Der hl. Apostel Thomas

von P. Bernhard Gerstle


Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, feiern wir das Fest des hl. Apostels Thomas. Man nennt ihn auch den „ungläubigen Thomas.“ Er hatte das Pech, dass er fehlte, als Jesus erstmals seinen Jüngern und Aposteln erschienen war. Als die Jünger ihm voll Freude sagten „Wir haben den Herrn gesehen!“, entgegnete er ihnen: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25)!

Das ist die typische Antwort eines Skeptikers. Das andere Extrem sind die Leichtgläubigen. Sie neigen dazu, sofort auch den größten Unsinn zu glauben. Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir die Skeptiker lieber. Was geistert heutzutage nicht alles an Unsinn durch die Medien, sowohl in politischer als auch in religiöser Hinsicht! Da würde ich mir auf jeden Fall „mehr Thomas“ wünschen. Freilich war seine Reaktion auf den Bericht der Erscheinung Jesu nicht vorbildlich. Und er wurde ja auch vom Herrn dafür getadelt. Doch genauso wunderbar war seine Reaktion, als Jesus ihm erschien und ihn bat seine Hand in seine Seite zu legen. Demütig ging er auf die Knie und sprach die wunderbaren Worte: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28)!

Professor Spindelböck kommentiert dieses Bekenntnis folgendermaßen:

“Sagen wir nicht, Thomas hätte nach dieser Begegnung nicht mehr glauben müssen. Ja, er hat Jesus gesehen in seiner verklärten Menschheit und darum an ihn geglaubt! Er glaubte aber an Jesus nicht als bloßen Menschen, sondern er bekannte, vom Heiligen Geist ergriffen und erleuchtet: „Mein Herr und mein Gott!“ Die Gottheit Jesu Christi ist ihm im Glauben aufgeleuchtet. Sein Herz war fähig, über das Sichtbare vorzudringen zum Unsichtbaren und Göttlichen.”

Wir dürfen Thomas und dem Evangelisten Johannes, der dies niedergeschrieben hat, für dieses Glaubenszeugnis überaus dankbar sein. Es zeigt einmal mehr, dass die Apostel keine Tagträumer gewesen sind. Vielmehr waren sie sehr realistisch und ausgestattet mit einem gesunden Menschenverstand. Sie kamen ja aus eher einfachen Verhältnissen. Mit harter Arbeit haben sie ihr Brot verdient. Das waren gestandene, aufrichtige Männer. Als der Erzengel Gabriel Maria erschien und die Menschwerdung Gottes verkündete und ihr mitteilte, dass sie den Sohn Gottes empfangen und gebären sollte, da stellte die hl. Gottesmutter die völlig berechtigte Frage: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne (Lk 1,34)?“ Auch sie erwartete vom Engel eine plausible Erklärung. Wir dürfen ebenfalls Gott so manche Frage stellen und im Gebet oder durch Fügung auf eine Antwort hoffen. Freilich steht über all diesen Fragen, was der Erzengel Gabriel Maria als Antwort gab: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich (Lk 1.37)!“ Das muss uns zuweilen als Erklärung genügen und es ist die einzige Antwort, welche wir Ungläubigen geben können, wenn sie uns beispielsweise kritisch darauf ansprechen sollten, wie das möglich sein soll, dass die Mutter Jesu zugleich Jungfrau war, vor, in und nach der Geburt.

„O Heiland reiß die Himmel auf“

von P. Korbinian Mendler


Ein bisschen Tannengrün im Kerzenschein, einen Hauch von Glühwein in der Nase und eines der vielen getragenen Adventslieder im Ohr: Es braucht nicht viel, um in uns eine adventliche Stimmung aufkommen zu lassen. Sie prägt diese Zeit der Erwartung, in der wir dem Weihnachtsfest entgegengehen, der Ankunft des Herrn.

Ein bisschen weniger romantisch besinnlich, aber dafür umso erwartungsvoller war wohl die Zeit, in der das Lied vom Himmel aufreißenden Heiland entstanden ist. 1622 wurde es in Würzburg erstmals veröffentlicht. Vier Jahre zuvor war jener Konflikt eskaliert, der in den kommenden Jahrzehnten als Dreißigjähriger Krieg auf deutschem Boden ausgetragen werden sollte. Die Bevölkerung leidet unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen, unter Seuchen und Hungersnöten, ganz abgesehen davon, dass eine große religiöse Verwirrung herrscht. Unter solchen Umständen versteht man den Wunsch nach Erlösung und Gerechtigkeit. Und man versteht den Erfolg eines Liedes, das diese Gedanken aufgreift, das hofft, dass Weihnachten nicht nur als Termin im Kalender steht, sondern Wirklichkeit wird. Schon im Folgejahr erscheint das Lied in Köln und anderen Orten, 1666 schließlich unter der heute bekannten Melodie in einem „Rheinfelsischen Gesangbuch“.

„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.“ Der Autor, mutmaßlich Friedrich Spee, hatte wohl andere Sorgen im Kopf als Geschenkekaufen. Vielleicht schwebte ihm auch noch die Hexenverfolgung vor Augen, deren Irrsinn er als Beichtvater von Betroffenen hautnah miterlebte und gegen die er sich neun Jahre später, ebenfalls anonym, mit einer Denkschrift wandte („Cautio Criminalis“), ohne allerdings das Ende der Hexenverbrennungen mitzuerleben. Liest man den Text seines Liedes aus dieser Perspektive, so bekommt der ohnmächtige Ruf nach Gerechtigkeit noch einmal eine ganz andere Dramatik. „O Sonn, geh auf, ohn‘ deinen Schein in Finsternis wir alle sein“…

Im Advent 2024 sind wir Gott sei Dank vor solchen existenziellen Sorgen weitgehend verschont. Doch so manches Weh mag in diesem „Jammertal“ auch noch heute zu hören sein, der Wunsch nach Erlösung und Gerechtigkeit ist jedenfalls noch immer zu spüren.

Interessant ist dabei, dass er letztlich die poetische Darstellung eines Bibeltextes ist. Ähnlich wie in dem 150 Jahre jüngeren Lied „Tauet Himmel den Gerechten“ bezieht sich Friedrich Spee auf eine Prophetie des Jesajabuches (Jes 45,8), das im lateinischen Text vom Geheimnis der Menschwerdung spricht, davon, dass „der Gerechte“ wie fruchtbarer Regen oder Tau auf die Erde herabkomme, und zugleich wie ein Spross aus der Wurzel Jesse aus der Erde „hervorsprieße“. Die Verbindung kommt zustande durch das „Ja“ der Gottesmutter, in der der Gottessohn Mensch wird. Aus diesem Grund ertönt der alte Jesajatext schon seit vielen Jahrhunderten am Anfang der adventlichen Marienmessen – der „Roratemessen“, die in der Regel bei Kerzenschein gefeiert werden…

Friedrich Spee hat mit dem Ruf nach dem Himmel aufreißenden Heiland also sehr viele adventliche Gedanken miteinander verbunden. Möge sein Lied wie auch unser ganzes schönes Liedgut dazu beitragen, dass der Advent nicht nur eine romantisch stimmungsvolle Zeit von Glühwein sei und Geschenkesuchen, sondern eine echte Vorbereitung auf die Ankunft des Erlösers.


 

Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige,

wie in den letzten Jahren wird der Januar-Rundbrief noch vor Weihnachten versandt, deshalb hat die Dezember-Ausgabe noch nicht den Charakter eines Weihnachts-Rundbriefes.

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt zugleich das neue Kirchenjahr. Sie sind alle dazu eingeladen, dieses Kirchenjahr bewusst mitzuvollziehen, wobei das deutsch-lateinische Volksmissale bzw. das klassische deutsch-lateinische Schott-Messbuch eine wertvolle Hilfe ist, sind dort doch auch sämtliche Messtexte aufgeführt. Damit können Sie u.a. die lateinischen Propriumsgesänge der Schola an Sonn- und Feiertagen bewusster und in deutscher Sprache verständlich nachvollziehen. Sie können das Volksmissale gerne bei der Petrusbruderschaft in unserem Priesterseminar in Wigratzbad in verschiedener Ausführung (z.B. Goldschnitt) käuflich erwerben (08385/9221-0). Einige Exemplare halten wir auch in unseren Sakristeien zum Kauf bereit.

Da in der Adventszeit das Weihnachtsgeschäft auf vollen Touren läuft, sollte man sich darüber Gedanken machen, welche Geschenke entsprechend sinnvoll sind. Natürlich bieten sich Geschenke mit praktischem Nutzen an, die man das Jahr über für Weihnachten aufgeschoben hat. Weihnachten ist jedoch ebenso eine gute Gelegenheit, Bücher mit religiösem Inhalt zu verschenken. Verschiedene Verlage bieten für alle Altersgruppen interessante Schriften an, die der religiösen Erbauung und der Glaubensweitergabe dienen. Gerade in einer Zeit, in welcher die digitalen Medien auf flüchtige Informationen setzen, ist es wichtig, besonders bei Kindern und jungen Leuten Interesse für gute Literatur zu wecken und so der Oberflächlichkeit entgegenzuwirken. Zugleich trägt das Lesen von Büchern zur Bildung bei und hebt das intellektuelle Niveau. Ferner lädt die Adventszeit zum gemeinsamen Singen von Adventslieder und miteinander Beten ein. Der Vortrag von kurzweiligen Geschichten von Vater oder Mutter im Schein der Adventskerzen sind eine weitere Möglichkeit eine christliche Familienkultur zu pflegen, die leider immer mehr verloren zu gehen droht. All das trägt dazu bei, bei den Kindern eine Vorfreude auf Weihnachten zu wecken und entsprechend auf das Geheimnis von Weihnachten vorzubereiten. Wir freuen uns, dass diese christliche Kultur noch in etlichen Familien gepflegt wird, die wir seelsorglich betreuen dürfen.

