Pater Miguel Stegmaier verstorben

Mit schwerem Herzen geben wir bekannt, dass unser Mitbruder, Pater Miguel Stegmaier, am späten Abend des 19. Dezembers tödlich verunglückte.

Zum Zeitpunkt des Unglücks hielt sich Pater Stegmaier mit drei weiteren Personen in einem Haus der Bruderschaft im oberfränkischen Landkreis Hof auf. Er hatte sich bereits in sein Zimmer zurückgezogen, als die Mitbewohner den Ausbruch eines Feuers bemerkten. Sie versuchten Pater Stegmaier aus seinem Zimmer zu retten, die schwere Rauchentwicklung und die Hitze machten dies jedoch unmöglich. Erst die alarmierten Rettungskräfte der Feuerwehr konnten ihn bergen. Die eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen blieben allerdings ohne Erfolg. Die Ursache des Brandes wird derzeit noch untersucht.

Miguel Stegmaier wurde am 13. Mai 1976 in Santiago de Chile (Chile) geboren. Prägend war für ihn die Zeit auf einer Jesuitenschule in der chilenischen Heimat, wo er bereits früh die Liebe zum Gottesdienst und zur lateinischen Sprache empfing. 1996 trat er in das Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad ein und wurde am 21. Juni 2003 für die Bruderschaft zum Priester geweiht. Von 2003 bis 2020 war Pater Stegmaier in unserem Apostolat in Köln tätig. Seine Frohnatur und sein Eifer für die Liturgie haben ihm dort viele Herzen gewonnen.

Requiescat in Pace!


Quelle: https://petrusbruderschaft.de/pages/themen/bruderschaft/tod-von-miguel-stegmaier.php

Hirten der Kirche

von P. Bernhard Gerstle


Angesichts der schweren Glaubenskrise nach dem 2. Vatikanischen Konzil sah sich der hl. Papst Johannes Paul II. veranlasst, unter der Federführung des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, von allen Gläubigen und Klerikern, die ein kirchliches Amt übernehmen, zuvor einen Treueid zu verlangen. Bis zum 8. Januar 1990 galt der Treueid nur für die Bischöfe. Dieser Treueid besteht im Ablegen des Glaubensbekenntnisses und in den drei folgenden Zusätzen:

„Fest glaube ich auch alles, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird, sei es durch feierliches Urteil, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt.

Mit Festigkeit erkenne ich auch an und halte an allem und jedem fest, was bezüglich der Lehre des Glaubens und der Sitten von der Kirche endgültig vorgelegt wird.
Außerdem hange ich mit religiösem Gehorsam des Willens und des Verstandes den Lehren an, die der Papst oder das Bischofskollegium vorlegen, wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie nicht beabsichtigen, diese in einem endgültigen Akt zu verkünden.“

Wie wohl etliche Gläubige aus leidvoller Erfahrung berichten können, besteht zuweilen ein eklatanter Widerspruch hinsichtlich dieser Vorgaben der Kirche und der realen Situation. Eine beträchtliche Anzahl kirchlicher Amtsträger äußert und handelt anders, als sie vor Gott und der Kirche im Treueid versprochen hat. Betrifft das Bischöfe und Kardinäle, dann ist der Schaden besonders groß. Priester und Gläubige, welchen der Gehorsam noch etwas bedeutet, geraten dann in erhebliche Gewissenskonflikte. Die Mehrheit der deutschen Bischöfe, teilweise getrieben von der Erwartungshaltung liberaler Katholiken und dem Druck der Funktionärsriege des ZDK, teils aber aber aus eigener Überzeugung, bringt durch ihren Kurs, der bei der Synode in Frankfurt deutlich geworden ist, glaubenstreue Katholiken und vor allem glaubenstreue Priester immer mehr in die Bredouille. Als „anders katholisch“ umschreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, diese Agenda, die letztlich auf eine Protestantisierung der katholischen Kirche hinausläuft.

Es gibt schon Kleriker, welche deshalb aus ihrer Heimatdiözese in eine Diözese flüchten, die dort noch von einem Bischof geleitet wird, der sich an die verbindliche Lehre der Kirche gebunden fühlt. Ein Bischof oder Priester, der sich über Anweisungen des Papstes und über die verbindliche Lehre der Kirche hinwegsetzt, untergräbt seine eigene Autorität und kann für seinen Ungehorsam keinen Gehorsam beanspruchen. Selbst einem Papst sind Grenzen gesetzt. Auch er ist an die göttliche Offenbarung und die daraus fließende verbindliche Lehre der Kirche gebunden. Er kann sie nicht willkürlich ändern. Das Dogma der Unfehlbarkeit gibt uns allerdings die Sicherheit, dass dieser Fall nicht eintreten wird. Das gilt natürlichen nicht für Äußerungen des Papstes, welche nicht als Ausdruck des kirchlichen Lehramtes zu bewerten sind, wie beispielsweise in einer Predigt, einem Interview oder einer Audienz. Auch schließt das Unfehlbarkeitsdogma keineswegs Fehler und Schwächen in der Amtsführung sowie in der persönlichen Lebensführung aus. Dass wir unseren Glauben teilweise im Widerstand gegen die Hirten der Kirche verteidigen müssen, ist ein furchtbares Dilemma, was an finstere Zeiten der Kirchengeschichte erinnert.

Viele Gläubige laufen Gefahr, angesichts dieser Situation mutlos zu werden oder nach außerkirchlichen Lösungen zu suchen. Das ist zwar verständlich, kann aber nicht die richtige Lösung sein. Die katholische Kirche unter Leitung des Papstes ist und bleibt die Kirche Jesu Christi. In der gegenwärtigen Situation ist von uns ein großes Vertrauen auf seine Verheißung gefordert: „Du bist Petrus, der Fels. Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen. Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt. 16,8)! Halten wir uns in dieser außergewöhnlichen Prüfung an diese Verheißung. Stehen wir angesichts der Krise umso fester zur Kirche, beten wir für glaubensschwache oder gar untreue Hirten und unterstützen wir nach Kräften jene Bischöfe und Priester, welche sich als wahre Seelsorger und treue Hirten der Kirche erweisen.

Jesus vor Pilatus

von Pater Marc Brüllingen


Jesus steht in souveräner Größe und königlicher Hoheit vor dem Volk und Pontius Pilatus, dem römischen Landpfleger. Äußerlich scheint es so, als wäre Jesus ohne Macht, allein, ohne Hilfe, und doch spricht er furchtlos von der wahren Größe, dem wahren Reich und der wahren Macht, die ihm gegeben ist.

Die Worte Jesu enthalten ein Zweifaches. Zunächst einmal enthalten sie das Bekenntnis seiner königlichen Größe und seines Reiches, das nicht von dieser Welt ist und somit alle anderen Reiche überragt.

Seine Worte sind aber auch als Appell an das Gewissen des Pilatus zu verstehen. Jesus ist in diese Welt gekommen, damit er für die Wahrheit Zeugnis ablege. Wenn es Pilatus wirklich um die Wahrheit gehen sollte, wird er innerlich die Stimme Christi als die Stimme der Wahrheit und folglich als Stimme Gottes erkennen.

Doch Pilatus weicht mit seiner skeptischen Frage aus: „Was ist Wahrheit?“ Trotzdem ist ihm die Unschuld des Angeklagten nun klar, und er will ihn auch freigeben. Aber um das Volk der Juden zu beruhigen, gleichsam als Kompromiß, will er einen berüchtigten Bandenführer, der wegen eines Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis gekommen war, freilassen. Schon die Gegenüberstellung des Heilandes und eines Mörders stellt schon eine tiefe Demütigung dar.

Daraufhin läßt Pilatus Christus geißeln, um dem Volk der Juden eine Art Genugtuung bieten zu können. Aber auch diese schreckliche römische Geißelung, die Jesus erfährt, erreicht nicht die Wirkung, um das Volk umzustimmen, es verspürt kein Mitleid und fordert immer mehr in lautem Haß die Kreuzigung Jesu.

Und auch hier spricht Pilatus. „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Jesus erwidert kein Wort. Sein Schweigen und Dulden zeigt hier seine seelische Größe. Die Schmerzen seiner Geißelung und Dornenkrönung sind unerträglich und doch sind die seelischen Schmerzen größer.

Es zeigt sich, daß sich Pilatus immer mehr als schwacher Mensch erweist. Obwohl er mehrere Ausweichversuche unternimmt sowie Unschuldsvermutungen formuliert, verurteilt er Christus dann doch zum Tod. Die Behauptung, daß Jesu der Sohn Gottes sei, erweckt in ihm eine abergläubische Furcht. Und der Vorwurf: „Wenn du diesen freiläßt, bist du kein Freund des Kaisers“, erinnert ihn daran, daß er schon einmal wegen unnötiger Verletzung der Religion der Juden beim Kaiser verklagt worden war. Deshalb befürchtete er, bei erneuter Klage, die kaiserliche Gunst ganz zu verlieren. Pilatus ist Vertreter äußerer Macht und Größe, aber ein schwacher und kleiner Mensch, ein im Tiefsten furchtsamer Charakter, der seine Furcht durch sein forsches Auftreten zu verbergen sucht, ein Mensch, der in der entscheidenden Stunde seines Lebens versagt.

Ganz anders dagegen Jesus: Er steht in ruhiger Würde und Gelassenheit vor seinem ungerechten Richter. Äußerlich in Ohnmacht, so scheint es, innerlich dagegen groß und mächtig. Er weiß, wie der Prozeß ausgehen wird und daß der Wille des himmlischen Vaters erfüllt wird. Furchtlos spricht er deshalb zu Pilatus. „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dier nicht von oben gegeben wäre.“

Die Menschenfurcht des Pilatus siegt und so übergibt er Jesus seinen Feinden zur Kreuzigung. Die Juden schlagen ihren eigenen gottergebenen König, den meschgewordenen Sohn Gottes ans Kreuz. Das Volk Israel verwirft Gott und wird von Gott selbst verworfen, bis zu dem Tag, an dem es sich bekehrt und Gott sich seiner erbarmt.

Es liegt etwas Erhabenes in diesem Moment: Es ist der weltgeschichtliche Augenblick, in welchem Gott durch Menschen verworfen und der Gottmensch durch Menschen getötet wird. Und trotzdem ist und bleibt die Gnade Gottes größer als die Sünden der Menschen, und daß Gott auch das Böse zum Guten lenken kann und wir die Hoffnung haben dürfen, daß er uns in seiner Liebe verzeiht, weil seine Liebe größer ist als unser menschliches Tun.

Dieses Mißverhältnis zwischen äußerer Macht des Staates und rein innerlich geistiger Macht des Reiches Gottes hat seit Christus gedauert durch alle Jahrhunderte und wird dauern bis zum Ende der Tage. Bald in friedlicher Auseinandersetzung, bald in blutiger Verfolgung und Unterdrückung. Der Kampf zwischen Kirche und Staat, zwischen geistlichem und weltlichem Recht. Der Staat will sich nicht damit abfinden, daß es eine Gesellschaft gibt, die von ihm unabhängig ist und die aus eigener Machtvollkommenheit Entscheidungen trifft. Trotzdem gehen beide Mächte auf Gott zurück. „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.“

Die Kirche ist daran gewöhnt, Verleumdungen zu erdulden, den Auseinandersetzungen staatlicher Gewalt ausgeliefert zu sein. Das „Kreuzige“ gehört wesentlich zu ihrer Geschichte. Doch schreitet sie wie der göttliche Meister mit erhobenem Haupt voran, unberührt von allen Verfolgungen und Angriffen seitens ihrer Feinde. Gott beschützt die Kirche. Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, aber es ist in dieser Welt. Aus diesem Grund muß es sich mit dieser Welt auseinandersetzen und auf die Mächte der Welt treffen.

In memoriam Papst Benedikt XVI.

(1927-2022)


Am 31. Dezember hat Papst Benedikt sein Leben in die Hände Gottes zurück gelegt. Es passt ins Bild, dass seine letzten hörbaren Worte gelautet haben: „Herr, ich liebe Dich!“ Seine erste Papstenzyklika trug den Titel: „Gott ist die Liebe!“ Papst Benedikt war nicht nur ein großer Gelehrter, sondern auch ein zutiefst geistlicher Mensch. In seinen Schriften und Predigten fällt immer wieder der Begriff: „Christus von innen her kennen!“ Dieses „von innen her“ geschieht bei ihm durch inneres Gebet, Betrachtung und geistliche Lesung.

