Monat: November 2016
Der hl. Clemens von Rom
hl. Clemens I. (Fest: 23. November)
von P. Marc Brüllingen
Die Kirche S. Clemente in Rom, gelegen an der Straße, die vom Kolosseum zum Lateranpalast führt, gehört kunsthistorisch zu den wichtigsten Kirchenbauten überhaupt, da sie am besten von allen den Charakter einer frühchristlichen Basilika bewahrt hat. Der von außen fast unscheinbar wirkende Bau erhebt sich über einem der ältesten christlichen Versammlungsorte Roms, dem Elternhaus des heiligen Clemens, der von 88-97 als dritter Nachfolger von Petrus den Papststuhl innehatte. Die Unterkirche, die schon im vierten Jahrhundert erwähnt wurde, ist seit 1108 von der Oberkirche überbaut. Lange Zeit war der Kirchenbau in der Tiefe vergessen, bis man ihn 1857 wiederentdeckte und nach und nach freilegte. Heute gehört dieses einmalige Bau-Kunstwerk zu den größten Sehenswürdigkeiten Roms. Die Reliquien des großen Papstes Clemens I. werden im Hochaltar der Oberkirche aufbewahrt.
Clemens Romanus kam gegen Mitte des ersten Jahrhunderts in Rom zur Welt und wurde im heidnischen Glauben erzogen. Schon früh erkannte er, daß es etwas geben müsse, das tiefer ging, etwas, das mit Unsterblichkeit zu tun hatte. Eines Tages hörte Clemens eine Predigt des Apostels Barnabas und hatte gefunden, wonach er suchte. Er ließ sich von Barnabas taufen und zu Petrus führen. Dieser lernte den jungen Clemens in der Folgezeit kennen und schätzen und ernannte ihn schließlich selbst noch zu seinem Nachfolger auf dem Stuhl Petri. Doch nach dem Tod von Petrus im Jahr 64 weigerte sich Clemens, die Nachfolge des großen Apostelfürsten anzutreten. So wurden erst noch Linus und Anakletus zu Bischöfen von Rom gewählt, bis sich Clemens im Jahr 88 dem Druck von Klerus und Volk beugte und das Amt antrat. Über seine Amtszeit ist jedoch kaum etwas überliefert.
Die Legende erzählt, daß Clemens I. Ende des ersten Jahrhunderts aus Rom vertrieben wurde und auf Anordnung des Kaisers – möglicherweise Trajans – in den berüchtigten Marmorsteinbrüchen von Chersones auf der heutigen Krim arbeiten mußte. In den Steinbrüchen herrschte akuter Wassermangel, die Zwangsarbeiter drohten teilweise zu verdursten. Als Clemens einmal sah, wie ein Schaf an einer bestimmten Stelle mit dem Huf scharrte, grub er mit den Händen nach, und – so die Legende – plötzlich sprudelte eine Quelle aus dem Boden.
Der wutentbrannte Kaiser ließ Clemens daraufhin mit einem Anker um den Hals ins Meer stürzen und die Neugetauften hinrichten. Der Slawenapostel Cyrillus, der Gefährte von Methodius, soll die Gebeine von Clemens dann im Jahr 868 nach Rom zurückgebracht haben, wo sie in der Kirche S. Clemente beigesetzt wurden.
(nach: Vera Schauber, Hanns Michael Schindler – Die Heiligen im Jahreslauf
Pattloch-Verlag, 5. überarbeitete Auflage 1989)
Vorwort November-Rundbrief
Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,
direkt zu Beginn diesen Monats gedenkt die Kirche derer, die sie am Ziel angekommen sieht, die den Lauf vollendet und nun mit weißen Kleidern angetan und mit Palmzweigen in den Händen vor dem Thron Gottes stehen und mit lauter Stimme rufen: „Heil unserem Gott“, wie es in der Lesung der Hl. Messe am Festtag Allerheiligen heißt. Die Kirche freut sich über die große Anzahl, von der es heißt, daß sie „niemand zählen kann“. Sie kommen aus allen Völkern, Stämmen und Nationen. Es sind Heilige mit Namen, die uns wohl bekannt sind und ohne Namen, die in keinem Kalender stehen, die vielen unbekannten Heiligen. Sie gingen über die Straßen über die wir gehen, sie wohnten in unseren Häusern. Viele oder fast alle von ihnen wurden kaum beachtet und gelobt. Aber in ihrem Leben trugen sie bereits verborgen die Reichtümer Gottes in ihren Seelen. Ihr Herz hielten sie frei für das Ewige, sie hungerten und dürsteten nach der Gerechtigkeit, übten Barmherzigkeit, erlitten Verfolgungen, verbreiteten Frieden, hielten ihr Herz rein, erwiderten Schmähung und Haß mit Liebe. Verlacht wurden sie als Toren und ihre Lebensweise hielt man für Unsinn. Aber ihre Tränen wurden getrocknet, kein Leid, kein Schmerz, keine Trauer und kein Tod mehr gibt es für sie, unter die Kinder Gottes sind sie gezählt und sind im Frieden Gottes.
Die heilige Theresia vom Kinde Jesu beschreibt das Glück der Heiligen so: „Glücklich ist euer Los, ihr Heiligen, da ihr ohne Furcht eure Seligkeit genießt und in dauernder Verzückung das Lob meines Gottes feiert. Wie beneide ich euch, weil ihr ledig seid des Schmerzes, den mir in diesen unseligen Zeiten die schweren Beleidigungen verursachen, die meinem Gott zugefügt werden, und der Anblick der ungeheuren Undankbarkeit und der tiefen Verblendung, in der viele Seelen nicht innewerden, daß der Satan sie mit sich führt!
O selige Seelen des Himmels, kommt unserem Elend zu Hilfe, bittet für uns die göttliche Barmherzigkeit, damit sie uns eurer Freude zugeselle und uns teilhaben lasse an der klaren Schau, die ihr nun genießet. (…)
Glückliche Seelen, ihr habt die Gaben Gottes so gut auszuwerten gewußt und euch ihrer bedient, um euch ein so köstliches und beständiges Erbteil zu erwerben, sagt uns doch, wie ihr es angefangen habt, zu dieser immerwährenden Freude zu gelangen! Kommt uns zu Hilfe, die ihr dem Quell schon nahe seid, und schöpft Wasser für uns, die durstig verschmachten.“
Mit Segensgruß, Ihr
Pater Fuisting
– Rundbrief November 2016
Bild: Allerheiligen | Foto: Heike Hannah Lux