Liebe Gläubige,
diese Ausgabe des Kölner Rundbriefs erfolgt diesmal als Doppelnummer für Dezember und Januar.
„Vorbildlich frieren“ – so lautet die Überschrift im „Spiegel“ in der Ausgabe Nr. 43 vom 22. Oktober. In diesem Artikel wird eine Sitzung von 21 Mitgliedern der „ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme“ im Eichensaal des Bundeswirtschaftsministeriums geschildert. Sie debattieren in dieser Nachtsitzung, wie den Menschen im Land finanziell geholfen werden kann. Zitat: „Es wird hitzig debattiert, doch die Temperatur in dem holzgetäfelten Raum ist frostig. Im Wortsinn. „Gegen sechs Uhr saßen die meisten von uns in Mänteln und Schals da, so kalt war uns“, erzählt eine Teilnehmerin. Schuld daran war Hausherr Robert Habeck persönlich. Er hatte verordnet, dass in allen deutschen Behörden ab September Energie gespart werden soll.“
Auch das Erzbistum Köln lässt, wie viele andere Bistümer, in seinen Kirchen „vorbildlich frieren“. So gibt es die dringende Empfehlung an die Kirchengemeinden, dass die Kirchen nicht geheizt werden sollen. So müssen wir uns notgedrungen für die kommenden Monate auch beim Kirchenbesuch „warm anziehen“. Viele werden auch gezwungen sein, im privaten Haushalt aufgrund der hohen Energiekosten „vorbildlich zu frieren“. Wir können aus der Not eine Tugend machen, indem wir diese spürbaren Einschränkungen ohne großes Murren und Schimpfen auf die Politik aus Liebe zu Gott ertragen. Das wäre sicherlich ein Gott wohlgefälliges Fasten sowohl in der Advents- als auch in der Fastenzeit.
Das zu Ende gehende Jahr war überschattet vom Krieg in der Ukraine, dessen Folgen wir nun auch immer mehr zu spüren bekommen. Hinzu kommen die immer drängenderen Probleme der Klimakrise und Umweltverschmutzung, die mit Naturkatastrophen und Flüchtlingskrisen einhergehen. Wir werden nun auch mitten in Europa aus einer lange gepflegten Komfortzone herausgerissen. Als Christen haben wir nochmals einen anderen Blick auf die Geschehnisse.
Kann eine Gesellschaft, die sich in ihrer großen Mehrheit immer mehr von Gott und dem christlichen Glauben verabschiedet, die z.B. ungeborenen Kindern fast keinen Schutz mehr gewährt, auf Dauer intakt bleiben und von Katastrophen verschont werden?
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass dies immer mit einem Niedergang auf verschiedenen Ebenen verbunden ist und nur eine von vielen Menschen mitgetragene Bekehrung aus dem Desaster wieder heraus führt. Bekehrung tut not. Das muss die Erkenntnis unserer Tage sein. Auch innerhalb der Kirche, die seit Jahrzehnten immer mehr in eine tiefe Krise rutscht und vor allem in Deutschland am Abgrund steht, wie uns spätestens nach dem verheerenden Verlauf der letzten Sitzung des synodalen Weges in Frankfurt vor Augen geführt worden ist. Was wird der Papst nun beim Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe (ab dem 14. November) dazu sagen? Auf seine Antwort sind wir alle gespannt. Wenn Sie diese Zeilen lesen, werden sie die Antwort vermutlich aus den Medien erfahren haben. Man würde sich wünschen, dass er, wie einst der hl. Johannes der Täufer den Bischöfen ins Gewissen redet und sie dazu ermahnt, nicht auf die öffentliche Meinung zu schauen, sondern allein unseren Herrn Jesus Christus und seine Lehre zum Maßstab zu machen. Die Worte des Vorläufers Jesu: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30), sollten sich viele Kirchenfunktionäre zu Herzen nehmen, vom „hohen Ross“ heruntersteigen und wieder demütig auf das hören, was uns die Kirche und Jesus Christus zu sagen haben. Da ist nicht von „Anpassung an diese Welt und ihren Geist“ die Rede. Da geht es auch nicht um eine „bessere Welt“, für welche die Politik zuständig ist, sondern da geht es um die Ehre Gottes und das Heil der Seelen.
