Warum Halbwahrheiten so gefährlich sind

Vorwort zum August/September-Rundbrief


Liebe Gläubige,

warum sind Halbwahrheiten so gefährlich? Ja, gefährlicher als eindeutige Irrtümer? Weil sie schwerer zu erkennen und von der Wahrheit zu unterscheiden sind! Der Erfolg zahlreicher Irrlehrer beruht darauf, dass sie in vielerlei Hinsicht Richtiges und Wahres behaupten und das Falsche, Irrige geschickt darunter mischen. So sind ihre Zuhörer oder Leser leicht zu täuschen. Wir müssen darum schon sehr genau hinschauen und hinhören, wenn etwas behauptet wird, was neu und fremd klingt, anders jedenfalls, als wir es bisher gelernt haben. Das gilt besonders für Dinge, die unser ewiges Heil betreffen, nämlich in Fragen des Glaubens und der Sitte. Es ist zweifellos richtig, dass es einen Fortschritt in der Erkenntnis der Wahrheit gibt. Auf diesen Grundsatz berufen sich meistens die Neuerer. Allerdings besteht dieser Fortschritt in einer organischen, kontinuierlichen Weiterentwicklung, welche die bisher geltende Lehre bestätigt, allerdings auch vertieft. Aber eine neue Lehre, die im Widerspruch steht zu bisher verbindlichen Glaubensüberzeugungen, ist abzulehnen, weil sich der Heilige Geist, der in der Kirche wirkt, nicht widersprechen kann.

Was darum die Kirche früher verbindlich gelehrt hat, wird immer richtig sein, auch wenn neue Erkenntnisse hinzukommen. Man kann das vergleichen mit dem Bau eines Hauses. Da wird zunächst das Fundament gelegt und dann kommt Stein auf Stein dazu, bis am Ende das ganze Haus einschließlich des Daches steht. So haben auch Christus und die Apostel das Fundament der Kirche gelegt und später kam ein Stein nach dem anderen bis auf den heutigen Tag unter dem Einfluss des Heiligen Geistes hinzu. Und dieser Bau ist noch nicht vollendet. Immer noch kommen neue Erkenntnisse hinzu. Würde man nun aber einen Stein aus dem Ganzen herausbrechen, ein Dogma, z.B. die Lehre über die Erbsünde, so würde das Gebäude in sich zusammenbrechen. Es muss uns daher sehr hellhörig und besorgt machen, wenn nun auf dem synodalen Weg aus dem Munde von Bischöfen und Laien von einem „Umbau“ die Rede ist, von Lehren, die geändert werden müssen. Gott sei Dank kam Widerspruch von einigen deutschen Bischöfen und Persönlichkeiten des kirchlichen Lebens, vor allem aber von Bischöfen und Kardinälen der Weltkirche. Es prallen hier zwei Positionen unvereinbar aufeinander. Die eine Seite will die Kirche umkrempeln, so dass man sich fragen muss, was dann noch am Ende von ihr übrig bleibt. Die andere Seite wiederum ist zwar bereit, über die eine oder andere Reform zu diskutieren, die notwendig scheint, aber in Treue zum überlieferten Glaubensgut der Kirche. Die Fronten sind bereits so verhärtet, dass die Spaltung schon mit Händen greifbar ist, auch wenn sie noch nicht offiziell vollzogen ist. Das Aussitzen dieser Situation wird auf Dauer nicht funktionieren. Der Papst hätte es in der Hand, eine klare Entscheidung herbeizuführen. Diese Chance bietet sich ihm spätestens beim „Ad-limina-Besuch“ der deutschen Bischöfe im November in Rom. Doch viele fürchten nicht zu Unrecht, dass die Hängepartie weiter geht, was die Lage aber nur verschlimmert. Schon beginnt der Flächenbrand auf andere Länder überzuschwappen. Es ist bereits jetzt allerhöchste Zeit, mit den Löscharbeiten zu beginnen. Wohl dürfen wir uns auf die Verheißung Christi stützen: „Die Pforten der Hölle werden sie (die Kirche) nicht überwältigen (Mt. 16,18)!“ Aber wie viel von der Kirche Jesu Christi nach so vielen Jahren des Niedergangs, der vor allem innerkirchlich bedingt ist, noch übrig bleiben wird, das wissen wir nicht. Unsere Aufgabe besteht darin, zu beten und treu zu sein, jeder an seinem Platz und gemäß seinem Stand. Das schließt die Bereitschaft und den Mut ein, nur noch zu einer kleinen Minderheit zu gehören. Doch das sind wir der Liebe zu Christus und seiner Kirche schuldig. Die Wahrheit war noch nie eine Frage der Mehrheit. Und ich kenne keinen Heiligen, der seine Glaubensüberzeugungen aufgrund von Mehrheitsverhältnissen oder „Lebenswirklichkeiten“ in opportunistischer Weise angepasst oder gar über Bord geworfen hat. Ihr Vorbild und Handeln muss für uns die Richtschnur sein in der gegenwärtigen Verwirrung!

P. Bernhard Gerstle FSSP

Die Kirche in Deutschland auf dem Weg der Selbstzerstörung

von P. Bernhard Gerstle


Angesichts der Diskussionen und Beschlüsse des „synodalen Weges“ befürchten viele gläubige Katholiken, aber auch Bischöfe und Kardinäle, dass wir in Deutschland auf dem Weg in ein Schisma sind. Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet geht in einem Gastbeitrag für „katholisch.de“ vom 25.04.2022 schon weiter, indem er ein Schisma bereits als faktisch gegeben sieht. Für den modernistischen Theologen freilich kein Problem.

Bischof Bätzing übt sich hingegen noch in Beschwichtigungsversuchen. Die in Briefen offen geäußerte Sorge von amerikanischen und skandinavischen Bischöfen und Kardinälen, ebenso des Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Gadecki, vor einer drohenden Glaubensspaltung in Deutschland aufgrund der Mehrheitsbeschlüsse der Synodalenmitglieder, wischte er ohne sachliche Argumente zur Seite

Die Mehrheit sieht jedenfalls mit Bischof Bätzing offensichtlich kein Problem darin, dass die Kirche ihre bisherige Lehre in vielen Bereichen ändert. Für Dogmen ist in diesem Denksystem kein Platz mehr. Die Kirche kann nach diesem Verständnis weder verbindliche Glaubenslehren, noch eine bestimmte Sexualmoral vorschreiben. Zurecht hat dies Papst Franziskus kürzlich mit den Worten kommentiert: „Eine protestantische Kirche in Deutschland genügt.“

Dass sich der „Katholische Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transsexuellen-Verband“ mit den Forderungen der Reformbewegung „Maria 2.0“ solidarisierte, passt ins Bild. Wie sehr der Glaubensabfall innerhalb der Kirche fortgeschritten ist, offenbarte sich auch jüngst beim Stuttgarter Katholikentag, als der württembergischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras, einer Muslimin, die hl. Kommunion gereicht wurde.

Der Glaube und die Sakramente als Billigware, angeboten zum Schleuderpreis. Sieht so die Zukunft der Kirche aus? Die Befürworter dieser Kirchenpolitik meinen, dass die Kirche nur dann wieder für die Menschen attraktiv wird, wenn sie sich deren Lebenswirklichkeit anpasst. Die Frage nach der Wahrheit hat in diesem System freilich keinen Platz mehr.

Der Dogmatiker Karl-Heinz Menke meint hingegen zurecht: „Der weitaus größte Teil der Katholiken in Deutschland hat sich der Kirche nicht deshalb entfremdet, weil sie sich zu wenig, sondern weil sie sich zu viel angepasst hat (Vatican-Magazin, Juni 2022).“ Und er schließt mit dem Resümee, dass es für die kirchliche Einheit der katholischen Kirche in Deutschland vielleicht schon zu spät ist, weil Rom es versäumt hat, rechtzeitig einzugreifen.

