruhen, in Deiner Milde den Ort der Erquickung, des Lichtes und des Friedens. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.“
Wir dürfen darauf vertrauen, dass auch jenen Verstorbenen die Früchte der Heiligen Messe zugute kommen, deren niemand ausdrücklich gedenkt. Ebenso bin ich überzeugt, dass auch in der Gnade Gottes heimgegangene Nichtkatholiken und sogar Nichtchristen im weiteren Sinn Anteil an den Gebeten der Kirche haben. Es ist aber ebenfalls einleuchtend, dass jene, die zu Lebzeiten eifrig die hl. Messe besucht und am Leben der Kirche teilgenommen haben, in besonderer Weise Hilfe im Jenseits erfahren, vor allem dann, wenn sie selbst häufig für die Verstorbenen gebetet und gute Werke verrichtet haben. Wäre es nicht ein guter Vorsatz, z. B. im November wenigstens eine Werktagsmesse pro Woche zu besuchen und dieses Opfer den Armen Seelen zu schenken? Umso schöner wäre es, wenn diese fromme Übung, die über die Sonntagspflicht hinausgeht, zu einer beständigen geistlichen Übung wird. Freilich ist mir bewusst, dass dies für etliche Gläubige aufgrund der langen und umständlichen Anfahrt schwerlich möglich ist. Aber für jene, für die das nicht gilt, darf Bequemlichkeit nie ein Grund sein, sich auf das Minimum zu beschränken, vor allem dann, wenn man den Wert des hl. Messopfers und auch der überlieferten hl. Liturgie erkannt hat.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hinweisen, dass wir Priester vor jeder Hl. Messe für die Spendung des Bußsakramentes zur Verfügung stehen (hier gibt es Gott sei Dank in der Stadt Köln in mehreren Kirchen ein reiches Angebot). Vor den Abendmessen wird jeweils der Rosenkranz gebetet, am Samstagfrüh können Sie sich mindestens eine halbe Stunde vorher in stillem Gebet auf die hl. Messe vorbereiten.
Für die Düsseldorfer Gemeinde haben wir das liturgische Angebot mit Zustimmung von Herrn Pfarrer Virnich, dem ich dafür herzlich danke, um eine zusätzliche Werktagsmesse am Donnerstagabend in St. Dionysius erweitern können. Für die Sonn- und Feiertage haben wir ab November nun auch günstigere Messzeiten in St. Dionysius, nämlich um 9.30 Uhr und 11 Uhr, anstatt wie bisher um 10.30 Uhr und 11.45 Uhr. Das gilt bereits ab dem Fest Allerheiligen. Ebenso wird am Montag, 2. November, dem Fest Allerseelen, eine Abendmesse stattfinden.
Mit großer Erleichterung haben Sie wohl ebenso wie ich die Entscheidung von Papst Franziskus zur Kenntnis genommen, dass Kardinal Woelki in seinem Amt als Erzbischof von Köln bestätigt worden ist. Auch wenn Fehler vor allem in der Kommunikation der Missbrauchsaufarbeitung vorgekommen sein mögen, so ist doch offensichtlich, dass er seinen Gegnern vor allem wegen seiner kirchlichen Haltung ein Dorn im Auge ist. Jeder, der die Diskussionen um den synodalen Weg aufmerksam verfolgt, kann erkennen, mit welch zweierlei Maß gemessen wird. Bischöfe, die viel größere Fehler begangen haben, kirchenpolitisch aber auf der anderen Seite stehen, bleiben in der öffentlichen Kritik weitgehend verschont, auf glaubenstreue Vertreter der Kirche wird hingegen erbarmungslos eingeschlagen. Wohin der synodale Weg führen soll, zeigt eine Abstimmung bei der letzten Vollversammlung, als eine Mehrheit dem Antrag zustimmte, die Abschaffung des sakramentalen Weiheamtes zur Diskussion zu stellen. Das ist reiner Protestantismus. Und gleichzeitig treten Bischöfe und Laienvertreter für die Einführung des Frauenpriestertums ein. Wie passt das alles zusammen? Wenn wir nicht die Verheißung Jesu hätten, dass „die Pforten der Hölle sie (nämlich die Kirche) nicht überwältigen“, müsste man tatsächlich verzweifeln. Manchmal bleibt wirklich nur noch die Floskel: „Da hilft nur noch beten…“
Es grüßt, ebenso von meinen Mitbrüdern, Sie und Ihre Familien
Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP