Der hl. Apostel Thomas

von P. Bernhard Gerstle


Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, feiern wir das Fest des hl. Apostels Thomas. Man nennt ihn auch den „ungläubigen Thomas.“ Er hatte das Pech, dass er fehlte, als Jesus erstmals seinen Jüngern und Aposteln erschienen war. Als die Jünger ihm voll Freude sagten „Wir haben den Herrn gesehen!“, entgegnete er ihnen: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25)!

Das ist die typische Antwort eines Skeptikers. Das andere Extrem sind die Leichtgläubigen. Sie neigen dazu, sofort auch den größten Unsinn zu glauben. Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir die Skeptiker lieber. Was geistert heutzutage nicht alles an Unsinn durch die Medien, sowohl in politischer als auch in religiöser Hinsicht! Da würde ich mir auf jeden Fall „mehr Thomas“ wünschen. Freilich war seine Reaktion auf den Bericht der Erscheinung Jesu nicht vorbildlich. Und er wurde ja auch vom Herrn dafür getadelt. Doch genauso wunderbar war seine Reaktion, als Jesus ihm erschien und ihn bat seine Hand in seine Seite zu legen. Demütig ging er auf die Knie und sprach die wunderbaren Worte: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28)!

Professor Spindelböck kommentiert dieses Bekenntnis folgendermaßen:

“Sagen wir nicht, Thomas hätte nach dieser Begegnung nicht mehr glauben müssen. Ja, er hat Jesus gesehen in seiner verklärten Menschheit und darum an ihn geglaubt! Er glaubte aber an Jesus nicht als bloßen Menschen, sondern er bekannte, vom Heiligen Geist ergriffen und erleuchtet: „Mein Herr und mein Gott!“ Die Gottheit Jesu Christi ist ihm im Glauben aufgeleuchtet. Sein Herz war fähig, über das Sichtbare vorzudringen zum Unsichtbaren und Göttlichen.”

Wir dürfen Thomas und dem Evangelisten Johannes, der dies niedergeschrieben hat, für dieses Glaubenszeugnis überaus dankbar sein. Es zeigt einmal mehr, dass die Apostel keine Tagträumer gewesen sind. Vielmehr waren sie sehr realistisch und ausgestattet mit einem gesunden Menschenverstand. Sie kamen ja aus eher einfachen Verhältnissen. Mit harter Arbeit haben sie ihr Brot verdient. Das waren gestandene, aufrichtige Männer. Als der Erzengel Gabriel Maria erschien und die Menschwerdung Gottes verkündete und ihr mitteilte, dass sie den Sohn Gottes empfangen und gebären sollte, da stellte die hl. Gottesmutter die völlig berechtigte Frage: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne (Lk 1,34)?“ Auch sie erwartete vom Engel eine plausible Erklärung. Wir dürfen ebenfalls Gott so manche Frage stellen und im Gebet oder durch Fügung auf eine Antwort hoffen. Freilich steht über all diesen Fragen, was der Erzengel Gabriel Maria als Antwort gab: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich (Lk 1.37)!“ Das muss uns zuweilen als Erklärung genügen und es ist die einzige Antwort, welche wir Ungläubigen geben können, wenn sie uns beispielsweise kritisch darauf ansprechen sollten, wie das möglich sein soll, dass die Mutter Jesu zugleich Jungfrau war, vor, in und nach der Geburt.

„O Heiland reiß die Himmel auf“

von P. Korbinian Mendler


Ein bisschen Tannengrün im Kerzenschein, einen Hauch von Glühwein in der Nase und eines der vielen getragenen Adventslieder im Ohr: Es braucht nicht viel, um in uns eine adventliche Stimmung aufkommen zu lassen. Sie prägt diese Zeit der Erwartung, in der wir dem Weihnachtsfest entgegengehen, der Ankunft des Herrn.

Ein bisschen weniger romantisch besinnlich, aber dafür umso erwartungsvoller war wohl die Zeit, in der das Lied vom Himmel aufreißenden Heiland entstanden ist. 1622 wurde es in Würzburg erstmals veröffentlicht. Vier Jahre zuvor war jener Konflikt eskaliert, der in den kommenden Jahrzehnten als Dreißigjähriger Krieg auf deutschem Boden ausgetragen werden sollte. Die Bevölkerung leidet unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen, unter Seuchen und Hungersnöten, ganz abgesehen davon, dass eine große religiöse Verwirrung herrscht. Unter solchen Umständen versteht man den Wunsch nach Erlösung und Gerechtigkeit. Und man versteht den Erfolg eines Liedes, das diese Gedanken aufgreift, das hofft, dass Weihnachten nicht nur als Termin im Kalender steht, sondern Wirklichkeit wird. Schon im Folgejahr erscheint das Lied in Köln und anderen Orten, 1666 schließlich unter der heute bekannten Melodie in einem „Rheinfelsischen Gesangbuch“.

„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.“ Der Autor, mutmaßlich Friedrich Spee, hatte wohl andere Sorgen im Kopf als Geschenkekaufen. Vielleicht schwebte ihm auch noch die Hexenverfolgung vor Augen, deren Irrsinn er als Beichtvater von Betroffenen hautnah miterlebte und gegen die er sich neun Jahre später, ebenfalls anonym, mit einer Denkschrift wandte („Cautio Criminalis“), ohne allerdings das Ende der Hexenverbrennungen mitzuerleben. Liest man den Text seines Liedes aus dieser Perspektive, so bekommt der ohnmächtige Ruf nach Gerechtigkeit noch einmal eine ganz andere Dramatik. „O Sonn, geh auf, ohn‘ deinen Schein in Finsternis wir alle sein“…

Im Advent 2024 sind wir Gott sei Dank vor solchen existenziellen Sorgen weitgehend verschont. Doch so manches Weh mag in diesem „Jammertal“ auch noch heute zu hören sein, der Wunsch nach Erlösung und Gerechtigkeit ist jedenfalls noch immer zu spüren.

Interessant ist dabei, dass er letztlich die poetische Darstellung eines Bibeltextes ist. Ähnlich wie in dem 150 Jahre jüngeren Lied „Tauet Himmel den Gerechten“ bezieht sich Friedrich Spee auf eine Prophetie des Jesajabuches (Jes 45,8), das im lateinischen Text vom Geheimnis der Menschwerdung spricht, davon, dass „der Gerechte“ wie fruchtbarer Regen oder Tau auf die Erde herabkomme, und zugleich wie ein Spross aus der Wurzel Jesse aus der Erde „hervorsprieße“. Die Verbindung kommt zustande durch das „Ja“ der Gottesmutter, in der der Gottessohn Mensch wird. Aus diesem Grund ertönt der alte Jesajatext schon seit vielen Jahrhunderten am Anfang der adventlichen Marienmessen – der „Roratemessen“, die in der Regel bei Kerzenschein gefeiert werden…

Friedrich Spee hat mit dem Ruf nach dem Himmel aufreißenden Heiland also sehr viele adventliche Gedanken miteinander verbunden. Möge sein Lied wie auch unser ganzes schönes Liedgut dazu beitragen, dass der Advent nicht nur eine romantisch stimmungsvolle Zeit von Glühwein sei und Geschenkesuchen, sondern eine echte Vorbereitung auf die Ankunft des Erlösers.


 

Hirten der Kirche

von P. Bernhard Gerstle


Angesichts der schweren Glaubenskrise nach dem 2. Vatikanischen Konzil sah sich der hl. Papst Johannes Paul II. veranlasst, unter der Federführung des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, von allen Gläubigen und Klerikern, die ein kirchliches Amt übernehmen, zuvor einen Treueid zu verlangen. Bis zum 8. Januar 1990 galt der Treueid nur für die Bischöfe. Dieser Treueid besteht im Ablegen des Glaubensbekenntnisses und in den drei folgenden Zusätzen:

„Fest glaube ich auch alles, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird, sei es durch feierliches Urteil, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt.

Mit Festigkeit erkenne ich auch an und halte an allem und jedem fest, was bezüglich der Lehre des Glaubens und der Sitten von der Kirche endgültig vorgelegt wird.
Außerdem hange ich mit religiösem Gehorsam des Willens und des Verstandes den Lehren an, die der Papst oder das Bischofskollegium vorlegen, wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie nicht beabsichtigen, diese in einem endgültigen Akt zu verkünden.“

Wie wohl etliche Gläubige aus leidvoller Erfahrung berichten können, besteht zuweilen ein eklatanter Widerspruch hinsichtlich dieser Vorgaben der Kirche und der realen Situation. Eine beträchtliche Anzahl kirchlicher Amtsträger äußert und handelt anders, als sie vor Gott und der Kirche im Treueid versprochen hat. Betrifft das Bischöfe und Kardinäle, dann ist der Schaden besonders groß. Priester und Gläubige, welchen der Gehorsam noch etwas bedeutet, geraten dann in erhebliche Gewissenskonflikte. Die Mehrheit der deutschen Bischöfe, teilweise getrieben von der Erwartungshaltung liberaler Katholiken und dem Druck der Funktionärsriege des ZDK, teils aber aber aus eigener Überzeugung, bringt durch ihren Kurs, der bei der Synode in Frankfurt deutlich geworden ist, glaubenstreue Katholiken und vor allem glaubenstreue Priester immer mehr in die Bredouille. Als „anders katholisch“ umschreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, diese Agenda, die letztlich auf eine Protestantisierung der katholischen Kirche hinausläuft.

Es gibt schon Kleriker, welche deshalb aus ihrer Heimatdiözese in eine Diözese flüchten, die dort noch von einem Bischof geleitet wird, der sich an die verbindliche Lehre der Kirche gebunden fühlt. Ein Bischof oder Priester, der sich über Anweisungen des Papstes und über die verbindliche Lehre der Kirche hinwegsetzt, untergräbt seine eigene Autorität und kann für seinen Ungehorsam keinen Gehorsam beanspruchen. Selbst einem Papst sind Grenzen gesetzt. Auch er ist an die göttliche Offenbarung und die daraus fließende verbindliche Lehre der Kirche gebunden. Er kann sie nicht willkürlich ändern. Das Dogma der Unfehlbarkeit gibt uns allerdings die Sicherheit, dass dieser Fall nicht eintreten wird. Das gilt natürlichen nicht für Äußerungen des Papstes, welche nicht als Ausdruck des kirchlichen Lehramtes zu bewerten sind, wie beispielsweise in einer Predigt, einem Interview oder einer Audienz. Auch schließt das Unfehlbarkeitsdogma keineswegs Fehler und Schwächen in der Amtsführung sowie in der persönlichen Lebensführung aus. Dass wir unseren Glauben teilweise im Widerstand gegen die Hirten der Kirche verteidigen müssen, ist ein furchtbares Dilemma, was an finstere Zeiten der Kirchengeschichte erinnert.

Viele Gläubige laufen Gefahr, angesichts dieser Situation mutlos zu werden oder nach außerkirchlichen Lösungen zu suchen. Das ist zwar verständlich, kann aber nicht die richtige Lösung sein. Die katholische Kirche unter Leitung des Papstes ist und bleibt die Kirche Jesu Christi. In der gegenwärtigen Situation ist von uns ein großes Vertrauen auf seine Verheißung gefordert: „Du bist Petrus, der Fels. Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen. Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt. 16,8)! Halten wir uns in dieser außergewöhnlichen Prüfung an diese Verheißung. Stehen wir angesichts der Krise umso fester zur Kirche, beten wir für glaubensschwache oder gar untreue Hirten und unterstützen wir nach Kräften jene Bischöfe und Priester, welche sich als wahre Seelsorger und treue Hirten der Kirche erweisen.

Jesus vor Pilatus

von Pater Marc Brüllingen


Jesus steht in souveräner Größe und königlicher Hoheit vor dem Volk und Pontius Pilatus, dem römischen Landpfleger. Äußerlich scheint es so, als wäre Jesus ohne Macht, allein, ohne Hilfe, und doch spricht er furchtlos von der wahren Größe, dem wahren Reich und der wahren Macht, die ihm gegeben ist.

Die Worte Jesu enthalten ein Zweifaches. Zunächst einmal enthalten sie das Bekenntnis seiner königlichen Größe und seines Reiches, das nicht von dieser Welt ist und somit alle anderen Reiche überragt.

Seine Worte sind aber auch als Appell an das Gewissen des Pilatus zu verstehen. Jesus ist in diese Welt gekommen, damit er für die Wahrheit Zeugnis ablege. Wenn es Pilatus wirklich um die Wahrheit gehen sollte, wird er innerlich die Stimme Christi als die Stimme der Wahrheit und folglich als Stimme Gottes erkennen.

Doch Pilatus weicht mit seiner skeptischen Frage aus: „Was ist Wahrheit?“ Trotzdem ist ihm die Unschuld des Angeklagten nun klar, und er will ihn auch freigeben. Aber um das Volk der Juden zu beruhigen, gleichsam als Kompromiß, will er einen berüchtigten Bandenführer, der wegen eines Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis gekommen war, freilassen. Schon die Gegenüberstellung des Heilandes und eines Mörders stellt schon eine tiefe Demütigung dar.

Daraufhin läßt Pilatus Christus geißeln, um dem Volk der Juden eine Art Genugtuung bieten zu können. Aber auch diese schreckliche römische Geißelung, die Jesus erfährt, erreicht nicht die Wirkung, um das Volk umzustimmen, es verspürt kein Mitleid und fordert immer mehr in lautem Haß die Kreuzigung Jesu.

Und auch hier spricht Pilatus. „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Jesus erwidert kein Wort. Sein Schweigen und Dulden zeigt hier seine seelische Größe. Die Schmerzen seiner Geißelung und Dornenkrönung sind unerträglich und doch sind die seelischen Schmerzen größer.

Es zeigt sich, daß sich Pilatus immer mehr als schwacher Mensch erweist. Obwohl er mehrere Ausweichversuche unternimmt sowie Unschuldsvermutungen formuliert, verurteilt er Christus dann doch zum Tod. Die Behauptung, daß Jesu der Sohn Gottes sei, erweckt in ihm eine abergläubische Furcht. Und der Vorwurf: „Wenn du diesen freiläßt, bist du kein Freund des Kaisers“, erinnert ihn daran, daß er schon einmal wegen unnötiger Verletzung der Religion der Juden beim Kaiser verklagt worden war. Deshalb befürchtete er, bei erneuter Klage, die kaiserliche Gunst ganz zu verlieren. Pilatus ist Vertreter äußerer Macht und Größe, aber ein schwacher und kleiner Mensch, ein im Tiefsten furchtsamer Charakter, der seine Furcht durch sein forsches Auftreten zu verbergen sucht, ein Mensch, der in der entscheidenden Stunde seines Lebens versagt.

Ganz anders dagegen Jesus: Er steht in ruhiger Würde und Gelassenheit vor seinem ungerechten Richter. Äußerlich in Ohnmacht, so scheint es, innerlich dagegen groß und mächtig. Er weiß, wie der Prozeß ausgehen wird und daß der Wille des himmlischen Vaters erfüllt wird. Furchtlos spricht er deshalb zu Pilatus. „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dier nicht von oben gegeben wäre.“

Die Menschenfurcht des Pilatus siegt und so übergibt er Jesus seinen Feinden zur Kreuzigung. Die Juden schlagen ihren eigenen gottergebenen König, den meschgewordenen Sohn Gottes ans Kreuz. Das Volk Israel verwirft Gott und wird von Gott selbst verworfen, bis zu dem Tag, an dem es sich bekehrt und Gott sich seiner erbarmt.

Es liegt etwas Erhabenes in diesem Moment: Es ist der weltgeschichtliche Augenblick, in welchem Gott durch Menschen verworfen und der Gottmensch durch Menschen getötet wird. Und trotzdem ist und bleibt die Gnade Gottes größer als die Sünden der Menschen, und daß Gott auch das Böse zum Guten lenken kann und wir die Hoffnung haben dürfen, daß er uns in seiner Liebe verzeiht, weil seine Liebe größer ist als unser menschliches Tun.

Dieses Mißverhältnis zwischen äußerer Macht des Staates und rein innerlich geistiger Macht des Reiches Gottes hat seit Christus gedauert durch alle Jahrhunderte und wird dauern bis zum Ende der Tage. Bald in friedlicher Auseinandersetzung, bald in blutiger Verfolgung und Unterdrückung. Der Kampf zwischen Kirche und Staat, zwischen geistlichem und weltlichem Recht. Der Staat will sich nicht damit abfinden, daß es eine Gesellschaft gibt, die von ihm unabhängig ist und die aus eigener Machtvollkommenheit Entscheidungen trifft. Trotzdem gehen beide Mächte auf Gott zurück. „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.“

Die Kirche ist daran gewöhnt, Verleumdungen zu erdulden, den Auseinandersetzungen staatlicher Gewalt ausgeliefert zu sein. Das „Kreuzige“ gehört wesentlich zu ihrer Geschichte. Doch schreitet sie wie der göttliche Meister mit erhobenem Haupt voran, unberührt von allen Verfolgungen und Angriffen seitens ihrer Feinde. Gott beschützt die Kirche. Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, aber es ist in dieser Welt. Aus diesem Grund muß es sich mit dieser Welt auseinandersetzen und auf die Mächte der Welt treffen.

Warum Halbwahrheiten so gefährlich sind

Vorwort zum August/September-Rundbrief


Liebe Gläubige,

warum sind Halbwahrheiten so gefährlich? Ja, gefährlicher als eindeutige Irrtümer? Weil sie schwerer zu erkennen und von der Wahrheit zu unterscheiden sind! Der Erfolg zahlreicher Irrlehrer beruht darauf, dass sie in vielerlei Hinsicht Richtiges und Wahres behaupten und das Falsche, Irrige geschickt darunter mischen. So sind ihre Zuhörer oder Leser leicht zu täuschen. Wir müssen darum schon sehr genau hinschauen und hinhören, wenn etwas behauptet wird, was neu und fremd klingt, anders jedenfalls, als wir es bisher gelernt haben. Das gilt besonders für Dinge, die unser ewiges Heil betreffen, nämlich in Fragen des Glaubens und der Sitte. Es ist zweifellos richtig, dass es einen Fortschritt in der Erkenntnis der Wahrheit gibt. Auf diesen Grundsatz berufen sich meistens die Neuerer. Allerdings besteht dieser Fortschritt in einer organischen, kontinuierlichen Weiterentwicklung, welche die bisher geltende Lehre bestätigt, allerdings auch vertieft. Aber eine neue Lehre, die im Widerspruch steht zu bisher verbindlichen Glaubensüberzeugungen, ist abzulehnen, weil sich der Heilige Geist, der in der Kirche wirkt, nicht widersprechen kann.

Was darum die Kirche früher verbindlich gelehrt hat, wird immer richtig sein, auch wenn neue Erkenntnisse hinzukommen. Man kann das vergleichen mit dem Bau eines Hauses. Da wird zunächst das Fundament gelegt und dann kommt Stein auf Stein dazu, bis am Ende das ganze Haus einschließlich des Daches steht. So haben auch Christus und die Apostel das Fundament der Kirche gelegt und später kam ein Stein nach dem anderen bis auf den heutigen Tag unter dem Einfluss des Heiligen Geistes hinzu. Und dieser Bau ist noch nicht vollendet. Immer noch kommen neue Erkenntnisse hinzu. Würde man nun aber einen Stein aus dem Ganzen herausbrechen, ein Dogma, z.B. die Lehre über die Erbsünde, so würde das Gebäude in sich zusammenbrechen. Es muss uns daher sehr hellhörig und besorgt machen, wenn nun auf dem synodalen Weg aus dem Munde von Bischöfen und Laien von einem „Umbau“ die Rede ist, von Lehren, die geändert werden müssen. Gott sei Dank kam Widerspruch von einigen deutschen Bischöfen und Persönlichkeiten des kirchlichen Lebens, vor allem aber von Bischöfen und Kardinälen der Weltkirche. Es prallen hier zwei Positionen unvereinbar aufeinander. Die eine Seite will die Kirche umkrempeln, so dass man sich fragen muss, was dann noch am Ende von ihr übrig bleibt. Die andere Seite wiederum ist zwar bereit, über die eine oder andere Reform zu diskutieren, die notwendig scheint, aber in Treue zum überlieferten Glaubensgut der Kirche. Die Fronten sind bereits so verhärtet, dass die Spaltung schon mit Händen greifbar ist, auch wenn sie noch nicht offiziell vollzogen ist. Das Aussitzen dieser Situation wird auf Dauer nicht funktionieren. Der Papst hätte es in der Hand, eine klare Entscheidung herbeizuführen. Diese Chance bietet sich ihm spätestens beim „Ad-limina-Besuch“ der deutschen Bischöfe im November in Rom. Doch viele fürchten nicht zu Unrecht, dass die Hängepartie weiter geht, was die Lage aber nur verschlimmert. Schon beginnt der Flächenbrand auf andere Länder überzuschwappen. Es ist bereits jetzt allerhöchste Zeit, mit den Löscharbeiten zu beginnen. Wohl dürfen wir uns auf die Verheißung Christi stützen: „Die Pforten der Hölle werden sie (die Kirche) nicht überwältigen (Mt. 16,18)!“ Aber wie viel von der Kirche Jesu Christi nach so vielen Jahren des Niedergangs, der vor allem innerkirchlich bedingt ist, noch übrig bleiben wird, das wissen wir nicht. Unsere Aufgabe besteht darin, zu beten und treu zu sein, jeder an seinem Platz und gemäß seinem Stand. Das schließt die Bereitschaft und den Mut ein, nur noch zu einer kleinen Minderheit zu gehören. Doch das sind wir der Liebe zu Christus und seiner Kirche schuldig. Die Wahrheit war noch nie eine Frage der Mehrheit. Und ich kenne keinen Heiligen, der seine Glaubensüberzeugungen aufgrund von Mehrheitsverhältnissen oder „Lebenswirklichkeiten“ in opportunistischer Weise angepasst oder gar über Bord geworfen hat. Ihr Vorbild und Handeln muss für uns die Richtschnur sein in der gegenwärtigen Verwirrung!

P. Bernhard Gerstle FSSP

Die Kirche in Deutschland auf dem Weg der Selbstzerstörung

von P. Bernhard Gerstle


Angesichts der Diskussionen und Beschlüsse des „synodalen Weges“ befürchten viele gläubige Katholiken, aber auch Bischöfe und Kardinäle, dass wir in Deutschland auf dem Weg in ein Schisma sind. Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet geht in einem Gastbeitrag für „katholisch.de“ vom 25.04.2022 schon weiter, indem er ein Schisma bereits als faktisch gegeben sieht. Für den modernistischen Theologen freilich kein Problem.

Bischof Bätzing übt sich hingegen noch in Beschwichtigungsversuchen. Die in Briefen offen geäußerte Sorge von amerikanischen und skandinavischen Bischöfen und Kardinälen, ebenso des Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Gadecki, vor einer drohenden Glaubensspaltung in Deutschland aufgrund der Mehrheitsbeschlüsse der Synodalenmitglieder, wischte er ohne sachliche Argumente zur Seite

Die Mehrheit sieht jedenfalls mit Bischof Bätzing offensichtlich kein Problem darin, dass die Kirche ihre bisherige Lehre in vielen Bereichen ändert. Für Dogmen ist in diesem Denksystem kein Platz mehr. Die Kirche kann nach diesem Verständnis weder verbindliche Glaubenslehren, noch eine bestimmte Sexualmoral vorschreiben. Zurecht hat dies Papst Franziskus kürzlich mit den Worten kommentiert: „Eine protestantische Kirche in Deutschland genügt.“

Dass sich der „Katholische Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transsexuellen-Verband“ mit den Forderungen der Reformbewegung „Maria 2.0“ solidarisierte, passt ins Bild. Wie sehr der Glaubensabfall innerhalb der Kirche fortgeschritten ist, offenbarte sich auch jüngst beim Stuttgarter Katholikentag, als der württembergischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras, einer Muslimin, die hl. Kommunion gereicht wurde.

Der Glaube und die Sakramente als Billigware, angeboten zum Schleuderpreis. Sieht so die Zukunft der Kirche aus? Die Befürworter dieser Kirchenpolitik meinen, dass die Kirche nur dann wieder für die Menschen attraktiv wird, wenn sie sich deren Lebenswirklichkeit anpasst. Die Frage nach der Wahrheit hat in diesem System freilich keinen Platz mehr.

Der Dogmatiker Karl-Heinz Menke meint hingegen zurecht: „Der weitaus größte Teil der Katholiken in Deutschland hat sich der Kirche nicht deshalb entfremdet, weil sie sich zu wenig, sondern weil sie sich zu viel angepasst hat (Vatican-Magazin, Juni 2022).“ Und er schließt mit dem Resümee, dass es für die kirchliche Einheit der katholischen Kirche in Deutschland vielleicht schon zu spät ist, weil Rom es versäumt hat, rechtzeitig einzugreifen.

Die Herz-Jesu-Verehrung

Von P. Marc Brüllingen


Das Heiligste Herz Jesu ist ein Sinnbild für die unendliche Liebe unseres Herrn Jesus Christus zu uns Menschen. Das göttliche Herz Jesu steht jedoch auch für das Erbarmen Gottes mit der sündigen Menschheit, für Sühne und Vergebung unserer Sünden. Das Fest des heiligsten Herzens Jesu wird am Freitag nach dem zweiten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Daher ist der gesamte Monat Juni dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu ist in der Heiligen Schrift im Johannes­evangelium begründet. Dort heißt es im 34. Vers des 19. Kapitels (Joh 19,34): „Als sie aber zu Jesus kamen, sahen sie, daß er schon tot war; sie zerschlugen ihm daher die Gebeine nicht, sondern einer der Soldaten öffnete seine Seite mit einer Lanze, und sogleich floss Blut und Wasser heraus.“ In der Seitenwunde Jesu, aus der Blut und Wasser hervorquoll, haben die Kirchenväter die Pforte des Heils sowie die Gnadenströme für uns Menschen gedeutet, die Sakramente, die daraus geflossen sind.

Anregungen für eine Herz-Jesu-Verehrung sind schon im Spätmittelalter zu finden, vor allem in der deutschen Mystik. Namentlich seien hier Mechthild von Magdeburg (1207-1282), Gertrud von Helfta (=Gertrud die Große – 1256-1302) und Heinrich Seuse (1295-1366) erwähnt.

Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Leben am Kreuz hingegeben, und deshalb wurde dieses Herz als Sinnbild und Ort der unendlichen Liebe zu uns Menschen ganz besonders verehrt.

Der stärkste Impuls der Herz-Jesu-Verehrung kam jedoch von der französischen Ordensschwester Margareta Maria Alacoque (1647-1690). Am 19. Juni 1675 in der Fronleichnamsoktav, erschien Jesus Christus der hl. Margareta Maria Alacoque in Paray-le-Monial, als sie vor dem Tabernakel kniete. Er zeigte ihr sein Herz und sagte: „Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, daß es nichts gespart hat, um sich zu opfern, und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, daß Herzen, die Mir besonders geweiht sind, Mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange Ich von Dir, daß der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung Meines Herzens werde; daß man an dem Tage sich dem heiligen Tische nahe, und einen Ehrenersatz leiste, zur Sühnung all der Beleidigungen, welche Meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche Dir, daß mein Herz diejenigen m reichsten Maße den Einfluß seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren, und die sorgen, daß es auch von andern verehrt werde.“

Das Herz-Jesu-Fest, das am zweiten Freitag nach Fronleichnam begangen wird, ist quasi eine Fortsetzung der Verehrung der heiligsten Eucharistie am Fronleichnamsfest, um dadurch zu einer noch häufigeren und würdigeren hl. Kommunion zu gelangen. Eine Herz-Jesu-Verehrung entwickelte sich bereits im Hochmittelalter. Der hl. Johannes Eudes (1601-1680) regte eine Feier des Heiligsten Herzens Jesu an. Der Bischof von Rennes erteilte ihm hierfür am 8. März 1670 die Erlaubnis, „das Fest des anbetungswürdigen Herzens unseres Herrn Jesus Christus“ zu feiern. Am 20. Oktober 1672 fand die erste liturgische Feier statt. Der hl. Johannes Eudes (1601-1680) gründete eine Ordensgemeinschaft: die Kongregation von Jesus und Maria (später auch Eudisten genannt). Ab dem 17. Jahrhundert setzten sich besonders die Jesuiten für die Ausbreitung der Herz-Jesu-Verehrung ein, die durch die Visionen der hl. Margareta Maria Alacoque nochmals starke Zunahme erhielt. Auch verbreiteten die Jesuiten die Herz-Jesu-Verehrung in ihren Volksmissionen. Als der Jesuitenorden im Jahre 1773 durch Papst Clemens XIV. (1769-1774) aufgehoben wurde, wurde somit auch die Herz-Jesu-Verehrung zeitweise verboten.

Erst im späten 18. und im 19. Jahrhundert erhielt die Herz-Jesu-Verehrung wieder eine starke Verbreitung. Auf Anregung der sel. Maria Droste zu Vischering (1863-1899) weihte Papst Leo XIII. (1878-1903) anläßlich der Eröffnung des Heiligen Jahres 1900 an Weihnachten 1899 die ganze Welt dem Herzen Jesu. Diese Weihe wurde alljährlich am Herz-Jesu-Fest erneuert, bis Papst Pius XI. (1922-1939) sie 1925, als er das Christkönigsfest einführte, auf diesen Tag verlegte.


Foto: Andachtsbilder / Museum Kolumba, Köln

Gedanken zum Fest Christi Himmelfahrt

von Pater Gerstle


Liturgischer Höhepunkt in diesem Monat ist zweifellos das Fest Christi Himmelfahrt, das wir am 26. Mai begehen. Dies ist ein guter Anlass, den Sinn und das Ziel unseres Lebens noch bewusster in den Blick zu nehmen. Viele Menschen machen sich darüber so gut wie keine Gedanken. Als Priester und Seelsorger bin ich schon mehreren Schwerkranken begegnet, die nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hatten und mich wissen ließen, dass sie sich noch nie gedanklich damit auseinandergesetzt zu haben, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Können wir das nachvollziehen? Die Leute machen sich unzählige und teilweise auch berechtigte Gedanken darüber, was alles passieren könnte, ob eine neue Virus-Variante kommt, ob sie möglicherweise ihre Arbeit verlieren, ob sie noch die Miete bezahlen können, wenn die Energiepreise weiter steigen, ob der Krieg in der Ukraine sich ausweitet usw., aber der allerwichtigsten Frage überhaupt weichen sie aus: gibt es ein Leben nach dem Tod und wenn ja, was bedeutet das für uns?

Für uns als gläubige Christen ist der Himmel, die ewige Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott, das Ziel unseres Lebens. Von dem Erreichen dieses Zieles hängt unser ewiges Glück ab. Himmel oder Hölle, das ist das alles Entscheidende, auf das es letztlich ankommt! Dass dies nicht nur eine vage Hoffnung ist, dafür steht die Auferstehung Jesu von den Toten und seine Heimkehr zum Vater. Vor seinem Abschied tröstete Jesus seine Jünger und Apostel: „Ich gehe euch voraus, eine Wohnung zu bereiten (Joh. 14,2).” Doch wie viele Wohnungen im Himmel werden unbelegt bleiben, weil Menschen, für die sie vorgesehen waren, nicht oben ankommen, sondern verloren gehen? Die Sorge um das ewige Heil der Seelen muss uns alle, besonders aber die Priester nach den Worten von Papst Benedikt XVI. mit einer „heiligen Unruhe” erfüllen. Diese „heilige Unruhe“ steht in Gegensatz zu einem heute auch in der Kirche weit verbreiteten und unrealistischen Heilsoptimismus. Das war nie die Haltung der Kirche. Freilich sollen auch wir ein großes Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit haben. Aber Gottes Barmherzigkeit ist immer an das ehrliche Bemühen um das Halten seiner Gebote und die aufrichtige Reue über unsere Sünden gebunden. Jesus sprach noch ein anderes Wort: “Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen (Joh 14,2)!”

Ob wir die uns zugedachte „Wohnung“ im Himmel erhalten, hängt davon ab, in welchem Maße wir mit der Gnade Gottes mitgewirkt haben. Leider bleiben selbst jene, welche in der Gnade Gottes sterben und gerettet werden im übernatürlichen Sinn oft unter ihren Möglichkeiten, weil sie Gott nicht das gegeben haben, das sie hätten geben können. In ihrer Liebe und Hingabe, in ihrer Gottes- und Nächstenliebe waren sie schwach und kleinlich, ihre ungeordnete Eigenliebe war zu ausgeprägt, die Lust dieser Welt hatte sie zu sehr vereinnahmt und ihre Bereitschaft, mit Christus das Kreuz zu tragen, war nicht genügend vorhanden. Und so haben sie nicht den Grad an Heiligkeit erlangt und damit den Grad an ewiger Glorie, der ihnen mit der Gnade Gottes möglich gewesen wäre.

Es geht nicht darum, im Sinne eines weltlichen Kaufmannsdenkens nach einem möglichst großen Lohn im Himmel zu schielen, wenn wir als Christen aufgerufen sind, nach Heiligkeit zu streben. Denn was ist der ewige Lohn im Himmel? Nicht eine Sache, sondern die ewige Vereinigung mit Gott in Liebe, die für uns ein Glück bedeutet, das alle unsere irdische Vorstellungskraft übersteigt. Und wahre Liebe kennt kein „genug“. Diese liebende Vereinigung in der Schau Gottes hat für jeden Seligen eine unterschiedliche Intensität und Qualität, auch wenn dies alle im Himmel als vollkommenes Glück empfinden, das nicht mehr übertroffen werden kann. Papst Benedikt XVI. bringt das in seiner Enzyklika „Spe salvi“ so wunderbar zum Ausdruck:

“Ewigkeit ist das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vorher und Nachher mehr gibt. Ewigkeit ist das Leben in Fülle, ein immer neues Eintauchen in die Weite des Seins, in dem wir von Freude und Glück überwältigt werden.”

Im Lichte der Ewigkeit betrachtet, relativiert sich Vieles hier auf Erden. Das irdische Glück ist schnell vergänglich und auch die Leiden verlieren angesichts ihrer begrenzten Dauer an Schrecken. „Das Leben ist kurz”, sagt der hl. Don Bosco, „darum müssen wir uns beeilen, das Wenige zu tun, das man tun kann, bevor der Tod uns überrascht.” Spätestens am Ende unseres Lebens werden wir erkennen, wie recht die Heiligen hatten, indem sie alles auf diese eine Karte gesetzt haben.

Die geistliche Vaterschaft des hl. Josef

von P. Josef Unglert


Dass der Wonnemonat Mai der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht ist, wissen die meisten Gläubigen. Schließlich finden ja vielerorts die beliebten Maiandachten statt. Auch der Monat März hat seinen besonderen Patron: den hl. Josef. Am 19. März feiert die Kirche das Hochfest des Bräutigams der allerseligsten Jungfrau und des Nährvaters Christi. Ausgehend von diesem Fest, ist nach einer frommen Tradition der ganze Monat März dem hl. Josef anvertraut. Die Gläubigen sind gehalten in ihren privaten Andachten und Gebeten besonders den Nährvater Christi zu verehren, der nach Aussagen vieler Heiliger, z.B. hl. Theresia von Avila, zu den mächtigsten Fürsprechern im Himmel gehört. Die hl. Kirchenlehrerin schreibt u.a.: „Zu meinem Fürsprecher und Herrn erwählte ich den glorreichen heiligen Josef und empfahl mich ihm recht inständig. Und in der Tat, ich habe klar erkannt, daß dieser mein Vater und Herr es gewesen, der mich sowohl aus meiner damaligen Not als auch aus andern noch größeren Nöten, die meine Ehre und das Heil meiner Seele betrafen, gerettet und mir sogar mehr noch verschafft hat, als ich zu bitten gewußt. Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte.“

Unser Herr Jesus Christus ist für uns Maßstab und Urbild. Der Christ ist gerufen, ein alter Christus d.h. ein anderer Christus zu werden. Das, was der Herr uns vorgelebt hat, sollen wir nachahmen. Nun hat sich unser Herr Jesus Christus während seines verborgenen Lebens ganz in die Obhut des hl. Josef gegeben. Diesem Beispiel dürfen auch wir folgen. Voll Vertrauen dürfen wir uns unter den Schutz des hl. Josef stellen und uns ihm weihen, ihn als unseren geistlichen Vater erwählen.

Die Aussage Mariens, als sie den Jesusknaben im Tempel fand – „Warum hast du uns das angetan, siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“ Lk 2,48 – lassen auf eine sehr vertraute Beziehung zwischen Christus und dem hl. Josef schließen. Dem dürfen auch wir uns anschließen. Christus hat uns durch die Taufe zu Kindern des himmlischen Vaters gemacht. Am Kreuz gab er seine heiligste Mutter der Menschheit zur Mutter. Es ist zwar nicht überliefert, dass er den hl. Josef uns zum Vater gegeben hat. Aber der hl. Josef vertrat vor Jesus Christus den himmlischen Vater. Christus hat ihn nicht nur als Ernährer angesehen, sondern auch als Vater geliebt und respektiert. Wenn Christus dies getan hat, dann sollten wir uns diesem Beispiel anschließen.

Der hl. Josef will auch uns Vater sein und ist gerade für die heutige Zeit ein hervorragender Patron und ein ermutigendes Beispiel.

Wir erleben heute eine Krise gelebter Vaterschaft. Wahre Männlichkeit scheint eine Seltenheit geworden zu sein. Der Feminismus zeigt sich hier mit schlimmen Folgen: wahre Ritterlichkeit und echte edle Männlichkeit werden bekämpft im Namen einer falsch verstandenen Freiheit. Dabei bilden doch gerade diese die Grundlagen für wahre Vaterschaft. Ohne wahre Vaterschaft kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Sie steht für Gerechtigkeit, Fürsorge, Liebe. Nicht ohne Grund beginnt das Gebet, das der Herr uns selbst gelehrt hat, mit den Worten: „Vater Unser …“ In den Evangelien wird der hl. Josef als „gerecht“ bezeichnet. Gerecht bedeutet in der alttestamentlichen Sprache soviel wie vollkommen. Der hl. Josef wird also in der heiligen Schrift als ein vollkommener Mann beschrieben, ein Vorbild wahrer Ritterlichkeit und edler Männlichkeit.

Der heilige Josef ist für uns Vorbild und Fürbitter am Throne Gottes zugleich. Wie die hl. Theresia bezeugt, hilft der hl. Josef in jeglicher Lage und erwirkt uns bei Gott noch mehr, als wir zu bitten wagen. Dieser große Heilige wird jedenfalls unser Vertrauen in vielfältigen Anliegen nicht enttäuschen.

Die heilige Scholastika und das benediktinische Ideal 

von P. Josef Unglert


Bild: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon (CC)

Für den Christen ist jeder Tag ein Tag der Freude, denn an jedem Tag hat mindestens ein Heiliger im Himmel sein Fest. Am 10. Februar feiert die Kirche die hl. Scholastika. Sie war die Schwester des hl. Benedikt von Nursia und gründete – parallel zu ihrem heiligen Bruder – die Benediktinerinnen. Daher ist es sehr passend, dass sie den Namen Scholastika trägt, bedeutet dieser doch „die Gelehrte“ oder auch „die Lernende“

Die hl. Scholastika lebte um das Jahr 500 in Umbrien. Nach dem Tod ihrer Eltern, wählte sie das Leben einer Einsiedlerin am Fuß des Berges Montecassino, auf dessen Gipfel Benedikt mittlerweile seine klösterliche Gemeinschaft gegründet hatte. Da sie in der Lebensführung ihrem Bruder folgte, gilt sie als die erste Benediktinerin.

Einmal im Jahr besuchten sich die zwei Geschwister zum gemeinsamen Gebet und auch zu geistlichen Gesprächen. Als Benedikt nach dem Abendessen in sein Kloster zurückwollte, bat Scholastika, dass er die Nacht noch bei ihr bleibe, damit sie ihr Gespräch fortsetzen können. Scholastika ahnte nämlich, dass sie bald sterben werde. Benedikt wollte aber nicht bleiben, da seine Klosterregel vorschrieb, ins Kloster zurückzukehren. Daraufhin verrichtete Scholastika ein stilles Gebet und plötzlich begann ein heftiger Sturm, so dass Benedikt nicht mehr nach Hause konnte. Benedikt war erschrocken und fragte seine Schwester: „Was hast Du gemacht?“ Darauf antwortete sie nur: „Ich habe Dich gebeten und Du wolltest nicht hören. Also habe ich meinen Gott gefragt und er hat mich erhört. Geh also, wenn Du kannst, in Dein Kloster zurück.“ Benedikt musst also bei seiner Schwester bleiben. Drei Tage später starb Scholastika, und Benedikt sah ihre Seele zum Himmel steigen in der Form einer weißen Taube.

Diese Begebenheit aus dem Leben der hl. Scholastika will uns lehren, dass wir mit all unseren Anliegen in kindlicher Einfachheit zu Gott gehen und Ihm voll Vertrauen unsere Anliegen vortragen. Dabei sollen wir aber nicht eigensinnig dem Herrgott mit dem Anliegen sofort die Lösung vortragen. Er selbst kennt ja unsere Anliegen und weiß viel besser was gut ist für uns. Tragen wir daher all unsere Sorgen, aber auch unsere Freuden von den Thron Gottes und legen wir unsere Leben mit kindlichem Vertrauen in seine Hände. Der Herr wird dann seinen Segen geben und für alles sorgen. Dominus providebit – Der Herr wird sorgen!

Das Fest der hl. Scholastika bietet darüber hinaus die Gelegenheit uns das benediktinische Motto par excellence wieder zu vergegenwärtigen: „ora et labora“ – bete und arbeite! Dieses Motto gilt nicht nur für die benediktinische Familie, sondern ist eine Spiritualität für die ganze Welt, gerade für den mitten in der Welt stehenden Laien. „Bete und arbeite!“ Allzu oft nehmen wir den arbeitsreichen Alltag als ein Hindernis auf dem geistlichen Weg wahr. Das sollte aber nicht so sein. Gewiss müssen wir uns auch Zeiten für das Gebet reservieren, damit wir nicht im Aktivismus versinken. Das Gebet soll aber auch nicht zum Ersatz der Arbeit werden. Vielmehr soll das eine das andere befruchten, so dass letzten Endes unser ganzes Leben und Arbeiten ein immerwährendes Gebet sein möge. Um dahin zu gelangen, eignen sich hervorragend die zahlreichen kleinen Stoßgebete, die die katholische Kirche kennt. Mit einem solch „kurzen Aufblick zum Himmel“ sollen wir uns den Tag hindurch und auch während der Arbeit immer wieder in die Gegenwart Gottes versetzen. Auf diese Weise ergänzen sich Gebet und Arbeit, sowohl in benediktinischen Klöstern, als auch für die Gläubigen in der Welt, wenn auch entsprechend der Standespflichten mit verschiedenen Schwerpunkten. Es grüßt Sie herzlich

Ihr P. Josef Unglert

Das Kostbare Blut unseres Herrn Jesus Christus

von P. Marc Brüllingen


  1. Soteriologisch.

– a) Wie der Alte Bund durch Opferblut eingeweiht wurde, so schloß Christus in seinem eigenen, am Kreuz vergossenen Blut den Neuen Bund (Mk 14,24; 1 Kor 11,25; Hebr 9,20). Durch dieses „Blut des Neuen Bundes“ stiftete er Frieden (Kol 1,20), erwarb er sich die Kirche (Apg 20,28), sind wir gerechtfertigt (Röm 5,9) und für Gott erkauft (Apk 5,9) haben wir Erlösung (Eph 1,7). Die Mitteilung der Erlösungsgnade an die Glieder der Kirche wird als Besprengung (1 Petr 1,2), Reinigung (Hebr 9,14; 1 Jo 1,7) oder Reinwaschen (Apk 7,14; 22,14) durch das Blut Christi beschrieben. Christus verlangt, daß man sein Blut „trinke“ (Jo 6,54-57). Darunter ist wie 1 Kor 11,26 f. dessen eucharistischer Empfang zu verstehen. 1 Petr 1,19 spricht schon vom „kostbaren Blut Christi“. Der Akzent liegt jedoch im Neuen Testament nicht auf dem Blut als materiellem Substrat, sondern auf der Sühne wirkenden Selbstaufopferung Jesu, die sich freilich auch vollziehen mußte in der Realität eines blutigen Todes und nicht bloß in „innerer Gesinnung“.