Die Herz-Jesu-Verehrung

Von P. Marc Brüllingen


Das Heiligste Herz Jesu ist ein Sinnbild für die unendliche Liebe unseres Herrn Jesus Christus zu uns Menschen. Das göttliche Herz Jesu steht jedoch auch für das Erbarmen Gottes mit der sündigen Menschheit, für Sühne und Vergebung unserer Sünden. Das Fest des heiligsten Herzens Jesu wird am Freitag nach dem zweiten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Daher ist der gesamte Monat Juni dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu ist in der Heiligen Schrift im Johannes­evangelium begründet. Dort heißt es im 34. Vers des 19. Kapitels (Joh 19,34): „Als sie aber zu Jesus kamen, sahen sie, daß er schon tot war; sie zerschlugen ihm daher die Gebeine nicht, sondern einer der Soldaten öffnete seine Seite mit einer Lanze, und sogleich floss Blut und Wasser heraus.“ In der Seitenwunde Jesu, aus der Blut und Wasser hervorquoll, haben die Kirchenväter die Pforte des Heils sowie die Gnadenströme für uns Menschen gedeutet, die Sakramente, die daraus geflossen sind.

Anregungen für eine Herz-Jesu-Verehrung sind schon im Spätmittelalter zu finden, vor allem in der deutschen Mystik. Namentlich seien hier Mechthild von Magdeburg (1207-1282), Gertrud von Helfta (=Gertrud die Große – 1256-1302) und Heinrich Seuse (1295-1366) erwähnt.

Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Leben am Kreuz hingegeben, und deshalb wurde dieses Herz als Sinnbild und Ort der unendlichen Liebe zu uns Menschen ganz besonders verehrt.

Der stärkste Impuls der Herz-Jesu-Verehrung kam jedoch von der französischen Ordensschwester Margareta Maria Alacoque (1647-1690). Am 19. Juni 1675 in der Fronleichnamsoktav, erschien Jesus Christus der hl. Margareta Maria Alacoque in Paray-le-Monial, als sie vor dem Tabernakel kniete. Er zeigte ihr sein Herz und sagte: „Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, daß es nichts gespart hat, um sich zu opfern, und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, daß Herzen, die Mir besonders geweiht sind, Mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange Ich von Dir, daß der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung Meines Herzens werde; daß man an dem Tage sich dem heiligen Tische nahe, und einen Ehrenersatz leiste, zur Sühnung all der Beleidigungen, welche Meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche Dir, daß mein Herz diejenigen m reichsten Maße den Einfluß seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren, und die sorgen, daß es auch von andern verehrt werde.“

Das Herz-Jesu-Fest, das am zweiten Freitag nach Fronleichnam begangen wird, ist quasi eine Fortsetzung der Verehrung der heiligsten Eucharistie am Fronleichnamsfest, um dadurch zu einer noch häufigeren und würdigeren hl. Kommunion zu gelangen. Eine Herz-Jesu-Verehrung entwickelte sich bereits im Hochmittelalter. Der hl. Johannes Eudes (1601-1680) regte eine Feier des Heiligsten Herzens Jesu an. Der Bischof von Rennes erteilte ihm hierfür am 8. März 1670 die Erlaubnis, „das Fest des anbetungswürdigen Herzens unseres Herrn Jesus Christus“ zu feiern. Am 20. Oktober 1672 fand die erste liturgische Feier statt. Der hl. Johannes Eudes (1601-1680) gründete eine Ordensgemeinschaft: die Kongregation von Jesus und Maria (später auch Eudisten genannt). Ab dem 17. Jahrhundert setzten sich besonders die Jesuiten für die Ausbreitung der Herz-Jesu-Verehrung ein, die durch die Visionen der hl. Margareta Maria Alacoque nochmals starke Zunahme erhielt. Auch verbreiteten die Jesuiten die Herz-Jesu-Verehrung in ihren Volksmissionen. Als der Jesuitenorden im Jahre 1773 durch Papst Clemens XIV. (1769-1774) aufgehoben wurde, wurde somit auch die Herz-Jesu-Verehrung zeitweise verboten.

Erst im späten 18. und im 19. Jahrhundert erhielt die Herz-Jesu-Verehrung wieder eine starke Verbreitung. Auf Anregung der sel. Maria Droste zu Vischering (1863-1899) weihte Papst Leo XIII. (1878-1903) anläßlich der Eröffnung des Heiligen Jahres 1900 an Weihnachten 1899 die ganze Welt dem Herzen Jesu. Diese Weihe wurde alljährlich am Herz-Jesu-Fest erneuert, bis Papst Pius XI. (1922-1939) sie 1925, als er das Christkönigsfest einführte, auf diesen Tag verlegte.


Foto: Andachtsbilder / Museum Kolumba, Köln

Gedanken zum Fest Christi Himmelfahrt

von Pater Gerstle


Liturgischer Höhepunkt in diesem Monat ist zweifellos das Fest Christi Himmelfahrt, das wir am 26. Mai begehen. Dies ist ein guter Anlass, den Sinn und das Ziel unseres Lebens noch bewusster in den Blick zu nehmen. Viele Menschen machen sich darüber so gut wie keine Gedanken. Als Priester und Seelsorger bin ich schon mehreren Schwerkranken begegnet, die nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hatten und mich wissen ließen, dass sie sich noch nie gedanklich damit auseinandergesetzt zu haben, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Können wir das nachvollziehen? Die Leute machen sich unzählige und teilweise auch berechtigte Gedanken darüber, was alles passieren könnte, ob eine neue Virus-Variante kommt, ob sie möglicherweise ihre Arbeit verlieren, ob sie noch die Miete bezahlen können, wenn die Energiepreise weiter steigen, ob der Krieg in der Ukraine sich ausweitet usw., aber der allerwichtigsten Frage überhaupt weichen sie aus: gibt es ein Leben nach dem Tod und wenn ja, was bedeutet das für uns?

Für uns als gläubige Christen ist der Himmel, die ewige Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott, das Ziel unseres Lebens. Von dem Erreichen dieses Zieles hängt unser ewiges Glück ab. Himmel oder Hölle, das ist das alles Entscheidende, auf das es letztlich ankommt! Dass dies nicht nur eine vage Hoffnung ist, dafür steht die Auferstehung Jesu von den Toten und seine Heimkehr zum Vater. Vor seinem Abschied tröstete Jesus seine Jünger und Apostel: „Ich gehe euch voraus, eine Wohnung zu bereiten (Joh. 14,2).” Doch wie viele Wohnungen im Himmel werden unbelegt bleiben, weil Menschen, für die sie vorgesehen waren, nicht oben ankommen, sondern verloren gehen? Die Sorge um das ewige Heil der Seelen muss uns alle, besonders aber die Priester nach den Worten von Papst Benedikt XVI. mit einer „heiligen Unruhe” erfüllen. Diese „heilige Unruhe“ steht in Gegensatz zu einem heute auch in der Kirche weit verbreiteten und unrealistischen Heilsoptimismus. Das war nie die Haltung der Kirche. Freilich sollen auch wir ein großes Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit haben. Aber Gottes Barmherzigkeit ist immer an das ehrliche Bemühen um das Halten seiner Gebote und die aufrichtige Reue über unsere Sünden gebunden. Jesus sprach noch ein anderes Wort: “Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen (Joh 14,2)!”

Ob wir die uns zugedachte „Wohnung“ im Himmel erhalten, hängt davon ab, in welchem Maße wir mit der Gnade Gottes mitgewirkt haben. Leider bleiben selbst jene, welche in der Gnade Gottes sterben und gerettet werden im übernatürlichen Sinn oft unter ihren Möglichkeiten, weil sie Gott nicht das gegeben haben, das sie hätten geben können. In ihrer Liebe und Hingabe, in ihrer Gottes- und Nächstenliebe waren sie schwach und kleinlich, ihre ungeordnete Eigenliebe war zu ausgeprägt, die Lust dieser Welt hatte sie zu sehr vereinnahmt und ihre Bereitschaft, mit Christus das Kreuz zu tragen, war nicht genügend vorhanden. Und so haben sie nicht den Grad an Heiligkeit erlangt und damit den Grad an ewiger Glorie, der ihnen mit der Gnade Gottes möglich gewesen wäre.

Es geht nicht darum, im Sinne eines weltlichen Kaufmannsdenkens nach einem möglichst großen Lohn im Himmel zu schielen, wenn wir als Christen aufgerufen sind, nach Heiligkeit zu streben. Denn was ist der ewige Lohn im Himmel? Nicht eine Sache, sondern die ewige Vereinigung mit Gott in Liebe, die für uns ein Glück bedeutet, das alle unsere irdische Vorstellungskraft übersteigt. Und wahre Liebe kennt kein „genug“. Diese liebende Vereinigung in der Schau Gottes hat für jeden Seligen eine unterschiedliche Intensität und Qualität, auch wenn dies alle im Himmel als vollkommenes Glück empfinden, das nicht mehr übertroffen werden kann. Papst Benedikt XVI. bringt das in seiner Enzyklika „Spe salvi“ so wunderbar zum Ausdruck:

“Ewigkeit ist das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vorher und Nachher mehr gibt. Ewigkeit ist das Leben in Fülle, ein immer neues Eintauchen in die Weite des Seins, in dem wir von Freude und Glück überwältigt werden.”

Im Lichte der Ewigkeit betrachtet, relativiert sich Vieles hier auf Erden. Das irdische Glück ist schnell vergänglich und auch die Leiden verlieren angesichts ihrer begrenzten Dauer an Schrecken. „Das Leben ist kurz”, sagt der hl. Don Bosco, „darum müssen wir uns beeilen, das Wenige zu tun, das man tun kann, bevor der Tod uns überrascht.” Spätestens am Ende unseres Lebens werden wir erkennen, wie recht die Heiligen hatten, indem sie alles auf diese eine Karte gesetzt haben.

Jubiläum in Frielingsdorf

Herzliche Einladung anlässlich des Jubiläums

10 Jahre Hl. Messe im a.o. Ritus in St. Apollinaris, Frielingsdorf

am Sonntag, den 15. Mai 2022


  • 14:30 Uhr
    • Aussetzung des Allerheiligsten
    • Marienandacht
    • Barmherzigkeitsrosenkranz
    • stille Anbetung
    • Sakramentaler Segen

  • 15:30 Uhr
    • Geistlicher Vortrag (15-20 Minuten)
    • Referent: Pater Fuisting

  • 16:00 Uhr
    • Gedankenaustausch im Jugendheim bei Kaffee und Kuchen

  • 17:00 Uhr
    • Rosenkranz

  • 17:30 Uhr
    • hl. Messe
    • Zelebrant: Prälat Scherer

Die geistliche Vaterschaft des hl. Josef

von P. Josef Unglert


Dass der Wonnemonat Mai der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht ist, wissen die meisten Gläubigen. Schließlich finden ja vielerorts die beliebten Maiandachten statt. Auch der Monat März hat seinen besonderen Patron: den hl. Josef. Am 19. März feiert die Kirche das Hochfest des Bräutigams der allerseligsten Jungfrau und des Nährvaters Christi. Ausgehend von diesem Fest, ist nach einer frommen Tradition der ganze Monat März dem hl. Josef anvertraut. Die Gläubigen sind gehalten in ihren privaten Andachten und Gebeten besonders den Nährvater Christi zu verehren, der nach Aussagen vieler Heiliger, z.B. hl. Theresia von Avila, zu den mächtigsten Fürsprechern im Himmel gehört. Die hl. Kirchenlehrerin schreibt u.a.: „Zu meinem Fürsprecher und Herrn erwählte ich den glorreichen heiligen Josef und empfahl mich ihm recht inständig. Und in der Tat, ich habe klar erkannt, daß dieser mein Vater und Herr es gewesen, der mich sowohl aus meiner damaligen Not als auch aus andern noch größeren Nöten, die meine Ehre und das Heil meiner Seele betrafen, gerettet und mir sogar mehr noch verschafft hat, als ich zu bitten gewußt. Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte.“

Unser Herr Jesus Christus ist für uns Maßstab und Urbild. Der Christ ist gerufen, ein alter Christus d.h. ein anderer Christus zu werden. Das, was der Herr uns vorgelebt hat, sollen wir nachahmen. Nun hat sich unser Herr Jesus Christus während seines verborgenen Lebens ganz in die Obhut des hl. Josef gegeben. Diesem Beispiel dürfen auch wir folgen. Voll Vertrauen dürfen wir uns unter den Schutz des hl. Josef stellen und uns ihm weihen, ihn als unseren geistlichen Vater erwählen.

Die Aussage Mariens, als sie den Jesusknaben im Tempel fand – „Warum hast du uns das angetan, siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“ Lk 2,48 – lassen auf eine sehr vertraute Beziehung zwischen Christus und dem hl. Josef schließen. Dem dürfen auch wir uns anschließen. Christus hat uns durch die Taufe zu Kindern des himmlischen Vaters gemacht. Am Kreuz gab er seine heiligste Mutter der Menschheit zur Mutter. Es ist zwar nicht überliefert, dass er den hl. Josef uns zum Vater gegeben hat. Aber der hl. Josef vertrat vor Jesus Christus den himmlischen Vater. Christus hat ihn nicht nur als Ernährer angesehen, sondern auch als Vater geliebt und respektiert. Wenn Christus dies getan hat, dann sollten wir uns diesem Beispiel anschließen.

Der hl. Josef will auch uns Vater sein und ist gerade für die heutige Zeit ein hervorragender Patron und ein ermutigendes Beispiel.

Wir erleben heute eine Krise gelebter Vaterschaft. Wahre Männlichkeit scheint eine Seltenheit geworden zu sein. Der Feminismus zeigt sich hier mit schlimmen Folgen: wahre Ritterlichkeit und echte edle Männlichkeit werden bekämpft im Namen einer falsch verstandenen Freiheit. Dabei bilden doch gerade diese die Grundlagen für wahre Vaterschaft. Ohne wahre Vaterschaft kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Sie steht für Gerechtigkeit, Fürsorge, Liebe. Nicht ohne Grund beginnt das Gebet, das der Herr uns selbst gelehrt hat, mit den Worten: „Vater Unser …“ In den Evangelien wird der hl. Josef als „gerecht“ bezeichnet. Gerecht bedeutet in der alttestamentlichen Sprache soviel wie vollkommen. Der hl. Josef wird also in der heiligen Schrift als ein vollkommener Mann beschrieben, ein Vorbild wahrer Ritterlichkeit und edler Männlichkeit.

Der heilige Josef ist für uns Vorbild und Fürbitter am Throne Gottes zugleich. Wie die hl. Theresia bezeugt, hilft der hl. Josef in jeglicher Lage und erwirkt uns bei Gott noch mehr, als wir zu bitten wagen. Dieser große Heilige wird jedenfalls unser Vertrauen in vielfältigen Anliegen nicht enttäuschen.

Die heilige Scholastika und das benediktinische Ideal 

von P. Josef Unglert


Bild: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon (CC)

Für den Christen ist jeder Tag ein Tag der Freude, denn an jedem Tag hat mindestens ein Heiliger im Himmel sein Fest. Am 10. Februar feiert die Kirche die hl. Scholastika. Sie war die Schwester des hl. Benedikt von Nursia und gründete – parallel zu ihrem heiligen Bruder – die Benediktinerinnen. Daher ist es sehr passend, dass sie den Namen Scholastika trägt, bedeutet dieser doch „die Gelehrte“ oder auch „die Lernende“

Die hl. Scholastika lebte um das Jahr 500 in Umbrien. Nach dem Tod ihrer Eltern, wählte sie das Leben einer Einsiedlerin am Fuß des Berges Montecassino, auf dessen Gipfel Benedikt mittlerweile seine klösterliche Gemeinschaft gegründet hatte. Da sie in der Lebensführung ihrem Bruder folgte, gilt sie als die erste Benediktinerin.