Der unmittelbare Kontakt zu den Menschen fiel ihm schwerer als seinem Vorgänger und seinem Nachfolger. Von Natur aus eher schüchtern, suchte er nicht die große Bühne. Diese vornehme Zurückhaltung machte ihn aber auf der anderen Seite auch sympathisch. Als feinfühliger Mensch litt er unter ungerechten Angriffen. Ganz besonders traf ihn der infame Vorwurf, er habe als Erzbischof von München-Freising bewusst sexuelle Missbrauchstäter geschützt und Taten vertuscht. Das Gegenteil war der Fall. Als Präfekt der Glaubenskongregation hat er dafür gesorgt, dass hunderte Priester und etliche Bischöfe des Amtes enthoben und laisiert wurden. Als Papst hat er eine Null-Toleranz-Politik durchgesetzt und den schlimmen Skandal um den verbrecherischen Gründer der Legionäre Christi, Gabriel Maciel, aufgedeckt. Die kompromisslose Verteidigung der Glaubenswahrheiten musste er mit dem zweifelhaften Ruf, ein „Panzerkardinal“ zu sein, bezahlen. Doch bis auf einige völlig verblendete Theologen, haben selbst sehr erbitterte Gegner seine Brillanz als Theologe anerkannt. So wundert es nicht, dass erste Rufe laut werden, den „Mozart der Theologie“ (Guido Horst in der Tagespost v. 5. Januar) zum Kirchenlehrer zu ernennen. Ich bin überzeugt, dass dies auch eines Tages erfolgen wird.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus hat ihm sehr viel zu verdanken. Ohne ihn wäre wohl kaum die Gründung unserer Gemeinschaft in den Wirren um die schismatischen Bischofsweihen von Écône 1988 möglich gewesen. Er war es, der vier unserer Priester, darunter unseren ersten Generaloberen Pater Bisig, wenige Tage später Anfang Juli 1988 empfing und die Gründung einer neuen Gemeinschaft nach Kräften unterstützte. In der aktuellen Februar-Ausgabe des Informationsblattes beschreibt unser Mitgründer und erster Generaloberer Pater Josef Bisig (1988-2000) treffend dessen entscheidende Rolle in den schwierigen Anfangsjahren der Petrusbruderschaft, in denen die zarte Pflanze unserer Gemeinschaft durch Angriffe von innen und außen einige Male zu ersticken drohte. Papst Benedikt XVI. verteidigte schon sehr früh als Professor und Kardinal die Texte des 2. Vatikanischen Konzils gegen eine modernistische Interpretation und Vereinnahmung. Er bestand darauf, dass sie im Lichte der früheren Konzilien und im „Lichte der Tradition“ gelesen und verstanden werden müssen. Dass sich die Extreme wie so oft berühren, sieht man gerade im Verständnis des Konzils. Sowohl die Modernisten, als auch Vertreter der Traditionalisten wie die Piusbruderschaft, sehen im Konzil einen Bruch und lehnen daher entweder die „vorkonziliare“ oder die „nachkonziliare“ Kirche ab. Gegen beide Richtungen wehrte sich in seinen Schriften und Predigten sehr überzeugend der verstorbene Papst. Es war auch sein großes Verdienst, die überlieferte Liturgie aus der Versenkung zu holen und diesen großen Schatz wieder der ganzen Kirche zugänglich zu machen. Erzbischof Gänswein hat inzwischen bestätigt, wie traurig den emeritieren Papst Benedikt das Motu Proprio „Traditionis Custodes“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2021 gemacht hat, als dieser die großzügige Freigabe der überlieferten Liturgie wieder drastisch eingeschränkt hat. Hoffen und beten wir, dass diese Maßnahme durch einen Nachfolger im Sinne von Papst Benedikt XVI. wieder rückgängig gemacht wird (Pater Gerstle).