Ihnen allen eine frohe und gnadenreiche Adventszeit wünschend, grüßt herzlich

Ihr Pater Bernhard Gerstle

Pater Miguel Stegmaier verstorben

Mit schwerem Herzen geben wir bekannt, dass unser Mitbruder, Pater Miguel Stegmaier, am späten Abend des 19. Dezembers tödlich verunglückte.

Zum Zeitpunkt des Unglücks hielt sich Pater Stegmaier mit drei weiteren Personen in einem Haus der Bruderschaft im oberfränkischen Landkreis Hof auf. Er hatte sich bereits in sein Zimmer zurückgezogen, als die Mitbewohner den Ausbruch eines Feuers bemerkten. Sie versuchten Pater Stegmaier aus seinem Zimmer zu retten, die schwere Rauchentwicklung und die Hitze machten dies jedoch unmöglich. Erst die alarmierten Rettungskräfte der Feuerwehr konnten ihn bergen. Die eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen blieben allerdings ohne Erfolg. Die Ursache des Brandes wird derzeit noch untersucht.

Miguel Stegmaier wurde am 13. Mai 1976 in Santiago de Chile (Chile) geboren. Prägend war für ihn die Zeit auf einer Jesuitenschule in der chilenischen Heimat, wo er bereits früh die Liebe zum Gottesdienst und zur lateinischen Sprache empfing. 1996 trat er in das Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad ein und wurde am 21. Juni 2003 für die Bruderschaft zum Priester geweiht. Von 2003 bis 2020 war Pater Stegmaier in unserem Apostolat in Köln tätig. Seine Frohnatur und sein Eifer für die Liturgie haben ihm dort viele Herzen gewonnen.

Requiescat in Pace!


Quelle: https://petrusbruderschaft.de/pages/themen/bruderschaft/tod-von-miguel-stegmaier.php

Hirten der Kirche

von P. Bernhard Gerstle


Angesichts der schweren Glaubenskrise nach dem 2. Vatikanischen Konzil sah sich der hl. Papst Johannes Paul II. veranlasst, unter der Federführung des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, von allen Gläubigen und Klerikern, die ein kirchliches Amt übernehmen, zuvor einen Treueid zu verlangen. Bis zum 8. Januar 1990 galt der Treueid nur für die Bischöfe. Dieser Treueid besteht im Ablegen des Glaubensbekenntnisses und in den drei folgenden Zusätzen:

„Fest glaube ich auch alles, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird, sei es durch feierliches Urteil, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt.

Mit Festigkeit erkenne ich auch an und halte an allem und jedem fest, was bezüglich der Lehre des Glaubens und der Sitten von der Kirche endgültig vorgelegt wird.
Außerdem hange ich mit religiösem Gehorsam des Willens und des Verstandes den Lehren an, die der Papst oder das Bischofskollegium vorlegen, wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie nicht beabsichtigen, diese in einem endgültigen Akt zu verkünden.“

Wie wohl etliche Gläubige aus leidvoller Erfahrung berichten können, besteht zuweilen ein eklatanter Widerspruch hinsichtlich dieser Vorgaben der Kirche und der realen Situation. Eine beträchtliche Anzahl kirchlicher Amtsträger äußert und handelt anders, als sie vor Gott und der Kirche im Treueid versprochen hat. Betrifft das Bischöfe und Kardinäle, dann ist der Schaden besonders groß. Priester und Gläubige, welchen der Gehorsam noch etwas bedeutet, geraten dann in erhebliche Gewissenskonflikte. Die Mehrheit der deutschen Bischöfe, teilweise getrieben von der Erwartungshaltung liberaler Katholiken und dem Druck der Funktionärsriege des ZDK, teils aber aber aus eigener Überzeugung, bringt durch ihren Kurs, der bei der Synode in Frankfurt deutlich geworden ist, glaubenstreue Katholiken und vor allem glaubenstreue Priester immer mehr in die Bredouille. Als „anders katholisch“ umschreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, diese Agenda, die letztlich auf eine Protestantisierung der katholischen Kirche hinausläuft.

Es gibt schon Kleriker, welche deshalb aus ihrer Heimatdiözese in eine Diözese flüchten, die dort noch von einem Bischof geleitet wird, der sich an die verbindliche Lehre der Kirche gebunden fühlt. Ein Bischof oder Priester, der sich über Anweisungen des Papstes und über die verbindliche Lehre der Kirche hinwegsetzt, untergräbt seine eigene Autorität und kann für seinen Ungehorsam keinen Gehorsam beanspruchen. Selbst einem Papst sind Grenzen gesetzt. Auch er ist an die göttliche Offenbarung und die daraus fließende verbindliche Lehre der Kirche gebunden. Er kann sie nicht willkürlich ändern. Das Dogma der Unfehlbarkeit gibt uns allerdings die Sicherheit, dass dieser Fall nicht eintreten wird. Das gilt natürlichen nicht für Äußerungen des Papstes, welche nicht als Ausdruck des kirchlichen Lehramtes zu bewerten sind, wie beispielsweise in einer Predigt, einem Interview oder einer Audienz. Auch schließt das Unfehlbarkeitsdogma keineswegs Fehler und Schwächen in der Amtsführung sowie in der persönlichen Lebensführung aus. Dass wir unseren Glauben teilweise im Widerstand gegen die Hirten der Kirche verteidigen müssen, ist ein furchtbares Dilemma, was an finstere Zeiten der Kirchengeschichte erinnert.

Viele Gläubige laufen Gefahr, angesichts dieser Situation mutlos zu werden oder nach außerkirchlichen Lösungen zu suchen. Das ist zwar verständlich, kann aber nicht die richtige Lösung sein. Die katholische Kirche unter Leitung des Papstes ist und bleibt die Kirche Jesu Christi. In der gegenwärtigen Situation ist von uns ein großes Vertrauen auf seine Verheißung gefordert: „Du bist Petrus, der Fels. Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen. Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt. 16,8)! Halten wir uns in dieser außergewöhnlichen Prüfung an diese Verheißung. Stehen wir angesichts der Krise umso fester zur Kirche, beten wir für glaubensschwache oder gar untreue Hirten und unterstützen wir nach Kräften jene Bischöfe und Priester, welche sich als wahre Seelsorger und treue Hirten der Kirche erweisen.

Jesus vor Pilatus

von Pater Marc Brüllingen


Jesus steht in souveräner Größe und königlicher Hoheit vor dem Volk und Pontius Pilatus, dem römischen Landpfleger. Äußerlich scheint es so, als wäre Jesus ohne Macht, allein, ohne Hilfe, und doch spricht er furchtlos von der wahren Größe, dem wahren Reich und der wahren Macht, die ihm gegeben ist.

Die Worte Jesu enthalten ein Zweifaches. Zunächst einmal enthalten sie das Bekenntnis seiner königlichen Größe und seines Reiches, das nicht von dieser Welt ist und somit alle anderen Reiche überragt.

Seine Worte sind aber auch als Appell an das Gewissen des Pilatus zu verstehen. Jesus ist in diese Welt gekommen, damit er für die Wahrheit Zeugnis ablege. Wenn es Pilatus wirklich um die Wahrheit gehen sollte, wird er innerlich die Stimme Christi als die Stimme der Wahrheit und folglich als Stimme Gottes erkennen.

Doch Pilatus weicht mit seiner skeptischen Frage aus: „Was ist Wahrheit?“ Trotzdem ist ihm die Unschuld des Angeklagten nun klar, und er will ihn auch freigeben. Aber um das Volk der Juden zu beruhigen, gleichsam als Kompromiß, will er einen berüchtigten Bandenführer, der wegen eines Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis gekommen war, freilassen. Schon die Gegenüberstellung des Heilandes und eines Mörders stellt schon eine tiefe Demütigung dar.

Daraufhin läßt Pilatus Christus geißeln, um dem Volk der Juden eine Art Genugtuung bieten zu können. Aber auch diese schreckliche römische Geißelung, die Jesus erfährt, erreicht nicht die Wirkung, um das Volk umzustimmen, es verspürt kein Mitleid und fordert immer mehr in lautem Haß die Kreuzigung Jesu.

Und auch hier spricht Pilatus. „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Jesus erwidert kein Wort. Sein Schweigen und Dulden zeigt hier seine seelische Größe. Die Schmerzen seiner Geißelung und Dornenkrönung sind unerträglich und doch sind die seelischen Schmerzen größer.

Es zeigt sich, daß sich Pilatus immer mehr als schwacher Mensch erweist. Obwohl er mehrere Ausweichversuche unternimmt sowie Unschuldsvermutungen formuliert, verurteilt er Christus dann doch zum Tod. Die Behauptung, daß Jesu der Sohn Gottes sei, erweckt in ihm eine abergläubische Furcht. Und der Vorwurf: „Wenn du diesen freiläßt, bist du kein Freund des Kaisers“, erinnert ihn daran, daß er schon einmal wegen unnötiger Verletzung der Religion der Juden beim Kaiser verklagt worden war. Deshalb befürchtete er, bei erneuter Klage, die kaiserliche Gunst ganz zu verlieren. Pilatus ist Vertreter äußerer Macht und Größe, aber ein schwacher und kleiner Mensch, ein im Tiefsten furchtsamer Charakter, der seine Furcht durch sein forsches Auftreten zu verbergen sucht, ein Mensch, der in der entscheidenden Stunde seines Lebens versagt.

Ganz anders dagegen Jesus: Er steht in ruhiger Würde und Gelassenheit vor seinem ungerechten Richter. Äußerlich in Ohnmacht, so scheint es, innerlich dagegen groß und mächtig. Er weiß, wie der Prozeß ausgehen wird und daß der Wille des himmlischen Vaters erfüllt wird. Furchtlos spricht er deshalb zu Pilatus. „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dier nicht von oben gegeben wäre.“

Die Menschenfurcht des Pilatus siegt und so übergibt er Jesus seinen Feinden zur Kreuzigung. Die Juden schlagen ihren eigenen gottergebenen König, den meschgewordenen Sohn Gottes ans Kreuz. Das Volk Israel verwirft Gott und wird von Gott selbst verworfen, bis zu dem Tag, an dem es sich bekehrt und Gott sich seiner erbarmt.

Es liegt etwas Erhabenes in diesem Moment: Es ist der weltgeschichtliche Augenblick, in welchem Gott durch Menschen verworfen und der Gottmensch durch Menschen getötet wird. Und trotzdem ist und bleibt die Gnade Gottes größer als die Sünden der Menschen, und daß Gott auch das Böse zum Guten lenken kann und wir die Hoffnung haben dürfen, daß er uns in seiner Liebe verzeiht, weil seine Liebe größer ist als unser menschliches Tun.

Dieses Mißverhältnis zwischen äußerer Macht des Staates und rein innerlich geistiger Macht des Reiches Gottes hat seit Christus gedauert durch alle Jahrhunderte und wird dauern bis zum Ende der Tage. Bald in friedlicher Auseinandersetzung, bald in blutiger Verfolgung und Unterdrückung. Der Kampf zwischen Kirche und Staat, zwischen geistlichem und weltlichem Recht. Der Staat will sich nicht damit abfinden, daß es eine Gesellschaft gibt, die von ihm unabhängig ist und die aus eigener Machtvollkommenheit Entscheidungen trifft. Trotzdem gehen beide Mächte auf Gott zurück. „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.“

Die Kirche ist daran gewöhnt, Verleumdungen zu erdulden, den Auseinandersetzungen staatlicher Gewalt ausgeliefert zu sein. Das „Kreuzige“ gehört wesentlich zu ihrer Geschichte. Doch schreitet sie wie der göttliche Meister mit erhobenem Haupt voran, unberührt von allen Verfolgungen und Angriffen seitens ihrer Feinde. Gott beschützt die Kirche. Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, aber es ist in dieser Welt. Aus diesem Grund muß es sich mit dieser Welt auseinandersetzen und auf die Mächte der Welt treffen.

In memoriam Papst Benedikt XVI.

(1927-2022)


Am 31. Dezember hat Papst Benedikt sein Leben in die Hände Gottes zurück gelegt. Es passt ins Bild, dass seine letzten hörbaren Worte gelautet haben: „Herr, ich liebe Dich!“ Seine erste Papstenzyklika trug den Titel: „Gott ist die Liebe!“ Papst Benedikt war nicht nur ein großer Gelehrter, sondern auch ein zutiefst geistlicher Mensch. In seinen Schriften und Predigten fällt immer wieder der Begriff: „Christus von innen her kennen!“ Dieses „von innen her“ geschieht bei ihm durch inneres Gebet, Betrachtung und geistliche Lesung.

Der unmittelbare Kontakt zu den Menschen fiel ihm schwerer als seinem Vorgänger und seinem Nachfolger. Von Natur aus eher schüchtern, suchte er nicht die große Bühne. Diese vornehme Zurückhaltung machte ihn aber auf der anderen Seite auch sympathisch. Als feinfühliger Mensch litt er unter ungerechten Angriffen. Ganz besonders traf ihn der infame Vorwurf, er habe als Erzbischof von München-Freising bewusst sexuelle Missbrauchstäter geschützt und Taten vertuscht. Das Gegenteil war der Fall. Als Präfekt der Glaubenskongregation hat er dafür gesorgt, dass hunderte Priester und etliche Bischöfe des Amtes enthoben und laisiert wurden. Als Papst hat er eine Null-Toleranz-Politik durchgesetzt und den schlimmen Skandal um den verbrecherischen Gründer der Legionäre Christi, Gabriel Maciel, aufgedeckt. Die kompromisslose Verteidigung der Glaubenswahrheiten musste er mit dem zweifelhaften Ruf, ein „Panzerkardinal“ zu sein, bezahlen. Doch bis auf einige völlig verblendete Theologen, haben selbst sehr erbitterte Gegner seine Brillanz als Theologe anerkannt. So wundert es nicht, dass erste Rufe laut werden, den „Mozart der Theologie“ (Guido Horst in der Tagespost v. 5. Januar) zum Kirchenlehrer zu ernennen. Ich bin überzeugt, dass dies auch eines Tages erfolgen wird.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus hat ihm sehr viel zu verdanken. Ohne ihn wäre wohl kaum die Gründung unserer Gemeinschaft in den Wirren um die schismatischen Bischofsweihen von Écône 1988 möglich gewesen. Er war es, der vier unserer Priester, darunter unseren ersten Generaloberen Pater Bisig, wenige Tage später Anfang Juli 1988 empfing und die Gründung einer neuen Gemeinschaft nach Kräften unterstützte. In der aktuellen Februar-Ausgabe des Informationsblattes beschreibt unser Mitgründer und erster Generaloberer Pater Josef Bisig (1988-2000) treffend dessen entscheidende Rolle in den schwierigen Anfangsjahren der Petrusbruderschaft, in denen die zarte Pflanze unserer Gemeinschaft durch Angriffe von innen und außen einige Male zu ersticken drohte. Papst Benedikt XVI. verteidigte schon sehr früh als Professor und Kardinal die Texte des 2. Vatikanischen Konzils gegen eine modernistische Interpretation und Vereinnahmung. Er bestand darauf, dass sie im Lichte der früheren Konzilien und im „Lichte der Tradition“ gelesen und verstanden werden müssen. Dass sich die Extreme wie so oft berühren, sieht man gerade im Verständnis des Konzils. Sowohl die Modernisten, als auch Vertreter der Traditionalisten wie die Piusbruderschaft, sehen im Konzil einen Bruch und lehnen daher entweder die „vorkonziliare“ oder die „nachkonziliare“ Kirche ab. Gegen beide Richtungen wehrte sich in seinen Schriften und Predigten sehr überzeugend der verstorbene Papst. Es war auch sein großes Verdienst, die überlieferte Liturgie aus der Versenkung zu holen und diesen großen Schatz wieder der ganzen Kirche zugänglich zu machen. Erzbischof Gänswein hat inzwischen bestätigt, wie traurig den emeritieren Papst Benedikt das Motu Proprio „Traditionis Custodes“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2021 gemacht hat, als dieser die großzügige Freigabe der überlieferten Liturgie wieder drastisch eingeschränkt hat. Hoffen und beten wir, dass diese Maßnahme durch einen Nachfolger im Sinne von Papst Benedikt XVI. wieder rückgängig gemacht wird (Pater Gerstle).

Warum Halbwahrheiten so gefährlich sind

Vorwort zum August/September-Rundbrief


Liebe Gläubige,

warum sind Halbwahrheiten so gefährlich? Ja, gefährlicher als eindeutige Irrtümer? Weil sie schwerer zu erkennen und von der Wahrheit zu unterscheiden sind! Der Erfolg zahlreicher Irrlehrer beruht darauf, dass sie in vielerlei Hinsicht Richtiges und Wahres behaupten und das Falsche, Irrige geschickt darunter mischen. So sind ihre Zuhörer oder Leser leicht zu täuschen. Wir müssen darum schon sehr genau hinschauen und hinhören, wenn etwas behauptet wird, was neu und fremd klingt, anders jedenfalls, als wir es bisher gelernt haben. Das gilt besonders für Dinge, die unser ewiges Heil betreffen, nämlich in Fragen des Glaubens und der Sitte. Es ist zweifellos richtig, dass es einen Fortschritt in der Erkenntnis der Wahrheit gibt. Auf diesen Grundsatz berufen sich meistens die Neuerer. Allerdings besteht dieser Fortschritt in einer organischen, kontinuierlichen Weiterentwicklung, welche die bisher geltende Lehre bestätigt, allerdings auch vertieft. Aber eine neue Lehre, die im Widerspruch steht zu bisher verbindlichen Glaubensüberzeugungen, ist abzulehnen, weil sich der Heilige Geist, der in der Kirche wirkt, nicht widersprechen kann.