Einmal im Jahr besuchten sich die zwei Geschwister zum gemeinsamen Gebet und auch zu geistlichen Gesprächen. Als Benedikt nach dem Abendessen in sein Kloster zurückwollte, bat Scholastika, dass er die Nacht noch bei ihr bleibe, damit sie ihr Gespräch fortsetzen können. Scholastika ahnte nämlich, dass sie bald sterben werde. Benedikt wollte aber nicht bleiben, da seine Klosterregel vorschrieb, ins Kloster zurückzukehren. Daraufhin verrichtete Scholastika ein stilles Gebet und plötzlich begann ein heftiger Sturm, so dass Benedikt nicht mehr nach Hause konnte. Benedikt war erschrocken und fragte seine Schwester: „Was hast Du gemacht?“ Darauf antwortete sie nur: „Ich habe Dich gebeten und Du wolltest nicht hören. Also habe ich meinen Gott gefragt und er hat mich erhört. Geh also, wenn Du kannst, in Dein Kloster zurück.“ Benedikt musst also bei seiner Schwester bleiben. Drei Tage später starb Scholastika, und Benedikt sah ihre Seele zum Himmel steigen in der Form einer weißen Taube.

Diese Begebenheit aus dem Leben der hl. Scholastika will uns lehren, dass wir mit all unseren Anliegen in kindlicher Einfachheit zu Gott gehen und Ihm voll Vertrauen unsere Anliegen vortragen. Dabei sollen wir aber nicht eigensinnig dem Herrgott mit dem Anliegen sofort die Lösung vortragen. Er selbst kennt ja unsere Anliegen und weiß viel besser was gut ist für uns. Tragen wir daher all unsere Sorgen, aber auch unsere Freuden von den Thron Gottes und legen wir unsere Leben mit kindlichem Vertrauen in seine Hände. Der Herr wird dann seinen Segen geben und für alles sorgen. Dominus providebit – Der Herr wird sorgen!

Das Fest der hl. Scholastika bietet darüber hinaus die Gelegenheit uns das benediktinische Motto par excellence wieder zu vergegenwärtigen: „ora et labora“ – bete und arbeite! Dieses Motto gilt nicht nur für die benediktinische Familie, sondern ist eine Spiritualität für die ganze Welt, gerade für den mitten in der Welt stehenden Laien. „Bete und arbeite!“ Allzu oft nehmen wir den arbeitsreichen Alltag als ein Hindernis auf dem geistlichen Weg wahr. Das sollte aber nicht so sein. Gewiss müssen wir uns auch Zeiten für das Gebet reservieren, damit wir nicht im Aktivismus versinken. Das Gebet soll aber auch nicht zum Ersatz der Arbeit werden. Vielmehr soll das eine das andere befruchten, so dass letzten Endes unser ganzes Leben und Arbeiten ein immerwährendes Gebet sein möge. Um dahin zu gelangen, eignen sich hervorragend die zahlreichen kleinen Stoßgebete, die die katholische Kirche kennt. Mit einem solch „kurzen Aufblick zum Himmel“ sollen wir uns den Tag hindurch und auch während der Arbeit immer wieder in die Gegenwart Gottes versetzen. Auf diese Weise ergänzen sich Gebet und Arbeit, sowohl in benediktinischen Klöstern, als auch für die Gläubigen in der Welt, wenn auch entsprechend der Standespflichten mit verschiedenen Schwerpunkten. Es grüßt Sie herzlich

Ihr P. Josef Unglert