– b) Origenes bedient sich mitunter der unwürdigen Vorstellung, Christus habe sein Blut (oder Seele) zum Loskauf des Menschengeschlechtes dem Teufel übergeben. Unbegründet ist es, allgemein „der Patristik“ eine solche Erlösungsauffassung zuzuschreiben. – Bernhard von Clairvaux soll die Sentenz geprägt haben, daß ein einziger Tropfen des Blutes Christi zur Erlösung der ganzen Menschheit genügt hätte (vgl. Bernardin von Siena: ed. Q II 287).

  1. Das Blut Christi in der hypostatischen Union.

– a) Die Hochscholastik und vor allem das 15. Jh. sahen sich vor folgende Fragen gestellt: 1) „War das Blut Christi wie Leib und Seele hypostatisch der göttlichen Person geeint und blieb es das auch während des Triduum mortis?“ 2) „Kehrte das gesamte beim Leiden vergossene Blut christi bei seiner Auferstehung in den Leib zurück?“ Thomas von Aquin bejaht die 2. Frage uneingeschränkt (Quodl. V a.5; S. th. III q. 54 a.3) und bestreitet dementsprechend das Vorhandensein echter Reliquien des Blutes Christi. Seine Antwort zur 1. frage liegt in dem Prinzip: Verbum Dei numquam deposuit quod in nostra natura assumpsit (Das Wort Gottes hat niemals abgelegt, was in unserer Natur aufgenommen worden ist.). Der Scotusschüler Franciscus de Maironis stellt Thomas die These entgegen, das vergossene Blut habe sich mit der Trennung vom Leib auch von der Gottheit getrennt. Das besagte Prinzip beschränkt er mit Berufung auf Papst Leo den Großen und Johannes von Damaskus auf die menschlichen Wesensteile Leib und Seele.

– b) Über beide Fragen entspann sich 1462 zwischen Dominikanern und Franziskanern eine lebhafte Kontroverse, die in einer Disputation vor Papst Pius II. (18.-20. Dezember) gipfelte und zu dem Dekret vom 1.8.1464 führte.

– c) Das Decretum de SS. Eucharistia des Tridentinums nennt das Blut wie Leib und Seele „Teil Christi des Herrn“ und definiert, daß kraft der Wandlungsworte das (nun verklärte) „wahre Blut“ Christi gegenwärtig wird. Das läßt auf die „Identität“ des Blutes über das Leiden hinaus schließen und legt auch die Folgerung nahe: „Das Blut im Kelch ist mit der Gottheit vereint, also war es so auch mit dem vergossenen“ (Nikolaus von Kues: Haubst 324). Anderseits gilt dieser Schluß jedoch nur von dem vergossenen Blut, das tatsächlich wieder in den Leib aufgenommen wurde. Im Übrigen ist nach Ausweis der heutigen Physiologie und angesichts der auch bei Jesus durchweg natürlich verlaufenen physiologischen Lebensvorgänge die fortdauernde „Identität“ des Blutes nicht im Verbleib derselben Blutflüssigkeit oder -zellen zu sehen, sondern vielmehr darin, daß es jeweils von derselben Seele in demselben Leib belebt ist (s. Auferstehungsleib).

  1. Die Verehrung des kostbaren Blutes.

Das Blut des verklärten Christus ist, auch im Altarsakrament, im Hinblick auf die göttliche Person und mit dieser anzubeten. Falls es von der Passion zurückgebliebenes Blut gibt, ist dieses nicht mehr hypostatisch geeint. Solchen Reliquien gebührt deshalb auch nur ein relativer Kult, ähnlich wie den Bildern und dem hl. Kreuz Christi. Der Sinn der seit den Kreuzzügen aufblühenden Verehrung des kostbaren Blutes, die später besonders durch Katharina von Siena und Caspar del Bufalo neue Anregung erfuhr, und insbesondere des von Papst Pius IX. 1849 für die ganze lateinische Kirche angeordneten und durch Papst Pius XI. erhöhten Festes (1. Juli) liegt vor allem in dem Dank für die Erlösung durch den blutigen Kreuzestod Christi.

(nach: Lexikon für Theologie und Kirche; Verlag Herder Freiburg; 1958)

Zu Ehren des kostbaren Blutes genehmigte die Ritenkongregation am 24. Februar 1960 zum liturgischen Gebrauch die Litanei vom kostbaren Blut.


V./ A. Herr, erbarme Dich unser
V./ A. Christus, erbarme Dich unser
V./ A. Herr, erbarme Dich unser
V./ A. Christus höre uns
V./ A. Christus erhöre uns

V. Gott Vater im Himmel, A. erbarme Dich unser.
Gott Sohn, Erlöser der Welt
Gott Heiliger Geist
Heiligste Dreifaltigkeit, ein Einiger Gott

V. Blut Christi, A. rette uns
Blut Christi, des Eingeborenen des ewigen Vaters
Blut Christi, des menschgewordenen Wortes
Blut Christi, des Neuen und ewigen Bundes
Blut Christi, n der Todesangst zur Erde geronnen
Blut Christi, bei der Geißelung vergossen
Blut Christi, bei der Dornenkrönung verströmt
Blut Christi, am Kreuze ausgegossen
Blut Christi, Kaufpreis unseres Heiles
Blut Christi, einzige Vergebung der Sünden
Blut Christi, im Altarsakrament Trank und Reinigung der Seelen
Blut Christi, Strom der Barmherzigkeit
Blut Christi, Besieger aller bösen Geister
Blut Christi, Starkmut der Märtyrer
Blut Christi, Kraft der Bekenner
Blut Christi, Lebensquell der Jungfrauen
Blut Christi, Stütze der Gefährdeten
Blut Christi, Linderung der Leidenden
Blut Christi, Trost der Weinenden
Blut Christi, Hoffnung der Büßenden
Blut Christi, Zuflucht der Sterbenden
Blut Christi, Friede und Wonne aller Heiligen
Blut Christi, Unterpfand des ewigen Lebens
Blut Christi, Erlösung aus den Tiefen des Reinigungsortes
Blut Christi, aller Herrlichkeit und Ehre überaus würdig

V. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. verschone uns, o Herr.
V. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. erhöre uns, o Herr.
V. Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. erbarme Dich unser.

V. Lasset uns beten. – Allmächtiger ewiger Gott, Du hast Deinen eingeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch sein Blut Dich versöhnen lassen, so lasse uns denn, wir bitten Dich, den Lösepreis unseres Heiles verehren und durch seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig seiner Frucht erfreuen dürfen, durch Christus unseren Herrn. A. Amen


Foto: Heike Hannah Lux

Zum Fest Fronleichnam

von P. Marc Brüllingen


Norbert von Xanten | Foto: Heike Hannah Lux

1. Sein Fleisch ist wahrhaft eine Speise. Christus spricht im heutigen Evangelium (Joh 6,56-59) nicht mehr bildhaft, also von der Verbundenheit mit ihm durch den Glauben, sondern er spricht mit besonderer und auffallender Eindringlichkeit ständig zu wiederholten Malen vom Essen und Trinken, von wirklicher Speise und wirklichem Trank. Das Manna in der Wüste, das Wasser aus dem Felsen waren einerseits Symbole des geistigen Erfülltwerdens durch den Glauben. Beides war aber anderseits noch Symbol eines wirklichen Essens, einer Speise, die er gibt, und des Trinkens eines Trankes, den er reicht. Dieses Brot ist sein Leib, dieser Trank ist sein Blut. Die Juden verstehen ihn wörtlich: „Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?“ Er will auch wörtlich verstanden sein. Nur ist hier noch nicht ersichtlich, wie sein Fleisch das Brot ist, das er ihnen zu essen gibt. Das Wie bleibt hier offen. Erst die Abendmahlsszene am kommenden Osterfest wird ihnen zeigen, wie er seine Worte gemeint hat und wie sie die Erfüllung finden. Wenn er nämlich das Brot in sein Fleisch verwandelt und den Wein in sein Blut.

2. Diese Nahrung bewirkt in ihnen das Leben: Auch das wird mehrmals betont: „Das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch für das Leben der Welt… wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben… So wird der, der mich ißt, leben… Wer dieses Brot ißt, wird in Ewigkeit leben.“ Alle Sakramente der Kirche haben eine Beziehung zum neuen Leben aus Gott. Die Taufe spendet dieses Leben, die Firmung sichert es, die Buße gibt das verlorene Leben zurück, die Priesterweihe gibt die Fähigkeit, es auch anderen zu spenden, die Ehe verbindet natürliches und übernatürliches Leben, natürliche und übernatürliche Zeugung. Die Krankenölung stärkt das natürliche Leben und sichert das ewige Leben. Und mittendrin steht das eigentliche Sakrament des Lebens, die lebenerhaltende Speise des Fleisches Christi und der lebenerhaltende Trank des Blutes Christi.

3. Dieses Leben gewinnt der Mensch durch die Gemeinschaft mit Christus und durch Ihn mit dem Vater: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Der Mensch wird eins mit Christus in der Einswerdung der Communio. Und Christus wird eins mit ihm, der ihn in der Speise aufnimmt. Es ist dieser Assimilierungsprozeß, der im Zeichen des Essens und Trinkens gezeigt und in der unsichtbaren Wirklichkeit übernatürlichen Verbundenseins vollzogen wird. Der Lebensstrom quillt aus dem Vater: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich ißt, durch mich leben.“ Die Geburt des Sohnes aus dem Vater ist Lebensempfang. Das Aufnehmen des Sohnes durch den Genuß seines Fleisches und Blutes ist Empfang dieses Lebens für den Menschen. So wird die lebendige Einheit vollendet. Vom Vater her durch Christus in den Menschen hinein, vom Menschen durch Christus zum Vater hin. Gerade darum ist dieses Brot nicht nur von vorübergehender Wirkung wie das Manna, sondern wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit. „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.“ Christus ist das wahre Manna. Wer es ißt, stirbt nicht, denn wenn er auch äußerlich, körperlich stirbt, hat er doch ein Leben in sich, das nicht dem Tod verfallen ist, und selbst äußerlich, körperlich wird er auferweckt am Jüngsten Tag.

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Johannes; Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln; 1958)

Er ist wahrhaftig auferstanden

von Hannah Lux


Es gibt eine Reihe von Glaubenswahrheiten, von denen vermeintlich aufgeklärte Zeitgenossen behaupten, sowas könne man doch heute nicht mehr glauben. Das sei nicht mehr vermittelbar und müsse deshalb aus der kirchlichen Verkündigung gestrichen werden, oder zumindest umgedeutet. Dieser Unglaube wird dann auch noch als erwachsen bezeichnet – im Gegensatz zum angeblich infantilen Glauben der „Frommen“. Ganz oben auf der Liste dieser nicht glaubbaren Wahrheiten steht die Auferstehung Christi. Die Umdeutungen sind uns leider nur allzu bekannt: Er lebe in seinen Nachfolgern weiter, oder in seiner Botschaft …  Folgerichtig ist dann auch bei unseren Verstorbenen häufig die Rede davon, dass sie (nur noch) in unseren Gedanken weiterleben.

Was man uns als modernen und mündigen Glauben weismachen will, ist aber so alt wie das Christentum selbst. Zur Zeit Jesu gab es bereits die Vorstellung einer Auferstehung, und es wurde bereits heftig darüber gestritten, so dass auch Jesus dazu befragt wurde. Gleich in zwei Evangelien wird davon berichtet – im Markusevangelium (12, 18 ff) und im Matthäusevangelium (22, 23 ff):

»Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. […] Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (Exodus 3,6): »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.« (Mt 22, 29 und 31-32)

In den ersten Gemeinden tauchte der Zweifel an der Auferstehung ebenfalls sehr schnell auf. In Korinth gab es offenbar Gemeindeglieder, die nicht so recht an eine Auferstehung glauben wollten. Ihnen antwortet der hl. Paulus:

»Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen.« (1 Kor 15, 3-6)

Der Kern dessen, was der hl. Paulus empfangen hat, ist also die Botschaft vom Sühnetod Christi und seiner Auferstehung. Beides wird heute immer noch oder wieder in Frage gestellt. Dabei führt der Apostel Zeugen an, die seine Zeitgenossen immer noch befragen konnten. Dann schreibt er weiter:

»Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; dann sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.« (1 Kor 15, 12-19)

»Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig«

Christentum ohne die Auferstehung ist sinnlos – gleichgültig, was vermeintlich aufgeklärte Verkündiger uns weismachen wollen. Christus ist auferstanden und wir werden auferstehen – nicht symbolisch oder nur geistig, sondern real.

Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) hat es so ausgedrückt:

Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich
von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht;
dies ist meine Zuversicht.

Bei orthodoxen Christen ist es Tradition, diesen Osterglauben mit dem Ostergruß zu bezeugen und sich gegenseitig der Auferstehung zu versichern: „Χριστός ἀνέστη“ (Christos anesti) – „Christus ist auferstanden!“. Die Antwort: „αληθώς ανέστη“ (Alithos anesti) – „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Auch die armenischen Christen grüßen einander mit: „Քրիստոս յարեաւ ի մեռելոց“ (Krisdos haryaw i merelotz) – „Christus ist auferstanden“. Hier lautet die Antwort: „Օրհնեալ է յարութիւնն Քրիստոսի“ (Orhnyal e harutyunn Krisdosi) – Gepriesen sei die Auferstehung Christi!“

Die Botschaft der Auferstehung lässt uns in diesen Lobpreis mit einstimmen.


Bild: Ikone Anastasis | Foto: Heike Hannah Lux

Herrschaft oder Dienst?

von Hannah Lux


Wenn ich mir die Diskussionen über kirchliche Themen anhöre, die seit Langem immer wieder aufkommen, geht es häufig darum, der Kirche Machtausübung vorzuwerfen – Machtausübung durch eine rein männliche oder zumindest männlich dominierte Hierarchie. Von vielen Seiten wird Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Kirche nicht demokratisch organisiert ist und dass nicht alle Mitglieder dieselben Aufgaben übernehmen können.

Nochmals neuen Auftrieb hat diese Diskussion in letzter Zeit bekommen durch den „Synodalen Weg“ und die Aktivistinnen von „Maria 2.0“, die den Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern fordern.

Selten höre ich dabei etwas davon, dass jeder Mensch eine andere einzigartige Berufung hat und dass er auf Ergänzung angewiesen ist. Die Gaben wie die Begrenzungen, das Geschlecht und die Lebensumstände sind Teil dieser Einzigartigkeit jeder Berufung. Diese Umstände öffnen einige Türen und schließen andere zu. Ein 2-Meter-Hüne hat es ja auch leichter, im Basketballteam seinen Platz zu finden als auf dem Rücken eines Rennpferdes – und wenn er noch so gerne Jockey wäre.

Das biblische Bild von der Gemeinde Christi als Leib mit unterschiedlichen Gliedern und Organen macht es deutlich: Die Kirche kann nur aufgebaut werden im gegenseitigen Dienst mit den je eigenen Gaben im je eigenen Stand. Von diesem Dienst hört man allerdings nur selten etwas in den Diskussionen, „Dialog“angeboten und Themenpapieren.

„Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten; und die uns am wenigsten ehrbar zu sein scheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und bei den unanständigen achten wir besonders auf Anstand; denn die anständigen brauchen’s nicht.

Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“
(1. Korintherbrief 12, 20-26)

Als Laie nehme ich sehr viel häufiger „Dienst“ in Anspruch, als dass ich wirklich Herrschaft begegne:

  • Wenn ich um eine Segnung bitte, nehme ich Dienst in Anspruch
  • Bei der Beichte nehme ich Dienst in Anspruch
  • Beim Empfang der Sakramente nehme ich Dienst in Anspruch
  • Selbst wenn ich Führung und Leitung erfahre, nehme ich Dienst in Anspruch
  • Als Glied der Kirche erfahre ich auch den Dienst des Papstes. In seinem hohen Alter könnte er auch ein weniger anstrengendes und Disziplin forderndes Leben haben, als sich ganz der Leitung der Kirche zu widmen.

Ist das Klerikalismus? Den sehe ich eher bei der Fixierung auf die Leitungsgewalt der geweihten Ämter, die aber doch viel eher Dienstämter sind.

Ich frage mich, ob diese Sichtweise nicht auch und hauptsächlich daher kommt, dass Viele gerade diese Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen.

Bezogen auf die Frage nach der Frauenordination antworte ich daher oft (etwas augenzwinkernd):

Die Kirche – als Braut Christi – ist weiblich.
Es ist nur recht, dass die Männer ihr dienen.

Und die Laien? Sie könnten eigentlich die Priester mit ihren Begabungen unterstützen, so wie die Priester die Laien unterstützen können in ihrer geistlichen Bildung und ihrem geistlichem Leben. Mir kommt es aber manchmal so vor, als seien hauptsächlich die Dienste gefragt, die bezahlt oder beachtet werden. Von echter gegenseitiger Ergänzung ist wenig zu sehen.

„Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“
(1. Korintherbrief 12, 24b-26)


Fotos aus dem Bode-Museum, Berlin | Heike Hannah Lux

Zum CHRISTKÖNIGSFEST

von P. Marc Brüllingen


„In jener Zeit sprach Pilatus zu Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das aus dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt? Pilatus erwiderte: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so würden gewiß meine Diener für mich streiten, und ich wäre nicht den Juden ausgeliefert worden. Nun aber ist mein Reich nicht von hier. Da sprach Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Ja, ich bin ein König. Dazu bin ich geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ (Joh 18, 33-37)

Die Worte Jesu enthalten ein Doppeltes. Einmal das Bekenntnis seiner königlichen Größe und seines Reiches, das nicht von dieser Welt ist und darum alle Reiche dieser Welt überragt. Die Worte sind aber auch ein Appell an das Gewissen des Pilatus. Jesus ist gekommen als Zeuge der Wahrheit. Darum steht er zu seinem Königtum, auch wenn es ihn das Leben kostet. Wenn es Pilatus nun wirklich um die Wahrheit zu tun ist, wird er innerlich die Stimme Christi als die Stimme der Wahrheit und damit als Stimme Gottes erkennen.

Aber Pilatus weicht aus mit dem halb skeptischen, halb ironischen Wort: Was ist schon wahr, was ist Wahrheit? Immerhin ist ihm jetzt die Unschuld des Angeklagten eindeutig klar. Er will ihn freigeben. Das Licht leuchtet in der Finsternis. Um aber die Juden einigermaßen zu besänftigen und zu befriedigen, will er ihnen einen Bandenführer, der durch Mord und Totschlag ins Gefängnis gekommen war, freilassen.

Neben dem Königtum Christi von Gott her steht hier der angemaßte Wille zur Macht eines Räubers und Mörders. Allein schon die Gegenüberstellung ist tiefste Demütigung. Aber Jesus ist so groß, daß menschliche Erniedrigung ihn nicht kleiner machen kann. Pilatus ist Vertreter äußerer Macht und Größe, ist aber innerlich ein schwacher und kleiner Mensch. Christus steht in menschlicher Ohnmacht vor ihm, ist aber der innerlich Große und Mächtige.

Die zweite Etappe ist, streng genommen, kein Verhör, sondern eine Mißhandlung Jesu. Pilatus hofft dadurch den Juden Genugtuung leisten zu können. So muß Christus die römische Geißelung ertragen und den Spott, den die Soldateska mit seiner königlichen Größe und Würde treibt. Aber die Mißhandlung verfehlt ihre Wirkung. Obwohl Pilatus nun Jesus in jämmerlichem Zustand dem Volk vorführt, verspürt dieses weder Mitleid noch irgendeine Regung des Gewissens, sondern gibt nur der Stimme des Hasses immer lauter und immer leidenschaftlicher Ausdruck in der Forderung der Kreuzigung.

Und doch steht auch in diesem Abschnitt das Wort: „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Jesus spricht kein Wort. Sie wollen gewaltsam das Licht auslöschen. Es leuchtet trotzdem in der Finsternis. Im Schweigen und Dulden zeigt sich hier die seelische Größe Christi. Der körperliche Schmerz der Geißelung und der Dornen ist fast unerträglich. Und doch ist die seelische Qual größer. Sie verspotten sein Königtum. Die Finsternis hat es nicht erfaßt.

Die politische Klage hat bei Pilatus nicht verfangen. So greifen nun die Juden einen neuen Klagepunkt auf: Jesus hat sich zum Sohn Gottes gemacht.

Zwei Gestalten stehen sich gegenüber: Pilatus und Jesus. Pilatus erweist sich immer mehr als schwacher Mensch. Sieben Ausweichversuche unternimmt er. Fünf Unschuldserklärungen formuliert er. Trotzdem verurteilt er dann letztlich Jesus zum Tod. Die Behauptung, Jesus sei Sohn Gottes, weckt in ihm eine abergläubische Furcht. Und der Vorwurf: Du bist kein Freund des Kaisers, wenn du ihn freiläßest, trifft ihn persönlich und weckt die Menschenfurcht. So ist er im Tiefsten ein furchtsamer Charakter, wenn er auch die Furcht durch forsches Auftreten zu verbergen sucht. Ein kleiner Mensch, der in der großen, entscheidenden Stunde seines Lebens völlig versagt.

Jesus ist ganz anders. Er kennt das Ende des Prozesses und steht trotzdem in ruhiger Würde und Gelassenheit vor Pilatus. Er weiß, daß alles nach dem Willen des Vaters geschieht. Und so spricht er zu Pilatus auch furchtlos das Wort: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.“

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Johannes; Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln, 1958)


Bild: Ikone Christus Pantokrator | Foto: Heike Hannah Lux

Zum 15. Sonntag nach Pfingsten (Lk 7, 11-17)

von P. Marc Brüllingen


»Bald darauf ging Jesus in eine Stadt namens Naim. Seine Jünger und viel Volk zogen mit ihm. Als er sich dem Stadttor näherte, wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, die Witwe war.Als der Herr sie sah, wurde er von Mitleid mit ihr erfüllt und sprach zu ihr: „Weine nicht!“ Dann trat er hinzu und berührte die Bahre. Die Träger blieben stehen, und er sprach: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und er gab ihn seiner Mutter zurück. Furcht ergriff alle. Sie priesen Gott und sprachen: „Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden. Gott hat auf sein Volk herabgeschaut.“ Und die Kunde von ihm verbreitete sich im ganzen Judenlande und in der ganzen Umgegend.«

Es war ein Zeichen göttlicher Macht, als Jesus durch seinen bloßen Willen den Knecht des römischen Hauptmannes heilte. Aber nun steht er vor einer wirklich hoffnungslosen Situation. Ein junger Mensch ist tot. Er ist das einzige Kind seiner Mutter, und diese ist Witwe. Hier sind somit alle Fäden zerrissen. Es denkt auch keiner an Hilfe. Die Mutter, die hinter der Leiche schreitet, ist so völlig in ihr Leid verloren, daß sie nichts mehr denken und hoffen kann. Das Volk rüstet sich auf das Begräbnis. Was kann man sonst tun? Auch die Jünger denken nicht daran, sich an Jesus zu wenden; denn ein Toter ist nicht nur ein entblätterter, sondern ein entwurzelter Baum. Da gibt es keine Hilfe.

So geht denn hier die Initiative ausschließlich von Jesus aus. Er hat Mitleid, d. h. er leidet mit dem Leidenden. Und so will er helfen. Der römische Hauptmann hat die Befehlsgewalt Jesu betont. Von dieser Gewalt macht Christus hier Gebrauch. Er befiehlt dem Toten: „Ich sage dir, steh auf!“ Etwas Majestätisches, Herrisches liegt in diesem Wort. „Ich sage dir.“ Christus beruft sich nicht auf einen andern, bittet nicht den Vater im Himmel, sondern beruft sich auf sich selbst, auf sein eigenes Wollen und seine eigene Macht. Sein bloßes Wort, sein befehl „steh auf“ ruft den Toten zum Leben zurück. Das Wunder dieser Totenerweckung ist etwas derart Unerhörtes, daß ein Schrecken die Umstehenden befällt. „Furcht ergriff alle.“ Sie haben Glauben, denn sie preisen Gott, sind überzeugt, daß Gott sein Volk heimgesucht hat, d.h. daß er in seinem Volke wieder Zeichen und Wunder seiner Macht wirkt.

Und doch ist dieser Glaube noch ungenügend. Er stößt nicht bis zum eigentlich Entscheidenden vor. Das Ergebnis ist nur: „Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden.“ Sie erfassen im Glauben das eigentlich göttliche Wesen Jesu nicht, und so stehen diese Juden hinter dem römischen Heiden zurück. Wenn Jesus nur ein großer Prophet ist, dann ist durch ihn nichts wesentlich Neues geschehen. Dann bleibt alles auf der bisherigen Ebene Israels, in dessen Mitte von Zeit zu Zeit immer wieder Propheten aufgestanden sind. Es wird dann einfach die prophetische Linie verlängert. Es ist Erneuerung, nicht etwas Neues. Gott hat dann nicht selbst und persönlich und unmittelbar sein Volk heimgesucht, sondern er hat nur, wie früher auch schon, einen Boten gesandt und also durch Vermittlung seinem Volk geholfen. Während doch in Wirklichkeit mit Jesus das entscheidend Neue geschieht, ein Abschluß alles Bisherigen und ein Anfang von etwas ganz Anderem.

Die Juden haben also Glauben, aber nicht den eigentlich richtigen. Sie preisen Gott, aber sie erkennen seine eigentliche Größe zu wenig. Die Totenerweckung sollte ihnen zeigen, daß nun neues Leben aufbricht, weil der Herr über Tod und Leben in ihrer Mitte steht.

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Lukas I, Bonner Buchgemeinde, Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln; 1954)

Gemeinschaft der Heiligen in Zeiten der Pandemie

von Hannah Lux


Dieses Jahr war alles anders, aber damit sage ja ich niemandem etwas Neues. Schon die Fastenzeit kam mir teilweise vor wie ein wochenlanger Karsamstag – kein Sakrament, keine Liturgie, zumindest keine direkte Teilnahme. Zu Ostern haben dann sogar einige Veröffentlichungen behauptet “Ostern fällt aus”. Aber Ostern ist nicht ausgefallen.

Nach und nach gab es immer mehr Möglichkeiten, sich wenigstens mit Hilfe von (Internet-)Übertragungen mit dem Gebet und der Liturgie der Kirche zu verbinden. Ich habe das auch als eine schöne Möglichkeit empfunden, die Liturgie anderer Traditionen ohne große Hemmschwelle zu „besuchen“.

Zwar haben ein paar Liturgie­wissenschaftler die Hl. Messe ohne Anwesenheit der Gläubigen als „Geistermessen“ diffamiert, ein Diözesanbischof meinte sogar, von einer ungesunden „Eucharistiefixiertheit” sprechen zu müssen, aber viele Priester und Gemeindeleitungen haben ihre Gläubigen nicht im Stich gelassen.

Am Palmsonntag habe ich z.B. von zuhause aus die Liturgie der Armenischen Gemeinde hier in Köln verfolgt – mit Tablet und Liturgiebuch –, außerdem noch die Übertragung eines Gebets am Nachmittag. Weil ich davon ausgegangen bin, in diesem Jahr keine gesegneten Palmzweige zu bekommen, musste ein kleines Ästchen meines Olivenbaumes als Stellvertretung herhalten.

Am Karfreitag konnte ich morgens eine Beichtgelegenheit wahrnehmen und hatte dort auch die Möglichkeit, mit einem kurzen Ritus die hl. Kommunion zu empfangen – zum ersten Mal seit einigen Wochen. Am Nachmittag habe ich als Teil der Oekumenischen Choralschola Köln mitgewirkt an einer Karfreitagsliturgie, die ebenfalls online gestellt wurde.

In der Osternacht habe ich mich wieder aus der Ferne mit der Liturgie der Armenischen Gemeinde verbunden. Am Ostersonntag konnte ich in Maria Hilf die Osterkommunion empfangen und die Osterspeisen segnen lassen. Zu einer gesegneten österlichen Kerze bin ich dabei auch noch gekommen.

Letztlich konnte ich in der Kar- und Osterwoche sehr viel mehr „Handfestes“ empfangen und erleben, als ich es mir vorher gedacht hätte. Im letzten Jahr wären das alles noch Selbstverständlichkeiten gewesen.

Auch wenn mittlerweile wieder öffentliche Gottesdienste – mit Auflagen – möglich sind, gibt es glücklicherweise immer noch auch die Möglichkeit, der Liturgie per Streaming zu folgen. Selten habe ich so sinnfällig wie gerade jetzt wahrgenommen, dass das Lob Gottes nicht begrenzt ist durch Ort, Sprache, Kultur, Nationalität und auch nicht durch die derzeitigen Umstände.

Als ich im Mai zu einer orthodoxen Diakonenweihe eingeladen war, habe ich an der dortigen Gestaltung der Platzmarkierungen besonders deutlich das Bewusstsein dafür sehen können, dass wir die Liturgie mit dem ganzen Himmel feiern. Da, wo wegen der Abstandsregeln Bankreihen gesperrt waren, nahmen Ikonen den Raum ein, wo sonst die Gläubigen sitzen.

Mein persönliches Fazit aus dieser Situation:

  1. Vielleicht macht gerade die jetzige Situation besonders deutlich, dass wir Liturgie nie nur mit den uns gerade umgebenden Menschen feiern, sondern immer in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und der himmlischen Wirklichkeit – letzteres ganz ohne Abstandsregeln und Infektionsgefahr.
  2. Ich bin dankbar für alle Priester, die auch ohne die terminliche Verpflichtung fest geplanter Gottesdienste treu bleiben in der Feier der göttlichen Geheimnisse.
  3. Ich bin dankbar für die technischen Möglichkeiten, die wir mittlerweile haben – und für den Mut, damit zu experimentieren, um die Gläubigen nicht allein lassen zu müssen.
  4. Auch wenn einige Stimmen gestreamte Liturgien als Geistermessen diffamieren und lieber „kreative Rituale“ der Laien zuhause hätten – das persönliche Gebet ist essentiell, aber die Rückbindung an das Gebet und die Liturgie der Kirche sind es genauso. Ansonsten steht man evtl. nur auf einem Bein. Am sichersten steht man aber, wenn beide „Beine“ gut ausgeprägt sind. Auch in dieser besonderen Situation!
  5. Ich bin dankbar, dass so viele Möglichkeiten gefunden wurden, den Gläubigen schließlich doch noch Sakramente zu spenden und dass auch die Sakramentalien nicht zu kurz kamen. Wir sind eben doch nicht nur Geist, sondern auch Leib. – Für den Leib wurde im Übrigen auch dadurch Sorge getragen, dass überall große Umsicht geherrscht hat, damit es bei all dem nicht zu Ansteckungen kommt.

Fotos: Heike Hannah Lux

Zum Pfingstmontag

von P. Marc Brüllingen


„In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe. Gott hat Seinen Sohn in die Welt gesandt, nicht damit Er die Welt richte, sondern damit die Welt durch Ihn gerettet werde. Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes nicht glaubt.

Das aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt kam und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht, da ihre Werke böse waren. Denn jeder, der Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Lichte, damit seine Werke nicht gerügt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Lichte, damit seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan.“ (Joh 3, 16-21)

Die Reflexion des Evangelisten: Zwei große Erkenntnisse ergeben sich aus dem Heilsplan, den Jesus entwickelt hat.

Die erste ist die Tatsache der unendlichen Liebe Gottes. Sie zeigt sich darin, daß er seinen einziggeborenen Sohn für die Welt hingegeben hat, Gott will nicht den Tod, das Verlorengehen der Menschen, sondern will ihnen ewiges Leben schenken. Darum ist der Sohn nicht gekommen zu richten, sondern zu retten. Die Herrschaft Gottes im Reich Gottes zeigt sich also in der Liebe Gottes. Gott gebraucht seine Macht zum Helfen, weil sein innerstes Wesen die Liebe ist. Aber gerade darum will Gott die Menschen nicht zwingen, sondern, das ist die zweite Erkenntnis, der Mensch soll in freiem Jawort zu dieser Liebe das Heil erlangen.

Darum scheiden sich die Geister im Glauben und im Unglauben. Wer das Böse will, flieht das Licht. Er ist verschlossen, unempfänglich, er sucht nur sich selbst und will darum nicht, daß seine innerste Gesinnung sichtbar werde. Er mißbraucht seine Freiheit, um zu Gott nein zu sagen. Er wird infolgedessen streng genommen gar nicht gerichtet, sondern er richtet sich selbst, weil er seinem Leben die Richtung von Gott weg gibt.

Der gläubige Mensch dagegen öffnet sich Gott, nimmt das Licht von oben an. Was er tut, tut er in Gott. Er gibt allem die Richtung auf Gott hin. So ist er ein Geretteter. Er wünscht nichts anderes, als daß diese Wahrheit offenbar werde, denn es ist die Wahrheit, die Gott verherrlicht, das Ende ist für ihn darum nicht das Gericht, sondern das Aufstrahlen der Herrlichkeit Gottes.

So sind die Menschen vor die Entscheidung gestellt. Sie entscheiden sich zwischen Glauben und Unglauben und damit zwischen Licht und Finsternis. Wer sich für Gott entscheidet, wird durch dessen Sohn in die Kindschaft aufgenommen. Wer sich nicht für Gott entscheidet, hat am Sohn keinen Anteil. Er bleibt in sich selbst eingeschlossen und darum von Gott und seinem Reich ausgeschlossen.

Das ist die Krise, das Gericht, das durch das Kommen Gottes in Christus seinen Anfang genommen hat und das jeden Menschen vor die Entscheidung stellt, bis einmal im öffentlichen Endgericht diese Entscheidung eines jeden einzelnen sichtbar wird. Dann ist Gott in Christus die Ehre gegeben. Dann erst ist der Heilsplan voll verwirklicht und ist die Nikodemusfrage nach dem Heil und dem Reiche Gottes endgültig beantwortet.

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Johannes; Benziger Verlag Einsiedeln-Zürich-Köln, 1958)

Maria Magdalena am Ostermorgen

von P. Marc Brüllingen


Ohne Jesus: Früh morgens eilt Maria Magdalena zum Grab. An sich ist Ihr Tun menschlich gesehen sinnlos. Das Grab ist durch einen schweren Stein verschlossen. Was will sie als Frau vor diesem leeren Grabe tun? Aber die Liebe fragt nicht nach Sinn und Verstand. Sie ist eine Kraft, die vorwärts drängt und vorwärts treibt, ohne sich um Hindernisse und Hemmnisse zu kümmern. In Wirklichkeit ist der Stein weggewälzt, aber das Grab ist leer. Was soll sie im Leben ohne Jesus? Er ist das Geheimnis und der Inhalt ihrer ganzen Existenz geworden. So steht sie bloß weinend da.

Wer einmal erfaßt hat, was Christus ist, kann nicht mehr ohne ihn leben. Es würde alles grau, leer und sinnlos. Sie stellt für alle Menschen nun die Frage nach Jesus. Kann sie im Leben nicht mehr ihre Liebe bezeugen, dann kann sie wenigstens für eine würdige Bestattung sorgen, d.h. ihn zurücktragen, seinen Leib salben und einbalsamieren.

Millionen leben ohne Christus. Sie haben es nie erfaßt und erfahren, wie das Leben mit Christus ist. So spüren sie die Leere nicht. Sie haben Ersatzprodukte, an die sie sich halten können und die über das Vacuum hinwegtäuschen. Wer aber einmal erfaßt und erfahren hat, was der Gottmensch ist, kann durch nichts anderes mehr befriedigt und ausgefüllt werden. darum ist der Ungläubige, der einmal gläubig war, die traurigste Existenz. Er ist wie ein erloschener Krater, wie eine verblühte Blume, eine ausgeblasene Kerze.

Mit Christus: Jesus zeigt sich Magdalena. er erscheint mit verklärtem Leib. Aber ihr Schmerz ist so groß, daß sie ihn nicht erkennt. Erst wie er sie beim Namen nennt, fällt der Schleier. Denn so wie er spricht nur einer. So beim Namen rufen kann nur er. Der Anruf Gottes hat etwas Unwiderstehliches, lockend und fordernd zugleich. Seine Stimme ist nicht zu überhören. Sie ist bisweilen erschreckend, meist beglückend.

Diesmal ist es eindeutig Klang der Liebe. Darum ist auch die Antwort Magdalenas liebende Hingabe. Sie wirft sich dem Herrn zu Füßen und umklammert ihn, um ihn nicht mehr loszulassen, bis er sie mahnt mit dem Hinweis darauf, daß er ja noch nicht auffährt zum Vater im Himmel, daß sie ihn also noch besitzen kann, auch in seiner Sichtbarkeit. Auch hier ist der Anruf zugleich mit einer Sendung verbunden. Das Hin zu Christus ist zugleich ein Hin zu den Brüdern Christi. Es gibt keinen religiösen Egoismus. Was der Mensch empfängt, soll er weitertragen. Er soll Glocke sein, die läutet, Welle, die rauscht, Sturm, der mitreißt. Wegweiser und Führer zu Christus. Sendung ist wesentlich.

Eine Frau ist die erste, die zum Grabe kommt, die erste, die das Grab leer findet, die erste, der Jesus erscheint. Aber sie soll nicht selber hingehen und predigen, sondern sie soll die Jünger aufmerksam machen, deren Aufgabe nun die Verkündigung ist. Frauendienst ist diskret, zurückhaltend, aber deshalb nicht weniger wichtig als der im Vordergrund stehende, sichtbare und hörbare Dienst der Männer. Nur wo beides richtig zusammenklingt, ist die rechte Ordnung, wie Christus sie will. Es wäre falsch, den Frauen jede Sendung in der Kirche und an die Kirche absprechen zu wollen. Heilige verschiedenster Jahrhunderte haben das Gegenteil bewiesen. Es wäre aber ebenso falsch, den Frauen in der Kirche, besonders in der kirchlichen Lehre, die Führung zu überlassen. Sie gebührt nach Christi Willen den Männern. So ist eine Frau die erste, die den Auferstandenen schaut und damit das Glück des neuen Äons verkostet. Aber sie tritt nicht öffentlich auf, sondern bringt die Botschaft den Jüngern, überläßt es ihnen, den rechten Weg zur Verkündigung zu finden. Von solchen Szenen des Evangeliums hat die Kirche ihre Haltung gelernt und ist ihr treu geblieben durch die Jahrhunderte.

(nach: Richard Guzwiller, Meditationen über Johannes, Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln, 1958)


Bild: Ikone Maria Magdalena | Foto: Heike Hannah Lux

Zum vierten Fastensonntag „Laetare“ (Joh 6, 1-15)

von P. Marc Brüllingen


Danach ging Jesus ans andere Ufer des Sees von Tiberias in Galiläa. Es folgte ihm eine große Volksmenge, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber stieg auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Ostern war nahe, das Fest der Juden. Als nun Jesus die Augen erhob und sah, daß eine große Menge zu ihm kam, sagte er zu Philippus: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese essen könne?“ Das sagte er, um ihn auf die Probe zu stellen, denn er wußte, was er tun wollte. Philippus antwortete:“Für zweihundert Denare Brot reicht nicht aus, damit jeder auch nur ein wenig bekommt.“ Einer von den Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: „Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat, aber was ist das für so viele?“

Jesus sprach: „Laßt die Leute sich lagern.“ Es war viel Gras an dem Orte. Da lagerten sich die Männer, etwa fünftausend an Zahl. Jesus nahm nun die Brote, dankte, teilte sie aus an die, die sich gelagert hatten, ebenso auch die Fische, soviel sie wollten. Als sie satt geworden waren, sprach er zu den Jüngern: „Sammelt die übriggebliebenen Stücklein, damit nichts verdirbt.“ Sie sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit den Stücken der fünf Gerstenbrote, welche die Essenden übriggelassen hatten.

Als nun die Leute das Zeichen sahen, das er gewirkt hatte, sagten sie: „Das ist in Wahrheit der Prophet, der in die Welt kommen soll.“ Jesus merkte, daß sie kommen und ihn gewaltsam entführen und zum König machen wollten. Darum zog er sich zurück auf den Berg, er allein.

Die Haltung des Volkes. Damals: Die Haltung des Volkes ist weithin begreiflich. Dieses schlichte Volk war zwar an ein denkbar primitives Leben gewöhnt und war mit wenig zufrieden. Aber es litt doch unter dem Gegensatz, daß die einen von mühsamem Taglohn lebten oder einem kleinen Äckerlein mit wenig Humus in Sorge und Unsicherheit einen kärglichen Ertrag abrackern mußten und dabei immer in Angst vor Dürre und Trockenheit lebten. Geld hatte man wenig., denn der römische Unterdrücker, die eingeborenen Fürsten und der Kultus des Tempels schöpften mit ihren Steuern immer wieder die Hauptsache ab. Auf der andern Seite sah dieses Volk den Luxus der römischen Offiziere und ihrer Damen, das Leben voll rauschender Feste am Hof des Herodes und die Bevorzugung derer, die es verstanden, durch Schmeicheleien die Gunst der hohen Herren zu gewinnen. Das Gleichnis vom reichen Prasser und armen Lazarus zeigt die Situation in voller Deutlichkeit.

Gerade darum setzt das Volk seine Hoffnung auf den kommenden Messias. Er soll das Reich Davids wieder aufrichten in einem Land, das fließt von Milch und Honig, wo die Tiere also fette Weide finden und die Bienen den Honig in blühenden Gärten, im reichen Blumenschmuck sich dehnender Felder. Die Kunde, daß Jesus von Nazareth der Messias sei, und die Vermehrung des Brotes hat alle diese Hoffnungen neu geweckt und damit das Volk in einen Taumel der Begeisterung versetzt.

Heute würde es wohl ähnlich gehen. Jährlich verhungern Zehntausende von Menschen. Gewaltige Bevölkerungsmassen leben dauernd unter dem Existenzminimum oder an seiner äußersten Grenze. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit als Wirkung der technischen Prozesse droht da und dort, Streiks flackern auf, die Unruhe gärt in der armen Bevölkerung. Daneben stehen Menschen und Firmen mit Rieseneinnahmen, schütten gewaltige Dividenden aus, leben in einem Standard, der nicht mehr zu verantworten ist. So ist auch hier der Gegensatz scharf und schroff.

Ist es dann nicht begreiflich, daß die Volksmassen denen nachlaufen, die ihnen materielle Sicherheit und Wohlfahrt versprechen?

Die Haltung Jesu. Jesus weiß um die Not und Armut. Zur Welt gekommen in einem Stall, nach einer Jugend unter den Armen des Dorfes Nazareth, das Leben fristend mit der harten einförmigen Arbeit eines Dorfzimmermanns hat er die Not am eigenen Leib verspüren müssen. Darum kann er sagen „Mich erbarmt diese Volkes“. Und doch hat er in der Wüste es als teuflische Versuchung von sich gewiesen, Steine in Brot zu verwandeln, und ist auch jetzt in der Rede nach der Brotvermehrung unwillig über die Forderungen des Volkes. Es gibt Höheres als das Brot und Wichtigeres als die rein materielle Existenz. Ein gehobenerer Standard ist nichts weniger als identisch mit höherem Menschentum. Ein gefüllter Magen bewirkt oft einen entleerten Geist. Ein weichliches Leben bewirkt oft genug eine Verhärtung des Herzens. Brot und Spiel will das Volk, moderner formuliert: Wirtschaft und Sport. Jesus will nicht zuerst die materielle Sicherung und Besserstellung, sondern es geht ihm um das Reich des Vaters und die Empfänglichkeit dafür. Das besagt nicht, daß das Christentum für die zu kurz Gekommenen sei, wohl aber besagt es, daß zwar nicht ein Bettlerelend – Christus ist nie bettelnd durchs Land gezogen – aber ein Leben gelegentlicher Entbehrung und ein Leben der Einfachheit den Menschen vom Irdisch-Diesseitigen, Bloßmenschlichen löst und ihm den Weg freigibt zum Überirdisch-Jenseitigen, zu Gott. Darum das Wort des Herrn „Selig die Armen“ und das Wort des Magnificat „Die Hungernden füllt er mit Gütern, die Satten läßt er leer ausgehen“.