Was darum die Kirche früher verbindlich gelehrt hat, wird immer richtig sein, auch wenn neue Erkenntnisse hinzukommen. Man kann das vergleichen mit dem Bau eines Hauses. Da wird zunächst das Fundament gelegt und dann kommt Stein auf Stein dazu, bis am Ende das ganze Haus einschließlich des Daches steht. So haben auch Christus und die Apostel das Fundament der Kirche gelegt und später kam ein Stein nach dem anderen bis auf den heutigen Tag unter dem Einfluss des Heiligen Geistes hinzu. Und dieser Bau ist noch nicht vollendet. Immer noch kommen neue Erkenntnisse hinzu. Würde man nun aber einen Stein aus dem Ganzen herausbrechen, ein Dogma, z.B. die Lehre über die Erbsünde, so würde das Gebäude in sich zusammenbrechen. Es muss uns daher sehr hellhörig und besorgt machen, wenn nun auf dem synodalen Weg aus dem Munde von Bischöfen und Laien von einem „Umbau“ die Rede ist, von Lehren, die geändert werden müssen. Gott sei Dank kam Widerspruch von einigen deutschen Bischöfen und Persönlichkeiten des kirchlichen Lebens, vor allem aber von Bischöfen und Kardinälen der Weltkirche. Es prallen hier zwei Positionen unvereinbar aufeinander. Die eine Seite will die Kirche umkrempeln, so dass man sich fragen muss, was dann noch am Ende von ihr übrig bleibt. Die andere Seite wiederum ist zwar bereit, über die eine oder andere Reform zu diskutieren, die notwendig scheint, aber in Treue zum überlieferten Glaubensgut der Kirche. Die Fronten sind bereits so verhärtet, dass die Spaltung schon mit Händen greifbar ist, auch wenn sie noch nicht offiziell vollzogen ist. Das Aussitzen dieser Situation wird auf Dauer nicht funktionieren. Der Papst hätte es in der Hand, eine klare Entscheidung herbeizuführen. Diese Chance bietet sich ihm spätestens beim „Ad-limina-Besuch“ der deutschen Bischöfe im November in Rom. Doch viele fürchten nicht zu Unrecht, dass die Hängepartie weiter geht, was die Lage aber nur verschlimmert. Schon beginnt der Flächenbrand auf andere Länder überzuschwappen. Es ist bereits jetzt allerhöchste Zeit, mit den Löscharbeiten zu beginnen. Wohl dürfen wir uns auf die Verheißung Christi stützen: „Die Pforten der Hölle werden sie (die Kirche) nicht überwältigen (Mt. 16,18)!“ Aber wie viel von der Kirche Jesu Christi nach so vielen Jahren des Niedergangs, der vor allem innerkirchlich bedingt ist, noch übrig bleiben wird, das wissen wir nicht. Unsere Aufgabe besteht darin, zu beten und treu zu sein, jeder an seinem Platz und gemäß seinem Stand. Das schließt die Bereitschaft und den Mut ein, nur noch zu einer kleinen Minderheit zu gehören. Doch das sind wir der Liebe zu Christus und seiner Kirche schuldig. Die Wahrheit war noch nie eine Frage der Mehrheit. Und ich kenne keinen Heiligen, der seine Glaubensüberzeugungen aufgrund von Mehrheitsverhältnissen oder „Lebenswirklichkeiten“ in opportunistischer Weise angepasst oder gar über Bord geworfen hat. Ihr Vorbild und Handeln muss für uns die Richtschnur sein in der gegenwärtigen Verwirrung!

P. Bernhard Gerstle FSSP

Die Kirche in Deutschland auf dem Weg der Selbstzerstörung

von P. Bernhard Gerstle


Angesichts der Diskussionen und Beschlüsse des „synodalen Weges“ befürchten viele gläubige Katholiken, aber auch Bischöfe und Kardinäle, dass wir in Deutschland auf dem Weg in ein Schisma sind. Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet geht in einem Gastbeitrag für „katholisch.de“ vom 25.04.2022 schon weiter, indem er ein Schisma bereits als faktisch gegeben sieht. Für den modernistischen Theologen freilich kein Problem.

Bischof Bätzing übt sich hingegen noch in Beschwichtigungsversuchen. Die in Briefen offen geäußerte Sorge von amerikanischen und skandinavischen Bischöfen und Kardinälen, ebenso des Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Gadecki, vor einer drohenden Glaubensspaltung in Deutschland aufgrund der Mehrheitsbeschlüsse der Synodalenmitglieder, wischte er ohne sachliche Argumente zur Seite

Die Mehrheit sieht jedenfalls mit Bischof Bätzing offensichtlich kein Problem darin, dass die Kirche ihre bisherige Lehre in vielen Bereichen ändert. Für Dogmen ist in diesem Denksystem kein Platz mehr. Die Kirche kann nach diesem Verständnis weder verbindliche Glaubenslehren, noch eine bestimmte Sexualmoral vorschreiben. Zurecht hat dies Papst Franziskus kürzlich mit den Worten kommentiert: „Eine protestantische Kirche in Deutschland genügt.“

Dass sich der „Katholische Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transsexuellen-Verband“ mit den Forderungen der Reformbewegung „Maria 2.0“ solidarisierte, passt ins Bild. Wie sehr der Glaubensabfall innerhalb der Kirche fortgeschritten ist, offenbarte sich auch jüngst beim Stuttgarter Katholikentag, als der württembergischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras, einer Muslimin, die hl. Kommunion gereicht wurde.

Der Glaube und die Sakramente als Billigware, angeboten zum Schleuderpreis. Sieht so die Zukunft der Kirche aus? Die Befürworter dieser Kirchenpolitik meinen, dass die Kirche nur dann wieder für die Menschen attraktiv wird, wenn sie sich deren Lebenswirklichkeit anpasst. Die Frage nach der Wahrheit hat in diesem System freilich keinen Platz mehr.

Der Dogmatiker Karl-Heinz Menke meint hingegen zurecht: „Der weitaus größte Teil der Katholiken in Deutschland hat sich der Kirche nicht deshalb entfremdet, weil sie sich zu wenig, sondern weil sie sich zu viel angepasst hat (Vatican-Magazin, Juni 2022).“ Und er schließt mit dem Resümee, dass es für die kirchliche Einheit der katholischen Kirche in Deutschland vielleicht schon zu spät ist, weil Rom es versäumt hat, rechtzeitig einzugreifen.

Die Herz-Jesu-Verehrung

Von P. Marc Brüllingen


Das Heiligste Herz Jesu ist ein Sinnbild für die unendliche Liebe unseres Herrn Jesus Christus zu uns Menschen. Das göttliche Herz Jesu steht jedoch auch für das Erbarmen Gottes mit der sündigen Menschheit, für Sühne und Vergebung unserer Sünden. Das Fest des heiligsten Herzens Jesu wird am Freitag nach dem zweiten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Daher ist der gesamte Monat Juni dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu ist in der Heiligen Schrift im Johannes­evangelium begründet. Dort heißt es im 34. Vers des 19. Kapitels (Joh 19,34): „Als sie aber zu Jesus kamen, sahen sie, daß er schon tot war; sie zerschlugen ihm daher die Gebeine nicht, sondern einer der Soldaten öffnete seine Seite mit einer Lanze, und sogleich floss Blut und Wasser heraus.“ In der Seitenwunde Jesu, aus der Blut und Wasser hervorquoll, haben die Kirchenväter die Pforte des Heils sowie die Gnadenströme für uns Menschen gedeutet, die Sakramente, die daraus geflossen sind.

Anregungen für eine Herz-Jesu-Verehrung sind schon im Spätmittelalter zu finden, vor allem in der deutschen Mystik. Namentlich seien hier Mechthild von Magdeburg (1207-1282), Gertrud von Helfta (=Gertrud die Große – 1256-1302) und Heinrich Seuse (1295-1366) erwähnt.

Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Leben am Kreuz hingegeben, und deshalb wurde dieses Herz als Sinnbild und Ort der unendlichen Liebe zu uns Menschen ganz besonders verehrt.

Der stärkste Impuls der Herz-Jesu-Verehrung kam jedoch von der französischen Ordensschwester Margareta Maria Alacoque (1647-1690). Am 19. Juni 1675 in der Fronleichnamsoktav, erschien Jesus Christus der hl. Margareta Maria Alacoque in Paray-le-Monial, als sie vor dem Tabernakel kniete. Er zeigte ihr sein Herz und sagte: „Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, daß es nichts gespart hat, um sich zu opfern, und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, daß Herzen, die Mir besonders geweiht sind, Mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange Ich von Dir, daß der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung Meines Herzens werde; daß man an dem Tage sich dem heiligen Tische nahe, und einen Ehrenersatz leiste, zur Sühnung all der Beleidigungen, welche Meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche Dir, daß mein Herz diejenigen m reichsten Maße den Einfluß seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren, und die sorgen, daß es auch von andern verehrt werde.“

Das Herz-Jesu-Fest, das am zweiten Freitag nach Fronleichnam begangen wird, ist quasi eine Fortsetzung der Verehrung der heiligsten Eucharistie am Fronleichnamsfest, um dadurch zu einer noch häufigeren und würdigeren hl. Kommunion zu gelangen. Eine Herz-Jesu-Verehrung entwickelte sich bereits im Hochmittelalter. Der hl. Johannes Eudes (1601-1680) regte eine Feier des Heiligsten Herzens Jesu an. Der Bischof von Rennes erteilte ihm hierfür am 8. März 1670 die Erlaubnis, „das Fest des anbetungswürdigen Herzens unseres Herrn Jesus Christus“ zu feiern. Am 20. Oktober 1672 fand die erste liturgische Feier statt. Der hl. Johannes Eudes (1601-1680) gründete eine Ordensgemeinschaft: die Kongregation von Jesus und Maria (später auch Eudisten genannt). Ab dem 17. Jahrhundert setzten sich besonders die Jesuiten für die Ausbreitung der Herz-Jesu-Verehrung ein, die durch die Visionen der hl. Margareta Maria Alacoque nochmals starke Zunahme erhielt. Auch verbreiteten die Jesuiten die Herz-Jesu-Verehrung in ihren Volksmissionen. Als der Jesuitenorden im Jahre 1773 durch Papst Clemens XIV. (1769-1774) aufgehoben wurde, wurde somit auch die Herz-Jesu-Verehrung zeitweise verboten.

Erst im späten 18. und im 19. Jahrhundert erhielt die Herz-Jesu-Verehrung wieder eine starke Verbreitung. Auf Anregung der sel. Maria Droste zu Vischering (1863-1899) weihte Papst Leo XIII. (1878-1903) anläßlich der Eröffnung des Heiligen Jahres 1900 an Weihnachten 1899 die ganze Welt dem Herzen Jesu. Diese Weihe wurde alljährlich am Herz-Jesu-Fest erneuert, bis Papst Pius XI. (1922-1939) sie 1925, als er das Christkönigsfest einführte, auf diesen Tag verlegte.