In der Weihnachtsgeschichte begegnet uns in der Gestalt des Königs Herodes ein selbstherrlicher und gottloser Regent, der uns in seiner Haltung an so manche aktuelle rücksichtslosen und gewaltsamen Herrscher erinnert, die über Leichen gehen, um an der Macht zu bleiben.
Um einen möglichen Konkurrenten auszuschalten, den er in dem „neugeborenen König der Juden“ vermutet, ist Herodes bereit, einen Massenmord zu verüben. Alle Knaben bis zu zwei Jahren lässt er von seinen Schergen in Bethlehem und Umgebung gnadenlos ermorden.
Wir verehren die unschuldig ermordeten Kinder von Bethlehem am 28. Dezember. Ihr Tod, auch wenn sie ihn nicht freiwillig gewählt haben, gereichte ihnen zum Heil. Herodes hingegen, der für einige Jahre seine Macht gesichert und verteidigt hat, obwohl diese nur scheinbar gefährdet war, musste früher oder später für seine Verbrechen Rechenschaft vor Gott ablegen und seine verdiente Strafe dafür empfangen. Auch für ihn gilt die Mahnung Jesu: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden an seiner Seele leidet“ (Mk 8,36)? Diese Frage müssen wir uns alle stellen. Die Adventszeit hat den Charakter einer Bußzeit. Das neue Kirchenjahr, das mit der Adventszeit beginnt, ist eine Einladung, Korrekturen vorzunehmen, die notwendig sind. Um diese notwendigen Korrekturen zu erkennen, ist die Tugend der Demut Voraussetzung. Hochmütige Menschen sind blind für ihre Schwächen. An ihnen prallt der Ruf zu Umkehr und Buße ungehört ab. Johannes der Täufer hat diese Erfahrung genauso gemacht wie sein Herr und Meister Jesus Christus, dem er den Weg bereitet hat.
Möge die diesjährige Advents- und Weihnachtszeit für uns alle eine Zeit der Gnade sein. Wir dürfen dabei auch „vorbildlich frieren“, aber noch mehr gilt es „vorbildlich zu leben“, die Werke der Nächstenliebe zu üben und für das Heil der Seelen zu beten und zu opfern.
Ich freue mich sehr darüber, dass die Einzelseelsorge in den letzten Monaten spürbar zugenommen hat und gerne in Anspruch genommen wird. Unser Haus in Köln-Lindenthal steht für seelsorgliche Gespräche und Anliegen auch in der Weihnachtszeit für alle, die das wünschen, offen.
Ich möchte an dieser Stelle all jenen ganz besonders danken, die in unseren verschiedenen Gemeinden der Niederlassung Köln sich durch ihre Mitarbeit engagieren. Wir dürfen uns auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Helferinnen stützen, ohne die vieles nicht möglich wäre, vor allem im liturgischen Bereich (Sakristeidienst, Ministrantendienst, Orgelspiel und Scholagesang), aber auch darüber hinaus. Wir wissen diese außerordentliche Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen. Möge das unser Herr und Heiland allen in reichem Maße vergelten! In diesem Sinne feiern wir jeden Monat für jene, die uns auf diese oder andere Weise als Freunde und Wohltäter (besonders auch durch Spenden) unterstützen eine Dankmesse. Ich werde das hl. Messopfer auch wieder in der hl. Nacht in dieser Intention feiern und alle Ihre Anliegen dem göttlichen Kind in der Krippe anvertrauen. Möge diese Advents- und Weihnachtszeit für Sie und Ihre Familien bei allen Sorgen, die uns umtreiben, eine Zeit der Gnade sein, die uns Gott und Seiner Liebe näher bringt!
Das wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen, auch im Namen meiner Mitbrüder Pater Fuisting, Pater Brüllingen und Pater Unglert von Herzen.
Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP