Liebe Gläubige,
am 11. Februar jährt sich zum 167. Mal der Jahrestag der ersten Erscheinung Mariens in Lourdes. Sie ist im Jahre 1858 der hl. Bernadette Soubirous (1844-1879) erschienen. Erst als die hl. Gottesmutter bei einer der folgenden Erscheinungen auf die Frage, wer sie sei, sich mit den Worten vorstellte: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis!“ war der zuständige Pfarrer Peyramale von der Echtheit überzeugt. Vier Jahre zuvor hatte Papst Pius IX. das Dogma, dass Maria von Anfang an durch ein besonderes Gnadenprivileg Gottes von der Erbsünde bewahrt geblieben ist, feierlich verkündet. 1907 hat Papst Pius X. das Fest zur Erinnerung an diese erstmalige Erscheinung liturgisch für die ganze Kirche vorgeschrieben.
Die Priesterbruderschaft St. Petrus hat sich am 11. Februar 2022 durch die Weihe an die hl. Gottesmutter ganz ihrem Schutz und ihrer Fürsprache anvertraut. Anlass war die weitere Einschränkung der überlieferten lateinischen Liturgie durch das päpstliche Motu Proprium „Traditionis Custodes“. Wenige Monate später empfing Papst Franziskus zwei unserer Patres, den Regens von Wigratzbad und den Distriktsoberen von Frankreich, Pater Ribeton und Pater Paul Joseph in Privataudienz. Bei dieser herzlichen Begegnung sicherte er unserer Gemeinschaft zu, dass wir nicht von den Einschränkungen betroffen sind. Darin kann man schon die erste positive Auswirkung unserer Weihe an die hl. Gottesmutter von Lourdes erkennen.
Dennoch bleiben gewisse Sorgen bestehen, geht es ja auch nicht nur um unsere Priesterbruderschaft St. Petrus, sondern um die ganze Kirche. Bei allem Wohlwollen des Papstes uns gegenüber, offenbart seine jüngst veröffentlichte Autobiographie „Hoffe“ ein ziemlich deutliches Unverständnis für all jene, die an früheren Gewohnheiten liturgischer Disziplin festhalten.
Zweifellos gibt es im Lager der sog. „Traditionalisten“ ungesunde, verengte und teilweise auch fanatische Einstellungen, welche dem wahren Anliegen erheblich schaden. Aber diese Randerscheinungen dürfen doch nicht den Blick auf die vielen Priester und Gläubigen verstellen, die aus einem tiefen Glauben und einer echten Frömmigkeit heraus, diese Form der Liturgie und die damit verbundene Spiritualität zutiefst wertschätzen und lieben, so wie dies unzählige Heilige im Laufe der Kirchengeschichte getan haben. Der verstorbene Papst Benedikt XVI. und etliche hohe Würdenträger haben diese Wertschätzung in Wort und Schrift immer wieder bekundet und den Verlust des Heiligen gerade im sakralen Bereich beklagt. Dass gerade die Berührung mit der überlieferten Liturgie zahlreiche Menschen, vor allem auch junge Leute, zu einer wahrhaften Erneuerung des Glaubens und des christlichen Lebens führt, ist nicht zu übersehen. Umso mehr schmerzt das Pauschalurteil des Heiligen Vaters in seiner Autobiographie, das sich auf wenige negative Erfahrungen stützt, die es sicherlich auch gibt.
Unsere Aufgabe ist es jedoch nicht, den Papst zu kritisieren, sondern für ihn und seine Mitarbeiter zu beten. Dass zuweilen selbst Heilige von Päpsten nicht verstanden worden sind und manche sogar zeitweise sanktioniert wurden, denken wir nur an den hl. Pater Pio, ist auch ein Teil der Kirchengeschichte und soll uns über die gegenwärtige Notlage hinwegtrösten.
Wir freuen uns, dass unser Generaloberer, Pater John Berg, alle Priester der Petrusbruderschaft und die mit uns verbundenen Gläubigen auffordert, am Fest der ersten Erscheinung Mariens in Lourdes, am 11. Februar die Weihe zu erneuern. Er bittet um eine Vorbereitungsnovene, die am 2. Februar, dem Fest Maria Lichtmess beginnt und am 10. Februar endet. Zum Weihetag werden Vertreter unserer Gemeinschaft nach Lourdes reisen, um dort an der Grotte die Weihe der gesamten Bruderschaft an die Muttergottes zu erneuern. Andachtsbildchen mit dem Weihetext wurden inzwischen den einzelnen Niederlassungen zugesandt. Wir freuen uns über eine zahlreiche Teilnahme der Gläubigen in unserer Kirche Maria Hilf im Rahmen einer feierlichen hl. Messe mit anschließender Sakramentsandacht.
Es grüßt Sie alle im Gebet verbunden herzlich
Ihr Pater Bernhard Gerstle