Aus diesem Doppelelement des Verständnisses für die Not des darbenden Volkes einerseits und für die größere Wichtigkeit des Reiches Gottes anderseits ergibt sich die klare, eindeutige Haltung Christi. Er hilft in der Not, doch es ist nicht seine eigentliche Aufgabe, und darum hilft er auch nicht immer. Er stillt aber den seelischen Hunger, und das immer. Auch hier wird wieder sichtbar, wie sehr das Irdische, in diesem Fall das Brot, Zeichen von etwas Geistigem, Überirdischem ist, in diesem Fall Christus selbst als das, was dem Menschen seelisch Genüge verschafft. Er ist Fülle und Erfüllung für alle diejenigen, die nur durch Unendliches ausgefüllt werden können.

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Johannes, Benziger Verlag, Einsiedeln Zürich Köln, 1958)

Sonntag Quinquagesima

(23. Februar 2020 – Evangelium: Lk 18, 31 – 43)
von Pater Marc Brüllingen


In jener Zeit nahm Jesus die Zwölf beiseite und sprach zu ihnen: „Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem: dort wird alles in Erfüllung gehen, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben. Er wird den Heiden ausgeliefert, verspottet, mißhandelt und angespien werden; man wird ihn geißeln und töten; aber am dritten Tage wird er wieder auferstehen.“ Allein sie verstanden nichts davon; diese Rede war für sie dunkel, und sie begriffen nicht, was damit gemeint war. –

Als er sich dann Jericho näherte, saß ein Blinder am Wege und bettelte. Als er das Volk vorbeiziehen hörte, fragte er, was das sei. Sie sagten ihm, Jesus von Nazareth gehe vorüber. Da rief er: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Die Vorausgehenden schalten ihn, er solle schweigen. Er aber schrie noch lauter: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Da blieb Jesus stehen und ließ ihn zu sich bringen.Als er herangekommen war, fragte er ihn: „Was soll ich Dir tun?“ Er antwortete: „Herr, daß ich sehe!“ Jesus sprach zu ihm: „Sei sehend, dein Glaube hat dir geholfen.“ Sogleich sah er, pries Gott und folgte ihm. Und alles Volk, das Zeuge davon war, lobte Gott.

Es geht Jesus nicht um Militär und Politik, nicht um äußeren Triumph, nicht um sieghaften Einmarsch in Jerusalem. An sich ist die Stimmung dafür günstig. Die Massen umgeben ihn. Die Begeisterung liegt in der Luft. Jesus ist in Jericho angekommen, also an dem Ort, an dem Israel sieghaft vom Heiligen Land Besitz ergriffen hat. Trockenen Fußes ist es durch den Jordan geschritten, und die uneinnehmbare Festung Jericho ist gefallen. Sollte er nicht das geistige Jericho, das Bollwerk seiner Feinde, im Vertrauen auf die Hilfe des Vaters nehmen?

Aber sein Reich ist das Reich der Liebe und der liebenden Hilfe. Auch beim Zug nach Jerusalem ist er der helfende Heiland, mit dem Blick für die Leidenden. So sieht er auf den, der nicht sehen kann. Beachtet das unbeachtete Häuflein Elend am Wegrand und hört den Hilferuf dessen, den man zum Schweigen bringen will und der sich darum kaum Gehör verschaffen kann. Mitten im Gedränge bleibt Jesus stehen, läßt den blinden Bettler heranführen und macht ihn sehend. Das ist für ihn wichtiger als die Begeisterung der Massen und die törichten Erfolgsideen und Siegesträume seiner Apostel. Dieser Blick für die Not mitten im Jubel des Volkes, dieses Verständnis des Großen für den Kleinen, des Sehenden für den Blinden, des Gebenden für den Bettler, hat gerade in dieser Stunde etwas besonders Schönes an sich.

Es liegt aber zwischen den Zeilen des Berichtes noch etwas anderes. Die Apostel haben das Wort Christi nicht verstanden. Als seelisch Blinde ziehen sie mit ihm nach Jerusalem. Und nun betont der Herr bei der Heilung des körperlich Blinden, daß der Glaube ihm geholfen habe. Der Glaube, der diesem Bettler das Licht der körperlichen Augen gegeben, soll auch den Aposteln das seelische Licht innerer Erkenntnis bringen. Nur dann können sie ihm richtig nach Jerusalem folgen. Blinde müssen sehend werden. Der Glaube ist das neue Licht. Diese neue Sehkraft eröffnet den Blick für die Dinge, die sonst verschlossen sind, vermittelt Erkenntnisse, die man sonst nicht haben kann, gibt Einsichten, die über die Sinneserkenntnis und den Verstand hinausreichen. Wer diesen Glauben nicht hat, ist ein Blinder.

Es kommt noch ein Weiteres dazu. Dieser blinde Bettler am Wegrand ist ein Bild der Menschheit. Jesus geht hinauf nach Jerusalem, um die Menschheit zu erlösen. Aber diese Menschheit sitzt unbeweglich an der Straße und glaubt noch Fortschritte zu machen. Sie ist blind und meint sehend zu sein. Sie ist arm und kann nur an die Barmherzigkeit Gottes appellieren. Aber Jesus bleibt stehen, um zu heilen und zu helfen. Er wird in Jerusalem die bettelnde Menschheit reich und die blinde Menschheit sehend machen. All das ist nur dem Glauben erkennbar. Und alle diese Kräfte werden nur dem glaubenden Menschen geschenkt.

So ist diese Szene dreifach wichtig. Denn sie besagt Heilung des körperlich Blinden, deutet an, daß die Apostel von ihrer seelischen Blindheit geheilt werden sollen und daß die ganze, blinde Bettelmenschheit durch den Zug des Herrn nach Jerusalem aus ihrem Zustand erlöst wird.

(nach: Richard Gutzwiller, Meditationen über Lukas II, Bonner Buchgemeinde, 1954, Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln)

Die Weihnachtsfeier in früherer Zeit

von P. Miguel Stegmaier und P. Marc Brüllingen

So wie man aus dem Gehalte eine Quelle, die aus tiefem Schoße der Erde hervorsprudelt, erkennen kann, was unten verborgen liegt, so offenbart sich auch in dem öffentlichen Leben eines Volkes, insbesondere in den Volksfesten, die nur die Blüten des Volkslebens sind, was im Gemüte des Volkes, in seinem ganzen Innern sich bewegt. Es spiegelt sich daher in solchen Volksfesten der ganze Charakter, die ganze Seele des Volkes ab.

Wenn die Volksfeste überhaupt die Blüten des Volkslebens sind, so muß man das Fest der hl. Weihnachten als die würzigste und duftigste dieser Blüten in deutschen Volkstum bezeichnen. Der Name kommt von dem altdeutschen „wy“, „heilig“, her; „heilige Nacht“ heißt er also. Merkwürdigerweise feierten schon die alten Deutschen um die nämliche Jahreszeit ihr Hauptfest, das Fest der Sonnenwende. Man dachte sich, daß die Sonne, die zu Ende Dezember am tiefsten steht, sich alsdann wieder verjünge, daß die gleichsam neugeboren werde. Die Perser, Ägypter und noch viele andere Völker des Altertums feierten ein ähnliches Fest. Unverkennbar liegt ein Walten der göttlichen Vorsehung darin, daß schon die heidnischen Völker um die nämliche Zeit ein Fest der Wiedergeburt feierten. Es war dadurch der Kirche erleichtert, an Stelle des heidnischen Festes sogleich das christliche zu setzten.

Schon drei Wochen vor Weihnachten, in den ersten Tagen des Advents, nahm das Fest gewissermaßen seinen Anfang mit den sog. Klöpfers-Tagen. Es zogen alsdann die Kinder in Begleitung der Greise des Orts, mit Stöcken und Schlegeln in der Hand, von Haus zu Haus, klopften damit an allen Haustüren an, sangen Weihnachtslieder, und wurden von den Hausleuten mit Gaben, bestehend in Brot, Früchten und dergleichen, reichlich beschenkt. Der letzte Besuch galt dem Pfarrer, der sie, umgeben von seinem Kaplan und Küster, empfing und jedes Kind mit einem Weihnachtsbildchen und einem Lebkuchen beschenkte. Die gesammelten Gaben wurden natürlich den ärmsten Kindern für ihre Eltern nachher überlassen. Die Grundbedeutung dieses Aufzuges war die Erinnerung an das Anklopfen und das Nachsuchen der Eltern Christi um eine Herberge zu Bethlehem.

Ein Zug der Mildtätigkeit und Sorge für die Armut durchwehte überhaupt und diese Zeit die ganze christliche Welt. Holz- und Jagdfrevel durften jetzt nicht bestraft werden. Der arme Mann durfte, wo er wollte, Holz fällen, damit er den Christbraten, den ihm Gott beschere, zubereiten könne.

Am Nachmittage vor dem heiligen Abende versammelten sich abermals die Kinder in einem öffentlichen Lokale. An einer Rolle, mitten im Zimmer oben angebracht, wurden Christwecken mittelst einer Schnur auf – und abgezogen, und von den Kindern wurde jauchzend und springend danach gehascht. Selbstredend spielten die Zieher der Schnur vor allen den ärmeren Kindern das Gebäck in die Hände.

Am heiligen Abende selbst wurde mit dem Glockenschlage sechs von allen Türmen „der Friede“ geläutet und von allen Toren der Städte herab in die Posaune gestoßen. Es war hiermit jedem, der in der Acht erklärt war oder sonst polizeilich verfolgt wurde, gestattet, frei und unbehelligt zu erscheinen und sich des Festes mitzuerfreuen. Er durfte bis zum Morgen des vierten Tages in der Gemeinde verweilen. Über den Mißbrauch dieser Freiheit sind höchst selten Klagen geführt worden. Ein schwacher Rest dieser alten schönen Sitten ist noch in unserer gegenwärtigen Gesetzgebung vorhanden, indem es nämlich verboten ist, an Sonn – und Festtagen jemand vorladen zu lassen.

Sobald nun, wie oben berichtet, um sechs Uhr abends das Friedensgeläute erklang, hatte alle Arbeit und jede Geschäftigkeit ein Ende. Es versammelten sich um den Hausvater vor dem durch eine Kerze beleuchteten Muttergottesbilde die Kinder und das ganze Hausgesinde. Es wurde gebetet und alte Weihnachtslieder gesungen, und hierauf ein einfaches Abendmahl genommen, in den ganz frommen Familien wurde strenge gefastet, sogar von den Kindern. Der Hausvater und die Hausmutter verharrten hierauf wieder mit einem Teile des Gesindes im Gebete bis kurz vor Mitternacht. Alsdann ward aus einer alten großen mit Samt belegten, künstlich bearbeiteten Dose die sog. Jericho-Rose hervorgeholt und in ein frisch mit Wasser gefülltes kristallenes Glas gesetzt. Diese Jericho-Rosen wachsen in Palästina, insbesondere am Jordanflusse, wild und wurden von den Kreuzfahrern als Andenken an die kriegerische Wallfahrt und das heilige Land mit nach Europa gebracht. Die kleinen Zweige der natürlich trockenen Krone breiten sich durch das frische Wasser und die Zimmerwärme etwas aus und schimmern, zu nicht geringem Erstaunen der frohen Kinder, etwas ins rötliche.

Nun begibt sich der Hausvater mit den schon erwachsenen Kindern und einem Teile des Hausgesindes in die Weihnachtsmesse. In derselben wird unmittelbar vor dem Anstimmen des Gloria durch den Priester durch zwölfmaliges lautes Anschlagen auf eine kleine silberne Glocke die Feststunde angedeutet, und es erschallt sodann durch die festlich erleuchteten Hallen der Kirche das „Ehre sei Gott in der Höhe!“

Nach Hause zurückgekehrt, erwartet die Hausgenossen ein kräftiges Frühstück, bestehend aus dem sog. Christbrote und aus Fleisch, das gemeinschaftlich verzehrt wird.

Um vier Uhr macht sich die Hausfrau mit den kleinen Kindern und den übrigen Hausgenossen auf den Weg zum zweiten feierlichen Hochamte, der sog. Hirtenmesse. In dieser zweiten Messe singt bloß das Volk; es singt nach alter Weise in den rührendsten Melodien die althergebrachten Weihnachtslieder.

Abermals erschallen die Glocken in den hellsten Tönen von allen Türmen der Stadt um neun Uhr. Es zieht der Hausvater seinen allerprächtigsten Staat an (denn es gab besondere Anzüge für die höchsten Feiertage), um mit aller Feierlichkeit dem letzten Hochamte beizuwohnen. Währenddes ist die daheimgebliebene Hausmutter äußerst rührig; mit feineren Getränken, mit Backwerk und Fleischspeisen werden die Tische so beladen, daß sie fast zusammenbrechen.

Gegen elf Uhr eilen nun in ihren Festkleidern nicht nur die auswärts verheirateten Söhne und Töchter, sondern auch die Mitglieder der ganzen Verwandtschaft bis zu den entferntesten herbei. Es finden sich auch die alten bewährten Hausfreunde ein, die treuen Bekannten und alle, die mit dem Hause in irgend einer Beziehung stehen, die Pächter, Arbeitsleute und dergleichen. Sie bringen dem Haupte der Familie ehrfurchtsvoll ihre Glückwünsche zu dem hohen Feste mit den Worten dar: „Wir wünschen ein glückseliges Fest!“ und nehmen von dem Hausherrn einen gleichen Glückwunsch entgegen. Die Vernachlässigung dieser so schönen Sitte wird als der sündhafteste Frevel und als die Erklärung einer immerwährenden Feindschaft angesehen. Auf solche Weise ward dieser Tag für manchen ein wahres Friedensfest, an welchem der Groll des bald dahinscheidenden Jahres vergessen und begraben wurde.

Nachmittags ward wieder die Kirche besucht und der übrige Teil des Abends still in der Familie zugebracht; denn der Besuch von Wirtshäusern an diesem Abende wurde als unchristlich betrachtet.

Erst am zweiten Tage war das gestattet. An demselben wurden vorzugsweise Turniere und Wettrennen gehalten. Was nur irgend reiten konnte, saß zu Pferde und machte seinen „Stephans-Ritt“.

Am dritten Tage endlich, am Johannestage, wurde der Wein des letzten Sommers getrunken; er hatte sich bis dahin so geklärt, daß er die Herzen der Anpflanzer erfreuen konnte.