Foto: Andachtsbilder / Museum Kolumba, Köln

Gedanken zum Fest Christi Himmelfahrt

von Pater Gerstle


Liturgischer Höhepunkt in diesem Monat ist zweifellos das Fest Christi Himmelfahrt, das wir am 26. Mai begehen. Dies ist ein guter Anlass, den Sinn und das Ziel unseres Lebens noch bewusster in den Blick zu nehmen. Viele Menschen machen sich darüber so gut wie keine Gedanken. Als Priester und Seelsorger bin ich schon mehreren Schwerkranken begegnet, die nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hatten und mich wissen ließen, dass sie sich noch nie gedanklich damit auseinandergesetzt zu haben, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Können wir das nachvollziehen? Die Leute machen sich unzählige und teilweise auch berechtigte Gedanken darüber, was alles passieren könnte, ob eine neue Virus-Variante kommt, ob sie möglicherweise ihre Arbeit verlieren, ob sie noch die Miete bezahlen können, wenn die Energiepreise weiter steigen, ob der Krieg in der Ukraine sich ausweitet usw., aber der allerwichtigsten Frage überhaupt weichen sie aus: gibt es ein Leben nach dem Tod und wenn ja, was bedeutet das für uns?

Für uns als gläubige Christen ist der Himmel, die ewige Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott, das Ziel unseres Lebens. Von dem Erreichen dieses Zieles hängt unser ewiges Glück ab. Himmel oder Hölle, das ist das alles Entscheidende, auf das es letztlich ankommt! Dass dies nicht nur eine vage Hoffnung ist, dafür steht die Auferstehung Jesu von den Toten und seine Heimkehr zum Vater. Vor seinem Abschied tröstete Jesus seine Jünger und Apostel: „Ich gehe euch voraus, eine Wohnung zu bereiten (Joh. 14,2).” Doch wie viele Wohnungen im Himmel werden unbelegt bleiben, weil Menschen, für die sie vorgesehen waren, nicht oben ankommen, sondern verloren gehen? Die Sorge um das ewige Heil der Seelen muss uns alle, besonders aber die Priester nach den Worten von Papst Benedikt XVI. mit einer „heiligen Unruhe” erfüllen. Diese „heilige Unruhe“ steht in Gegensatz zu einem heute auch in der Kirche weit verbreiteten und unrealistischen Heilsoptimismus. Das war nie die Haltung der Kirche. Freilich sollen auch wir ein großes Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit haben. Aber Gottes Barmherzigkeit ist immer an das ehrliche Bemühen um das Halten seiner Gebote und die aufrichtige Reue über unsere Sünden gebunden. Jesus sprach noch ein anderes Wort: “Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen (Joh 14,2)!”

Ob wir die uns zugedachte „Wohnung“ im Himmel erhalten, hängt davon ab, in welchem Maße wir mit der Gnade Gottes mitgewirkt haben. Leider bleiben selbst jene, welche in der Gnade Gottes sterben und gerettet werden im übernatürlichen Sinn oft unter ihren Möglichkeiten, weil sie Gott nicht das gegeben haben, das sie hätten geben können. In ihrer Liebe und Hingabe, in ihrer Gottes- und Nächstenliebe waren sie schwach und kleinlich, ihre ungeordnete Eigenliebe war zu ausgeprägt, die Lust dieser Welt hatte sie zu sehr vereinnahmt und ihre Bereitschaft, mit Christus das Kreuz zu tragen, war nicht genügend vorhanden. Und so haben sie nicht den Grad an Heiligkeit erlangt und damit den Grad an ewiger Glorie, der ihnen mit der Gnade Gottes möglich gewesen wäre.

Es geht nicht darum, im Sinne eines weltlichen Kaufmannsdenkens nach einem möglichst großen Lohn im Himmel zu schielen, wenn wir als Christen aufgerufen sind, nach Heiligkeit zu streben. Denn was ist der ewige Lohn im Himmel? Nicht eine Sache, sondern die ewige Vereinigung mit Gott in Liebe, die für uns ein Glück bedeutet, das alle unsere irdische Vorstellungskraft übersteigt. Und wahre Liebe kennt kein „genug“. Diese liebende Vereinigung in der Schau Gottes hat für jeden Seligen eine unterschiedliche Intensität und Qualität, auch wenn dies alle im Himmel als vollkommenes Glück empfinden, das nicht mehr übertroffen werden kann. Papst Benedikt XVI. bringt das in seiner Enzyklika „Spe salvi“ so wunderbar zum Ausdruck:

“Ewigkeit ist das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vorher und Nachher mehr gibt. Ewigkeit ist das Leben in Fülle, ein immer neues Eintauchen in die Weite des Seins, in dem wir von Freude und Glück überwältigt werden.”

Im Lichte der Ewigkeit betrachtet, relativiert sich Vieles hier auf Erden. Das irdische Glück ist schnell vergänglich und auch die Leiden verlieren angesichts ihrer begrenzten Dauer an Schrecken. „Das Leben ist kurz”, sagt der hl. Don Bosco, „darum müssen wir uns beeilen, das Wenige zu tun, das man tun kann, bevor der Tod uns überrascht.” Spätestens am Ende unseres Lebens werden wir erkennen, wie recht die Heiligen hatten, indem sie alles auf diese eine Karte gesetzt haben.

Jubiläum in Frielingsdorf

Herzliche Einladung anlässlich des Jubiläums

10 Jahre Hl. Messe im a.o. Ritus in St. Apollinaris, Frielingsdorf

am Sonntag, den 15. Mai 2022


  • 14:30 Uhr
    • Aussetzung des Allerheiligsten
    • Marienandacht
    • Barmherzigkeitsrosenkranz
    • stille Anbetung
    • Sakramentaler Segen

  • 15:30 Uhr
    • Geistlicher Vortrag (15-20 Minuten)
    • Referent: Pater Fuisting

  • 16:00 Uhr
    • Gedankenaustausch im Jugendheim bei Kaffee und Kuchen

  • 17:00 Uhr
    • Rosenkranz

  • 17:30 Uhr
    • hl. Messe
    • Zelebrant: Prälat Scherer

Die geistliche Vaterschaft des hl. Josef

von P. Josef Unglert


Dass der Wonnemonat Mai der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht ist, wissen die meisten Gläubigen. Schließlich finden ja vielerorts die beliebten Maiandachten statt. Auch der Monat März hat seinen besonderen Patron: den hl. Josef. Am 19. März feiert die Kirche das Hochfest des Bräutigams der allerseligsten Jungfrau und des Nährvaters Christi. Ausgehend von diesem Fest, ist nach einer frommen Tradition der ganze Monat März dem hl. Josef anvertraut. Die Gläubigen sind gehalten in ihren privaten Andachten und Gebeten besonders den Nährvater Christi zu verehren, der nach Aussagen vieler Heiliger, z.B. hl. Theresia von Avila, zu den mächtigsten Fürsprechern im Himmel gehört. Die hl. Kirchenlehrerin schreibt u.a.: „Zu meinem Fürsprecher und Herrn erwählte ich den glorreichen heiligen Josef und empfahl mich ihm recht inständig. Und in der Tat, ich habe klar erkannt, daß dieser mein Vater und Herr es gewesen, der mich sowohl aus meiner damaligen Not als auch aus andern noch größeren Nöten, die meine Ehre und das Heil meiner Seele betrafen, gerettet und mir sogar mehr noch verschafft hat, als ich zu bitten gewußt. Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte.“

Unser Herr Jesus Christus ist für uns Maßstab und Urbild. Der Christ ist gerufen, ein alter Christus d.h. ein anderer Christus zu werden. Das, was der Herr uns vorgelebt hat, sollen wir nachahmen. Nun hat sich unser Herr Jesus Christus während seines verborgenen Lebens ganz in die Obhut des hl. Josef gegeben. Diesem Beispiel dürfen auch wir folgen. Voll Vertrauen dürfen wir uns unter den Schutz des hl. Josef stellen und uns ihm weihen, ihn als unseren geistlichen Vater erwählen.

Die Aussage Mariens, als sie den Jesusknaben im Tempel fand – „Warum hast du uns das angetan, siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“ Lk 2,48 – lassen auf eine sehr vertraute Beziehung zwischen Christus und dem hl. Josef schließen. Dem dürfen auch wir uns anschließen. Christus hat uns durch die Taufe zu Kindern des himmlischen Vaters gemacht. Am Kreuz gab er seine heiligste Mutter der Menschheit zur Mutter. Es ist zwar nicht überliefert, dass er den hl. Josef uns zum Vater gegeben hat. Aber der hl. Josef vertrat vor Jesus Christus den himmlischen Vater. Christus hat ihn nicht nur als Ernährer angesehen, sondern auch als Vater geliebt und respektiert. Wenn Christus dies getan hat, dann sollten wir uns diesem Beispiel anschließen.

Der hl. Josef will auch uns Vater sein und ist gerade für die heutige Zeit ein hervorragender Patron und ein ermutigendes Beispiel.

Wir erleben heute eine Krise gelebter Vaterschaft. Wahre Männlichkeit scheint eine Seltenheit geworden zu sein. Der Feminismus zeigt sich hier mit schlimmen Folgen: wahre Ritterlichkeit und echte edle Männlichkeit werden bekämpft im Namen einer falsch verstandenen Freiheit. Dabei bilden doch gerade diese die Grundlagen für wahre Vaterschaft. Ohne wahre Vaterschaft kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Sie steht für Gerechtigkeit, Fürsorge, Liebe. Nicht ohne Grund beginnt das Gebet, das der Herr uns selbst gelehrt hat, mit den Worten: „Vater Unser …“ In den Evangelien wird der hl. Josef als „gerecht“ bezeichnet. Gerecht bedeutet in der alttestamentlichen Sprache soviel wie vollkommen. Der hl. Josef wird also in der heiligen Schrift als ein vollkommener Mann beschrieben, ein Vorbild wahrer Ritterlichkeit und edler Männlichkeit.

Der heilige Josef ist für uns Vorbild und Fürbitter am Throne Gottes zugleich. Wie die hl. Theresia bezeugt, hilft der hl. Josef in jeglicher Lage und erwirkt uns bei Gott noch mehr, als wir zu bitten wagen. Dieser große Heilige wird jedenfalls unser Vertrauen in vielfältigen Anliegen nicht enttäuschen.

Die heilige Scholastika und das benediktinische Ideal 

von P. Josef Unglert


Bild: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon (CC)

Für den Christen ist jeder Tag ein Tag der Freude, denn an jedem Tag hat mindestens ein Heiliger im Himmel sein Fest. Am 10. Februar feiert die Kirche die hl. Scholastika. Sie war die Schwester des hl. Benedikt von Nursia und gründete – parallel zu ihrem heiligen Bruder – die Benediktinerinnen. Daher ist es sehr passend, dass sie den Namen Scholastika trägt, bedeutet dieser doch „die Gelehrte“ oder auch „die Lernende“

Die hl. Scholastika lebte um das Jahr 500 in Umbrien. Nach dem Tod ihrer Eltern, wählte sie das Leben einer Einsiedlerin am Fuß des Berges Montecassino, auf dessen Gipfel Benedikt mittlerweile seine klösterliche Gemeinschaft gegründet hatte. Da sie in der Lebensführung ihrem Bruder folgte, gilt sie als die erste Benediktinerin.

Einmal im Jahr besuchten sich die zwei Geschwister zum gemeinsamen Gebet und auch zu geistlichen Gesprächen. Als Benedikt nach dem Abendessen in sein Kloster zurückwollte, bat Scholastika, dass er die Nacht noch bei ihr bleibe, damit sie ihr Gespräch fortsetzen können. Scholastika ahnte nämlich, dass sie bald sterben werde. Benedikt wollte aber nicht bleiben, da seine Klosterregel vorschrieb, ins Kloster zurückzukehren. Daraufhin verrichtete Scholastika ein stilles Gebet und plötzlich begann ein heftiger Sturm, so dass Benedikt nicht mehr nach Hause konnte. Benedikt war erschrocken und fragte seine Schwester: „Was hast Du gemacht?“ Darauf antwortete sie nur: „Ich habe Dich gebeten und Du wolltest nicht hören. Also habe ich meinen Gott gefragt und er hat mich erhört. Geh also, wenn Du kannst, in Dein Kloster zurück.“ Benedikt musst also bei seiner Schwester bleiben. Drei Tage später starb Scholastika, und Benedikt sah ihre Seele zum Himmel steigen in der Form einer weißen Taube.

Diese Begebenheit aus dem Leben der hl. Scholastika will uns lehren, dass wir mit all unseren Anliegen in kindlicher Einfachheit zu Gott gehen und Ihm voll Vertrauen unsere Anliegen vortragen. Dabei sollen wir aber nicht eigensinnig dem Herrgott mit dem Anliegen sofort die Lösung vortragen. Er selbst kennt ja unsere Anliegen und weiß viel besser was gut ist für uns. Tragen wir daher all unsere Sorgen, aber auch unsere Freuden von den Thron Gottes und legen wir unsere Leben mit kindlichem Vertrauen in seine Hände. Der Herr wird dann seinen Segen geben und für alles sorgen. Dominus providebit – Der Herr wird sorgen!

Das Fest der hl. Scholastika bietet darüber hinaus die Gelegenheit uns das benediktinische Motto par excellence wieder zu vergegenwärtigen: „ora et labora“ – bete und arbeite! Dieses Motto gilt nicht nur für die benediktinische Familie, sondern ist eine Spiritualität für die ganze Welt, gerade für den mitten in der Welt stehenden Laien. „Bete und arbeite!“ Allzu oft nehmen wir den arbeitsreichen Alltag als ein Hindernis auf dem geistlichen Weg wahr. Das sollte aber nicht so sein. Gewiss müssen wir uns auch Zeiten für das Gebet reservieren, damit wir nicht im Aktivismus versinken. Das Gebet soll aber auch nicht zum Ersatz der Arbeit werden. Vielmehr soll das eine das andere befruchten, so dass letzten Endes unser ganzes Leben und Arbeiten ein immerwährendes Gebet sein möge. Um dahin zu gelangen, eignen sich hervorragend die zahlreichen kleinen Stoßgebete, die die katholische Kirche kennt. Mit einem solch „kurzen Aufblick zum Himmel“ sollen wir uns den Tag hindurch und auch während der Arbeit immer wieder in die Gegenwart Gottes versetzen. Auf diese Weise ergänzen sich Gebet und Arbeit, sowohl in benediktinischen Klöstern, als auch für die Gläubigen in der Welt, wenn auch entsprechend der Standespflichten mit verschiedenen Schwerpunkten. Es grüßt Sie herzlich

Ihr P. Josef Unglert

Vorstellung P. Unglert

Liebe Gläubige,

der Sommer ist in der Petrusbruderschaft und in ähnlichen Gemeinschaften immer eine beliebte Zeit um strukturelle und personelle Veränderungen vorzunehmen. So hat sich mit der Leitung des deutschsprachigen Distrikts Einiges in der Niederlassung in Köln geändert. Den neuen Hausoberen in Köln – Pater Gerstle, den ich seit meiner Seminarzeit gut kenne und der mir sicherlich ein väterlicher Begleiter in den ersten Jahren des Priestertums sein wird – haben Sie bereits kennengelernt. Nun ist die Reihe auch an mir, mich vorzustellen. Da ich aus dem schönen Bayernland stamme, begrüße ich Sie zu Beginn zunächst einmal mit einem herzlichen „Grüß Gott!“

Nach sieben Jahren der Seminarausbildung freut sich jeder Seminarist, auf die anstehende und lang vorbereitete Priesterweihe und die nun endlich beginnende Seelsorge. Für mich war es nun diesen Sommer endlich soweit. Am 26. Juni durfte ich aus den Händen von Erzbischof Wolfgang Haas in der prachtvollen Basilika von Ottobeuren das Sakrament der hl. Priesterweihe empfangen.

Da ich noch relativ jung bin – 26 Jahre – blicke ich auf ein noch nicht allzu sehr spektakuläres Leben zurück. Aufgewachsen bin ich zunächst auf einem kleinen Bauernhof im reizvollen Unterallgäu. Den größten Teil meiner Jugend lebte ich in der Kleinstadt Bad Wörishofen. Mit 19 Jahre, also direkt nach dem Abitur, habe ich mich dazu entschlossen in das internationale Priesterseminar St. Petrus der Priester­bruderschaft St. Petrus einzutreten. Nach dem Spiritualitätsjahr, den zwei Jahren Philosophiestudium und den drei Jahren Theologiestudium, haben ich in meinem Diakonatsjahr bereits erste praktische Erfahrungen in unserer Gemeinde in Bourges, Frankreich gesammelt.

Das Rheinland kenne ich bisher nur flüchtig, es ist also praktisch Neuland für mich. Allerdings sind die Rheinländer für ihren Humor bekannt und die Stadt Köln über den berühmten Kölner Dom hinaus für seine zahlreichen und schönen Kirchen. Sie kann also auf eine lange und glanzvolle katholische Geschichte zurückblicken, die von großen Gestalten wie dem Albert den Großen (13. Jh.) und Petrus Canisius (16. Jh.), geprägt ist. Albert der Große wurde nicht weit von meiner Heimat in Lauingen an der Donau geboren und wirkte lange als Universalgelehrter in Köln, wo er u.a. der hl. Thomas von Aquin zu seinen Schülern zählte. Petrus Canisius aus niederländischen Nijmwegen und hat sich große Verdienste darin erworben, die bedeutende Kirchenprovinz Köln für den katholischen Glauben zu erhalten, indem er auf die Absetzung des protestantisch gesinnten Erzbischof Hermann von Wied hinwirkte und um sich einen glaubenstreuen Klerus scharte, obwohl er selbst zu diesem Zeitpunkt die Priesterweihe noch nicht empfangen hatte. Auch er hat später in meinem Heimatbistum Augsburg gewirkt. Durch den großen und kleinen Katechismus, den er in Frage- und Antwortstil verfasste, hat er in überzeugender Weise die protestantischen Irrlehren widerlegt und den wahren Glauben gestärkt. Es ist eine schöne Fügung, dass unser Generalhaus sich in Fribourg, seinem Sterbeort befindet.

Heute leben wir in ähnlich bewegten Zeiten wie der hl. Petrus Canisius. Zwar ist keiner von uns Priestern ein zweiter Petrus Canisius, aber wir wollen dennoch mit unserem bescheidenen Wirken Ihnen, liebe Gläubige, zur Verfügung stehen. Für mich gilt es nach sieben Jahren des Studiums und des Gebets, nun das Erlernte in die Praxis umzusetzen und Ihnen als Seelsorger zur Verfügung zu stehen. Mir ist dabei freilich bewusst, dass es mir dabei noch an Erfahrung fehlt. Diese wird sich erst im Laufe der Jahre allmählich ergeben. Umso mehr freue ich mich, wenn Sie mir Gelegenheit geben, diese Erfahrung zu sammeln, indem Sie meine Dienste als Priester in Anspruch nehmen. Gerne werde ich Einladungen annehmen, um Sie und Ihre Anliegen näher kennen zu lernen, bzw. die hl. Sakramente zu spenden, sei es das Bußsakrament, die hl. Krankenkommunion oder auch bei schwerer Krankheit die hl. Krankensalbung. Scheuen Sie sich also nicht, mit Ihren Anliegen an uns heranzutreten.

„Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin. Und seine Gnade [soll] an mir nicht vergeblich gewesen [sein]“ (1 Kor 10,15). Dafür bitte ich Sie, liebe Gläubige, um Ihr eifriges Gebet.

Es grüßt Sie alle im Gebet verbunden herzlich,

Ihr P. Josef Unglert FSSP

Vorwort zum August/September-Rundbrief

Liebe Gläubige,

wie Sie bereits aus dem Rundbrief Juli 2021 von Pater Andreas Fuisting erfahren haben, soll ich ab September in Absprache mit dem Generaloberen und meinem Nachfolger in der Distriktsleitung, P. Dreher, die Verantwortung für unsere Niederlassung in Köln übernehmen.

Ich freue mich, nach sechs Jahren wieder in die Gemeindeseelsorge zurückkehren zu dürfen. Nach meiner Priesterweihe 1991 habe ich reichliche Erfahrungen in unseren Niederlassungen in Stuttgart (1991-2004) und Gelsenkirchen (2004-2015) gesammelt, die ich nun schwerpunktmäßig in unseren Apostolaten in Köln und Düsseldorf einbringen kann. Pater Fuisting, der als Hausoberer schon über viele Jahre die Verantwortung getragen hat und dem ich dafür herzlich danke, bleibt der Niederlassung Köln erhalten. Er wird künftig von Mettmann aus für unsere oberbergischen Messorte in Remscheid, Wuppertal und Altenberg zuständig sein, was aber gelegentliche Einsätze in den anderen zur Niederlassung gehörenden Messorten und Apostolaten nicht ausschließt. Pater Marc Brüllingen wird ebenfalls weiterhin wie bisher zur Verfügung stehen.  Die Hausgemeinschaft in Köln-Lindenthal wird Ende September unser Neupriester Josef Unglert ergänzen und unsere Seelsorge unterstützen, wofür ich sehr dankbar bin. Er wird zunächst am 26. September in Düsseldorf und dann am 3. Oktober in Köln eine Nachprimiz feiern und den Primizsegen spenden. Ich selbst werde meine neue Aufgabe offiziell am 5. September mit dem feierlichen Hochamt in der Maria-Hilf-Kirche in Köln beginnen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich den Mitbrüdern unserer Niederlassung in Oberhausen, Pater Klein und Pater Hengstermann, für Ihre sonntäglichen Aushilfen in Köln seit April ganz herzlich danken.

Ich bin mir bewusst, dass mich keine leichte Aufgabe erwartet. Vor allem unsere Gemeinde in Köln hat durch die beiden Abgänge von P. Miguel Stegmaier und P. James Mawdsley in jüngster Zeit gelitten. Manche Gläubige haben darauf mit Unverständnis reagiert. Sie verstehen, dass ich darauf nicht mehr eingehen möchte und wünsche, dass wir den Blick nach vorne richten. Nur wenn wir bereit sind, gemeinsam auf Gott zu schauen und unsere Eigeninteressen zurück zu stellen, wird es gelingen, die Gemeinde aus der Krise zu führen. Vor allem zwei Gründe waren für mich ausschlaggebend, dem Generaloberen anzubieten, die Verantwortung für die Niederlassung in Köln zu übernehmen: Erstens, weil ich um die schwierige Situation weiß und zweitens, weil ich überzeugt bin, dass es dort viel Potential für ein fruchtbares Apostolat und Seelsorge gibt. Ob es gelingt, in gemeinsamer Anstrengung die vorhandenen Probleme in guter Weise zu lösen, zur Einheit und einem guten Miteinander zu finden, Voraussetzungen für eine gute Gemeindeentwicklung, hängt von jedem Einzelnen ab. Die Kirche ist in einer so großen Krise und die Herausforderungen der Zeit sind so enorm, dass wir uns als relativ kleine Gemeinschaft Grüppchendenken und Parteiungen nicht leisten können.

In diesem Sinne zähle ich auf Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung!

Es grüßt Sie alle im Gebet verbunden herzlich

Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP
Wigratzbad, im Juli 2021

Das Kostbare Blut unseres Herrn Jesus Christus

von P. Marc Brüllingen


  1. Soteriologisch.

– a) Wie der Alte Bund durch Opferblut eingeweiht wurde, so schloß Christus in seinem eigenen, am Kreuz vergossenen Blut den Neuen Bund (Mk 14,24; 1 Kor 11,25; Hebr 9,20). Durch dieses „Blut des Neuen Bundes“ stiftete er Frieden (Kol 1,20), erwarb er sich die Kirche (Apg 20,28), sind wir gerechtfertigt (Röm 5,9) und für Gott erkauft (Apk 5,9) haben wir Erlösung (Eph 1,7). Die Mitteilung der Erlösungsgnade an die Glieder der Kirche wird als Besprengung (1 Petr 1,2), Reinigung (Hebr 9,14; 1 Jo 1,7) oder Reinwaschen (Apk 7,14; 22,14) durch das Blut Christi beschrieben. Christus verlangt, daß man sein Blut „trinke“ (Jo 6,54-57). Darunter ist wie 1 Kor 11,26 f. dessen eucharistischer Empfang zu verstehen. 1 Petr 1,19 spricht schon vom „kostbaren Blut Christi“. Der Akzent liegt jedoch im Neuen Testament nicht auf dem Blut als materiellem Substrat, sondern auf der Sühne wirkenden Selbstaufopferung Jesu, die sich freilich auch vollziehen mußte in der Realität eines blutigen Todes und nicht bloß in „innerer Gesinnung“.

– b) Origenes bedient sich mitunter der unwürdigen Vorstellung, Christus habe sein Blut (oder Seele) zum Loskauf des Menschengeschlechtes dem Teufel übergeben. Unbegründet ist es, allgemein „der Patristik“ eine solche Erlösungsauffassung zuzuschreiben. – Bernhard von Clairvaux soll die Sentenz geprägt haben, daß ein einziger Tropfen des Blutes Christi zur Erlösung der ganzen Menschheit genügt hätte (vgl. Bernardin von Siena: ed. Q II 287).

  1. Das Blut Christi in der hypostatischen Union.

– a) Die Hochscholastik und vor allem das 15. Jh. sahen sich vor folgende Fragen gestellt: 1) „War das Blut Christi wie Leib und Seele hypostatisch der göttlichen Person geeint und blieb es das auch während des Triduum mortis?“ 2) „Kehrte das gesamte beim Leiden vergossene Blut christi bei seiner Auferstehung in den Leib zurück?“ Thomas von Aquin bejaht die 2. Frage uneingeschränkt (Quodl. V a.5; S. th. III q. 54 a.3) und bestreitet dementsprechend das Vorhandensein echter Reliquien des Blutes Christi. Seine Antwort zur 1. frage liegt in dem Prinzip: Verbum Dei numquam deposuit quod in nostra natura assumpsit (Das Wort Gottes hat niemals abgelegt, was in unserer Natur aufgenommen worden ist.). Der Scotusschüler Franciscus de Maironis stellt Thomas die These entgegen, das vergossene Blut habe sich mit der Trennung vom Leib auch von der Gottheit getrennt. Das besagte Prinzip beschränkt er mit Berufung auf Papst Leo den Großen und Johannes von Damaskus auf die menschlichen Wesensteile Leib und Seele.

– b) Über beide Fragen entspann sich 1462 zwischen Dominikanern und Franziskanern eine lebhafte Kontroverse, die in einer Disputation vor Papst Pius II. (18.-20. Dezember) gipfelte und zu dem Dekret vom 1.8.1464 führte.

– c) Das Decretum de SS. Eucharistia des Tridentinums nennt das Blut wie Leib und Seele „Teil Christi des Herrn“ und definiert, daß kraft der Wandlungsworte das (nun verklärte) „wahre Blut“ Christi gegenwärtig wird. Das läßt auf die „Identität“ des Blutes über das Leiden hinaus schließen und legt auch die Folgerung nahe: „Das Blut im Kelch ist mit der Gottheit vereint, also war es so auch mit dem vergossenen“ (Nikolaus von Kues: Haubst 324). Anderseits gilt dieser Schluß jedoch nur von dem vergossenen Blut, das tatsächlich wieder in den Leib aufgenommen wurde. Im Übrigen ist nach Ausweis der heutigen Physiologie und angesichts der auch bei Jesus durchweg natürlich verlaufenen physiologischen Lebensvorgänge die fortdauernde „Identität“ des Blutes nicht im Verbleib derselben Blutflüssigkeit oder -zellen zu sehen, sondern vielmehr darin, daß es jeweils von derselben Seele in demselben Leib belebt ist (s. Auferstehungsleib).

  1. Die Verehrung des kostbaren Blutes.

Das Blut des verklärten Christus ist, auch im Altarsakrament, im Hinblick auf die göttliche Person und mit dieser anzubeten. Falls es von der Passion zurückgebliebenes Blut gibt, ist dieses nicht mehr hypostatisch geeint. Solchen Reliquien gebührt deshalb auch nur ein relativer Kult, ähnlich wie den Bildern und dem hl. Kreuz Christi. Der Sinn der seit den Kreuzzügen aufblühenden Verehrung des kostbaren Blutes, die später besonders durch Katharina von Siena und Caspar del Bufalo neue Anregung erfuhr, und insbesondere des von Papst Pius IX. 1849 für die ganze lateinische Kirche angeordneten und durch Papst Pius XI. erhöhten Festes (1. Juli) liegt vor allem in dem Dank für die Erlösung durch den blutigen Kreuzestod Christi.

(nach: Lexikon für Theologie und Kirche; Verlag Herder Freiburg; 1958)

Zu Ehren des kostbaren Blutes genehmigte die Ritenkongregation am 24. Februar 1960 zum liturgischen Gebrauch die Litanei vom kostbaren Blut.


V./ A. Herr, erbarme Dich unser
V./ A. Christus, erbarme Dich unser
V./ A. Herr, erbarme Dich unser
V./ A. Christus höre uns
V./ A. Christus erhöre uns

V. Gott Vater im Himmel, A. erbarme Dich unser.
Gott Sohn, Erlöser der Welt
Gott Heiliger Geist
Heiligste Dreifaltigkeit, ein Einiger Gott

V. Blut Christi, A. rette uns
Blut Christi, des Eingeborenen des ewigen Vaters
Blut Christi, des menschgewordenen Wortes
Blut Christi, des Neuen und ewigen Bundes
Blut Christi, n der Todesangst zur Erde geronnen
Blut Christi, bei der Geißelung vergossen
Blut Christi, bei der Dornenkrönung verströmt
Blut Christi, am Kreuze ausgegossen
Blut Christi, Kaufpreis unseres Heiles
Blut Christi, einzige Vergebung der Sünden
Blut Christi, im Altarsakrament Trank und Reinigung der Seelen
Blut Christi, Strom der Barmherzigkeit
Blut Christi, Besieger aller bösen Geister
Blut Christi, Starkmut der Märtyrer
Blut Christi, Kraft der Bekenner
Blut Christi, Lebensquell der Jungfrauen
Blut Christi, Stütze der Gefährdeten
Blut Christi, Linderung der Leidenden
Blut Christi, Trost der Weinenden
Blut Christi, Hoffnung der Büßenden
Blut Christi, Zuflucht der Sterbenden
Blut Christi, Friede und Wonne aller Heiligen
Blut Christi, Unterpfand des ewigen Lebens
Blut Christi, Erlösung aus den Tiefen des Reinigungsortes
Blut Christi, aller Herrlichkeit und Ehre überaus würdig

V. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. verschone uns, o Herr.
V. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. erhöre uns, o Herr.
V. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. erbarme Dich unser.

V. Lasset uns beten. – Allmächtiger ewiger Gott, Du hast Deinen eingeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch sein Blut Dich versöhnen lassen, so lasse uns denn, wir bitten Dich, den Lösepreis unseres Heiles verehren und durch seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig seiner Frucht erfreuen dürfen, durch Christus unseren Herrn. A. Amen


Foto: Heike Hannah Lux

Zum Fest Fronleichnam

von P. Marc Brüllingen


Norbert von Xanten | Foto: Heike Hannah Lux

1. Sein Fleisch ist wahrhaft eine Speise. Christus spricht im heutigen Evangelium (Joh 6,56-59) nicht mehr bildhaft, also von der Verbundenheit mit ihm durch den Glauben, sondern er spricht mit besonderer und auffallender Eindringlichkeit ständig zu wiederholten Malen vom Essen und Trinken, von wirklicher Speise und wirklichem Trank. Das Manna in der Wüste, das Wasser aus dem Felsen waren einerseits Symbole des geistigen Erfülltwerdens durch den Glauben. Beides war aber anderseits noch Symbol eines wirklichen Essens, einer Speise, die er gibt, und des Trinkens eines Trankes, den er reicht. Dieses Brot ist sein Leib, dieser Trank ist sein Blut. Die Juden verstehen ihn wörtlich: „Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?“ Er will auch wörtlich verstanden sein. Nur ist hier noch nicht ersichtlich, wie sein Fleisch das Brot ist, das er ihnen zu essen gibt. Das Wie bleibt hier offen. Erst die Abendmahlsszene am kommenden Osterfest wird ihnen zeigen, wie er seine Worte gemeint hat und wie sie die Erfüllung finden. Wenn er nämlich das Brot in sein Fleisch verwandelt und den Wein in sein Blut.

2. Diese Nahrung bewirkt in ihnen das Leben: Auch das wird mehrmals betont: „Das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch für das Leben der Welt… wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben… So wird der, der mich ißt, leben… Wer dieses Brot ißt, wird in Ewigkeit leben.“ Alle Sakramente der Kirche haben eine Beziehung zum neuen Leben aus Gott. Die Taufe spendet dieses Leben, die Firmung sichert es, die Buße gibt das verlorene Leben zurück, die Priesterweihe gibt die Fähigkeit, es auch anderen zu spenden, die Ehe verbindet natürliches und übernatürliches Leben, natürliche und übernatürliche Zeugung. Die Krankenölung stärkt das natürliche Leben und sichert das ewige Leben. Und mittendrin steht das eigentliche Sakrament des Lebens, die lebenerhaltende Speise des Fleisches Christi und der lebenerhaltende Trank des Blutes Christi.

3. Dieses Leben gewinnt der Mensch durch die Gemeinschaft mit Christus und durch Ihn mit dem Vater: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Der Mensch wird eins mit Christus in der Einswerdung der Communio. Und Christus wird eins mit ihm, der ihn in der Speise aufnimmt. Es ist dieser Assimilierungsprozeß, der im Zeichen des Essens und Trinkens gezeigt und in der unsichtbaren Wirklichkeit übernatürlichen Verbundenseins vollzogen wird. Der Lebensstrom quillt aus dem Vater: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich ißt, durch mich leben.“ Die Geburt des Sohnes aus dem Vater ist Lebensempfang. Das Aufnehmen des Sohnes durch den Genuß seines Fleisches und Blutes ist Empfang dieses Lebens für den Menschen. So wird die lebendige Einheit vollendet. Vom Vater her durch Christus in den Menschen hinein, vom Menschen durch Christus zum Vater hin. Gerade darum ist dieses Brot nicht nur von vorübergehender Wirkung wie das Manna, sondern wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit. „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.“ Christus ist das wahre Manna. Wer es ißt, stirbt nicht, denn wenn er auch äußerlich, körperlich stirbt, hat er doch ein Leben in sich, das nicht dem Tod verfallen ist, und selbst äußerlich, körperlich wird er auferweckt am Jüngsten Tag.

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Johannes; Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln; 1958)

Er ist wahrhaftig auferstanden

von Hannah Lux


Es gibt eine Reihe von Glaubenswahrheiten, von denen vermeintlich aufgeklärte Zeitgenossen behaupten, sowas könne man doch heute nicht mehr glauben. Das sei nicht mehr vermittelbar und müsse deshalb aus der kirchlichen Verkündigung gestrichen werden, oder zumindest umgedeutet. Dieser Unglaube wird dann auch noch als erwachsen bezeichnet – im Gegensatz zum angeblich infantilen Glauben der „Frommen“. Ganz oben auf der Liste dieser nicht glaubbaren Wahrheiten steht die Auferstehung Christi. Die Umdeutungen sind uns leider nur allzu bekannt: Er lebe in seinen Nachfolgern weiter, oder in seiner Botschaft …  Folgerichtig ist dann auch bei unseren Verstorbenen häufig die Rede davon, dass sie (nur noch) in unseren Gedanken weiterleben.

Was man uns als modernen und mündigen Glauben weismachen will, ist aber so alt wie das Christentum selbst. Zur Zeit Jesu gab es bereits die Vorstellung einer Auferstehung, und es wurde bereits heftig darüber gestritten, so dass auch Jesus dazu befragt wurde. Gleich in zwei Evangelien wird davon berichtet – im Markusevangelium (12, 18 ff) und im Matthäusevangelium (22, 23 ff):

»Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. […] Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (Exodus 3,6): »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.« (Mt 22, 29 und 31-32)

In den ersten Gemeinden tauchte der Zweifel an der Auferstehung ebenfalls sehr schnell auf. In Korinth gab es offenbar Gemeindeglieder, die nicht so recht an eine Auferstehung glauben wollten. Ihnen antwortet der hl. Paulus:

»Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen.« (1 Kor 15, 3-6)

Der Kern dessen, was der hl. Paulus empfangen hat, ist also die Botschaft vom Sühnetod Christi und seiner Auferstehung. Beides wird heute immer noch oder wieder in Frage gestellt. Dabei führt der Apostel Zeugen an, die seine Zeitgenossen immer noch befragen konnten. Dann schreibt er weiter:

»Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; dann sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.« (1 Kor 15, 12-19)

»Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig«

Christentum ohne die Auferstehung ist sinnlos – gleichgültig, was vermeintlich aufgeklärte Verkündiger uns weismachen wollen. Christus ist auferstanden und wir werden auferstehen – nicht symbolisch oder nur geistig, sondern real.

Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) hat es so ausgedrückt:

Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich
von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht;
dies ist meine Zuversicht.

Bei orthodoxen Christen ist es Tradition, diesen Osterglauben mit dem Ostergruß zu bezeugen und sich gegenseitig der Auferstehung zu versichern: „Χριστός ἀνέστη“ (Christos anesti) – „Christus ist auferstanden!“. Die Antwort: „αληθώς ανέστη“ (Alithos anesti) – „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Auch die armenischen Christen grüßen einander mit: „Քրիստոս յարեաւ ի մեռելոց“ (Krisdos haryaw i merelotz) – „Christus ist auferstanden“. Hier lautet die Antwort: „Օրհնեալ է յարութիւնն Քրիստոսի“ (Orhnyal e harutyunn Krisdosi) – Gepriesen sei die Auferstehung Christi!“

Die Botschaft der Auferstehung lässt uns in diesen Lobpreis mit einstimmen.


Bild: Ikone Anastasis | Foto: Heike Hannah Lux