Kritik am Weltjugendtag?

von P. Daniel Eichhorn


Von sogenannt konservativer Seite ist, nicht zuletzt in einschlägigen Internetforen, erneut ein Meer von Häme über solche Art von katholischer Jugendveranstaltung ausgegossen worden. Was war da angeblich wieder alles nicht recht! Bei solchen ,Mega-Events‘ würde der Einzelne zur ,Masse‘. Es gäbe zu viel ,Trara‘ und zu wenig Geistliches. Es herrsche die Feierlaune, nicht die Anbetung, die Emotion, nicht der Geist. Damit sei von vornherein klar: Es fehlen die bleibenden Früchte, das Weitertragen des Impulses im Alltag. Sogar von jugendlichen Ausschweifungen war erneut zu hören. Die Massenkonzelebrationen durch Priester wurden erneut kritisiert, und der Papst mutiere in den Augen von Welt und Zuschauern zum Popstar. Und überhaupt: Solche ,happenings‘ – das hat es früher nicht gegeben. – Was soll man von solcherlei Äußerungen halten?

Zunächst wird man feststellen: Es gibt offenbar Menschen, denen – entgegen ihrer eigenen Aussagen und ihrem eigenen Gehabe – im Grunde nichts heilig ist. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es sich bei den Autoren nicht selten um streit- und kritiksüchtige und damit unreife Menschen handelt. Alles müssen sie kommentieren, zu allem und jedem ,ihren Senf geben‘. Damit erheben sie sich über andere und dies in unnötiger Weise. Sie richten, obwohl das Richten auf ein Minimum zu reduzieren wäre: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ (Matth 7,1) Und: „Alter schützt vor Torheit nicht!“ Ein weiser Mensch aber hat gelernt, seine Zunge im Zaum zu halten, wenn er Gedanken hat, die gegen die Liebe wären oder nichts Vernünftiges beizutragen hat.

Nun, zweifellos gibt es im Rahmen solcher Veranstaltungen bedauernswerte und inakzeptable Mißstände. Sündhafte Laster sind selbstverständlich zu vermeiden und rufen nach Sühne. Die Frage der eucharistischen Konzelebration von einer sehr großen Gruppe von Priestern ist weiterhin keiner befriedigenden Lösung zugeführt, auch wenn Rom dem Vernehmen nach Einschränkungen erarbeitet. Und tatsächlich sollten Priester, spätestens zur Meßfeier, ihr Haupt von z.T. cowboyhutartigen Kopfbedeckungen befreien.

Auch ist die Gefahr, daß der Papst zum Star avanciert, d.h., daß rein menschliche Aspekte in den Vordergrund treten, zweifellos nicht ganz von der Hand zu weisen. Dennoch: Es gab in der jüngeren Geschichte wohl selten einen Papst, dem die persönliche Bescheidenheit so wichtig war und der sein Ego derart in den Hintergrund stellte, damit Christus um so mehr ,durchscheine‘, den er als Person und geweihter Bischof repräsentiert. Papst Benedikt XVI. sucht die Öffentlichkeit nicht für sich, sondern für den, dem er dient. Er versteht sein Tun nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck.

Überhaupt gilt: „Abusus non tollit usum“, d.h.: Der (mögliche) Mißbrauch einer Sache hindert nicht, daß diese auch in rechter Weise verwendet werden kann! Wäre dem nicht so, dann wären die Väter des Trienter und noch mehr des Konstanzer Konzils am besten zu Hause geblieben. Denn die Ausschweifungen auf diesen Kirchenversammlungen sind sattsam dokumentiert. Der Mensch ist schwach und neigt zur Sünde, das ist altbekannt. Daraus kann kein Verbot Gutes zu tun abgeleitet werden. Das wäre nicht katholisch.

Die WJT-Kritiker müssen sich somit die Frage gefallen lassen, ob denn der Papst besser zuhause bleiben soll? Aber wo bliebe dann das missionarische Engagement der Kirche, die doch gesandt ist bis an die Grenzen der Erde? Und wenn beklagt wird, daß die langfristigen Früchte ausbleiben, dann sollten sich die Kritiker vor allem Vorschläge überlegen, wie dem denn zu steuern wäre. Dann wird sich zeigen, ob sie auch zum Selberdenken fähig sind oder ob sie nur arme, destruktive Menschen sind, die ihre eigenen Probleme auf andere abwälzen. Immer muß der Kritiker sich die ehrliche Frage stellen: Könnte ich es besser? Es bleibt dabei, auf der Ebene der Weltkirche- wie auf Gemeindeebene: „Reden ist Silber, schweigen ist Gold!“