(aus: „Münstersches Sonntagsblatt“ 1883; nach: Blütenkränze auf die Festtage Gottes und seiner Heiligen, herausgegeben von Reinhold Albers; ersten Teiles erster Band: Die gebotenen Festtage des Herrn; Paderborn, 1890; Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei)


Foto: Heike Hannah lux

Zum 5. Sonntag nach Pfingsten

(14.07.2019) / von Pater Marc Brüllingen

Erneut ist im heutigen Evangelium (Mt 5,20-24) die Rede von der Nächstenliebe. Es sind ernste, strenge Worte, die der Heiland an die Adresse der Pharisäer und Schriftgelehrten richtet. In der äußerlichen Erfüllung des Gesetzes, der peinlichen beobachtung all der bestimmungen der jüdischen Moral- und Ritualvorschriften sahen sie die „Gerechtigkeit“, die wahre Heiligkeit und höchste Vollkommenheit.

Dabei war ihr Herz voller Arglist, Bosheit und Falschheit, voller Grimm und Rachsucht gegen alle, die sie als ihre Feinde ansahen, besonders gegen den verhaßten Galiläer. Ihm, der sie bis auf den Grund ihrer heimtückischen Seele erkannte und durchschaute und sich auch nicht scheute, sie vor allem Volke anzuprangern, wie sie’s verdienten, hatten sie unversöhnliche Feindschaft geschworen!

So verstehen wir denn die Warnung Jesu an das Volk: „Wenn euere Gerechtigkeit nicht vollkommener ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen!“ Man muß eben die Mentalität, die ganze geistige Verfassung der damaligen Juden, insbesondere der Pharisäer und Schriftgelehrten richtig kennen, um den Sinn dieser Worte voll und ganz zu erfassen.

Wer den Haß gegen den Feind zum obersten Gesetze macht, der sieht alles als erlaubt an, jedes Mittel, den Feind zu verderben, die Rache zu kühlen: List, Heuchelei, Verstellung, Lüge und Verleumdung. Wie meisterhaft haben eben dieselben Pharisäer und Schriftgelehrten diese „Kunst“ verstanden, als es galt, ihren größten Feind, Jesum von Nazareth, zu Fall zu bringen!

So werden auch die Worte umso verständlicher, die Christus zur Erläuterung und zur Illustrierung des Gesagten beifügt: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden: Du sollst nicht töten! Wenn einer tötet, ist er dem Gericht verfallen. Ich aber sage euch: Wer über seinen Bruder zürnt, ist dem Gerichte verfallen!“

Wie weit strenger ist doch seine Forderung wahrer Nächstenliebe! Nicht bloß die Tat, nein, auch schon der Gedanke und der Wille, dem Nächsten zu schaden, ist eine Sünde. Und er geht noch weiter: Selbst jedes Schimpfwort, jede Beleidigung und Kränkung des Mitmenschen verdient Strafe Gottes! Sind doch alle Menschen unsere Brüder, weil Gott unser aller Vater ist, der im Himmel wohnt!

Und so ergibt sich daraus von selbst die Mahnung aus dem Munde Jesu: „Wenn du also deine Gabe zum Altare bringst und dich daselbst erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so lasse deine Gabe dort vor dem Altare und gehe hin, versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!“

Wichtiger noch und wohlgefälliger als die Opfergabe, das will der Heiland besagen, ist in den Augen Gottes, des Allwissenden und Allgerechten, die Erfüllung seines Gebotes: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst! Er, vor dessen allgegenwärtigem Auge nichts verborgen ist, der Herz und Nieren durchforscht und hineinschaut bis in die geheimsten Falten der Seele, sieht vor allem auf die Gesinnung des Herzens und spricht danach sein Urteil über den Menschen.

Und dies sein Urteil bleibt unabänderlich, unwiderruflich. Denn vor Gott dem Herrn gilt kein Ansehen der Person. Was immer der Mensch Böses denkt und sagt von seinem Nebenmenschen, was er gegen ihn tut und unternimmt, findet seinen strengen, unerbittlichen Richter, wenn nicht hienieden schon, so doch in der Ewigkeit!

Wie der göttliche Heiland dies sein Gebot verstanden haben will, hat er unzweideutig erklärt: „Ihr wisst, daß den Alten gesagt wurde. Hasset eure Feinde! Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde! Tut Gutes denen, die euch hassen, betet für jene, die euch verfolgen und verleumden, damit ihr Kinder dessen seid, der seine Sonne aufgehen läßt über Gute und Böse und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte!“

Wer Haß und Feindschaft im Herzen trägt wider seinen Nächsten, belügt sich selbst, wenn er zum Vater betet, der im Himmel ist: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!“ Derjenige, der diese Bitte uns gelehrt, hat uns durch sein Beispiel gezeigt, wie sie auch in die Tat umzusetzen ist, dadurch, daß wir dem Nächsten von Herzen verzeihen. Denn nur dann dürfen wir auch Vergebung erhoffen für unsere eigenen Sünden.

An Großmut läßt sich Gott wahrlich von niemandem übertreffen. Und nur wer großmütig verzeiht, ist seiner auch würdig. Darin unterscheidet sich das Christentum vom Heidentum, dem alten und neuen, sowie den anderen Religionen, auch der jüdischen, daß es die Religion der Liebe und Versöhnung ist: „Daran sollen sie euch erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe!“

(nach: August Schmidlin, Empor die Herzen – Lesungen für die Sonn – und Festtage des Kirchenjahres; 1941, Verlagsbuchhandlung zum Münster, A.G., Straßburg)

Die Heiligen – Freunde Gottes und Helfer der Menschen

von Pater Marc Brüllingen


Der Monat November ist vielen von uns als Allerseelenmonat bekannt. Doch beginnt der Monat November mit dem Fest Allerheiligen, an dem die Kirche alle Heiligen im  Himmel verehrt. Aber, wann ist ein Mensch ein Heiliger? Wann wird jemand als Heiliger verehrt?

Zunächst einmal muß festgestellt werden: Gott ist der Allheilige. Es ist das Wesen des höchsten Gutes und der höchsten Güte, sich selbst gemäß, d.h. heilig zu sein. Gott ist auch der Urheilige, der vernunftbegabte Geschöpfe über die Möglichkeiten ihrer geschöpflichen Ordnung hinaushebt in eine übernatürliche und sie sich selbst gemäß macht und angleicht, sie heilig macht.

Jedes vernünftige Geschöpf strebt zwar kraft seines Wesens nach Gott, seinem Ursprung, um in ihm Ruhe und Heimat zu finden. Aber welches Geschöpf dürfte wohl wagen, wie Gott sein zu wollen und sich eindrängen in das persönliche Leben Gottes? Das Geschöpf kann sich seinen Platz nicht wählen in der göttlichen Sphäre seines Schöpfers. Aber der Schöpfer kann – aus  Gnade – das Geschöpf teilhaben lassen an seinem eigenen Leben. Und da Leben bei dem höchsten Geiste Erkennen und Lieben ist, muß der geschaffene Geist, der an seinem Leben teilhaben will, in seinem Erkennen dem göttlichen Geiste angeglichen werden. Der übernatürliche Glaube, der in Schauen übergeht, und der Mensch muß dem göttlichen Lieben gleichförmig werden durch jene Liebe, welche der Geist der Liebe, der ausgegossen ist in unsere Herzen, bewirkt.

Der Mensch wird so gottförmig. Er wird vergöttlicht, ohne aufzuhören, ein Mensch zu sein. Es gibt Menschen, über deren Leben und Sterben die katholische Kirche die Sicherheit hat, daß Gott schon auf Erden in ihnen alles geworden ist. Solche Mitglieder anerkennt die Kirche öffentlich als Heilige und ehrt sie durch diesen Titel. Von ihnen behauptet die Kirche, daß sie in der Anschauung Gottes selig sind und daß sie als Freunde Gottes unsere Fürbitter sind. Darum empfiehlt sie, die Heiligen zu verehren, wohl wissend, daß die Verehrung der Heiligen im Grunde den ehrt, der die Quelle ihrer Heiligkeit ist, den Allheiligen, von dem sie selbst nur ein Abglanz sind.

Die Heiligen sind nicht selbstleuchtend wie die Sonne, sie glänzen vom Lichte Gottes, von dem alle Heiligkeit ausgeht und auf den alle Heiligenverehrung zurückzielt. Die Kirche läßt eine öffentliche Verehrung, also eine Verehrung im kirchlichen Gottesdienst, nur zu nach vorhergegangener kirchlicher Prüfung. Eine solche Prüfung fand bereits in der altchristlichen Zeit bei den Märtyrern statt. Man nannte die Anerkennung des Martyriums durch den Bischof oder durch Synoden vindicatio; die Märtyrer, deren Verehrung gestattet war, hießen Martyres  vindicati. Das waren solche, die durch ihren Tod öffentlich Zeugnis für Christus abgelegt hatten. Die Namen der anerkannten Märtyrer wurden beim Gottesdienst verlesen.

Die Namen der Märtyrer eines Ortes, deren Andenken gefeiert werden sollte, waren auf Täfelchen, den sogenannten Diptychen, aufgezeichnet. Zu diesen setzte man auch die Namen anderer berühmter Märtyrer, die man wegen des Glanzes ihres Martyriums oder des Rufes ihrer Heiligkeit und ihrer Wunder verehren wollte. Auf diesen Brauch weisen heute noch Gebete des römischen Meßkanons hin. Die Berichte über den Tod der Märtyrer gingen um und wurden beim Gottesdienst häufig vorgelesen. Dadurch wurde ihre Verehrung stark ausgebreitet.

Die Kirche hatte nach der Märtyrerzeit zunächst gezögert, auch Nichtmärtyrer öffentlich als Heilige zu verehren.Aber die Verehrung, welche der hl. Antonius der Einsiedler und andere große Gestalten des Mönchtums im Morgenland, die der hl. Martin von Tours und andere nach ihm im Abendland fanden, konnte nicht nur auf die private Frömmigkeit beschränkt bleiben. Bald war  es allgemeine Überzeugung, daß es, wie Isidor von Sevilla (+ 636 schreibt, zwei Arten von Märtyrern gibt: „Die einen legen vor aller Augen Zeugnis ab durch ihr Todesleiden, die andern bezeugen Gott durch die verborgene Tugend ihrer Seele. Manche haben den Anschlägen des Teufels widerstanden, haben sich nicht überwinden lassen durch das Gelüsten des Fleisches und haben sich so dem allmächtigen Gott geopfert, daß sie Zeugen Gottes wurden, als die Kirche Frieden hatte, wie sie Blutzeugen geworden wären, wenn sie Verfolgung zu leiden gehabt hätten.“ Das Wort confessor, Bekenner, wurde in jener Zeit der Ehrentitel jener Nichtmärtyrer, deren Heiligkeit die Kirche anerkennen wollte. Die feierliche Zuerkennung der öffentlichen  Verehrung gab dem Bekenner, der Jungfrau oder der Witwe, das sind die beiden anderen Stände, die man bei den Heiligen unterschied, was bei jedem anerkannten Märtyrer Sitte war, daß nämlich über seinem Grabe das eucharistische Opfer gefeiert werden durfte. Sie fand ihren Ausdruck darin, daß die Gebeine des neuen Heiligen gehoben und unter einem Altare beigesetzt  wurden.

Die Seligsprechung, welche die Vorstufe zur Heiligssprechung ist, wird dann vorgenommen, wenn durch die Kirche festgestellt worden ist, dass der Diener Gottes von heroischer Tugendgröße gewesen ist und daß Gott auf seine Fürbitte Wunder gewirkt hat. Können nach der Seligsprechung zwei weitere Wunder bewiesen werden oder drei, falls der Diener Gottes rechtmäßig eine öffentliche Verehrung seit unvordenklicher Zeit genoß, dann erfolgt die Heiligsprechung. Bei den Martyrern genügt zur Seligsprechung der Nachweis des Martyriums als Beweis heroischer Tugendgröße. Die Seligsprechung hat nur vorläufigen Charakter. Sie zielt hin auf die Heiligsprechung (= Kanonisation), die sie vorbereitet. Die Seligsprechung gibt die Erlaubnis zu einer nach Ort und Umfang beschränkten öffentlichen Verehrung.

Dagegen fällt bei der Heiligsprechung der Heilige Vater als oberster Lehrer der Christenheit sein letztes, allgemein geltendes und allgemein bindendes Urteil: “Dieser Selige ist ein Heiliger, ich nehme ihn auf in die Zahl der Heiligen, und er hat Anspruch auf Verehrung in der ganzen Kirche.“


Bild: Ikone Allerheiligen | Foto: Heike Hannah Lux

Pfingsten

von P. Marc Brüllingen


Pfingsten ist das Fest des Hl. Geistes. Christus selbst kündigt mehrere Male den Hl. Geist als Tröster, als Geist der Wahrheit an, der uns an die Wahrheit erinnern soll, an das Heilsereignis der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu Christi und somit an unsere eigene Erlösung.

Das Kommen des Hl. Geistes an Pfingsten bedeutet für unser Leben, daß der Hl. Geist nicht in einem Tempel aus Stein, sondern in lebendigen, liebenden Herzen wohnt. Diese innere Gegenwart Gottes wird uns gegeben als Lebenskeim und Lebenskraft, mächtiger und göttlicher als seine Gegenwart im Tempel von Jerusalem.

Der Hl. Geist ist aber auch Kraft und Beistand für die Gläubigen, um den täglichen Kampf gegen das Böse zu bestehen. Die Aufgabe des Hl. Geistes wird im Johannesevangelium als eine dreifache geschildert. Es vollzieht sich gewissermaßen ein Prozeß vor Gericht. Der Hl. Geist führt diesen Prozeß zu einem sieghaften Ende.

Der Hl. Geist überführt die Welt, daß es eine Sünde gibt.

Das zeigt sich vor allem darin, daß die Verurteilung und Kreuzigung Jesu als Sünde sichtbar gemacht wird durch die Auferstehung und das Weiterleben des Herrn. Denn immer wieder wird es sich zeigen, daß der Unglaube zu Unmoral führt und die Unmoral letztlich das menschliche Leben zerstört oder unmöglich macht.

Das Einzelleben bis zum Selbstmord oder auf alle Fälle zur innerlichen Unzufriedenheit. Das Familienleben zum Zerfall und zur Unfruchtbarkeit, das Völkerleben zu Katastrophen, Revolutionen und Kriegen.

Das Geistesleben zu Materialismus, Individualismus, Selbstüberhebung, zu bloßer Zivilisation anstelle der Kultur usw. Wer sich dem Wirken des Hl. Geistes öffnet, hat den Blick dafür und beobachtet diese ständige Überführung, diesen Nachweis der Sündhaftigkeit und der Schuld.

Der Hl. Geist zeigt auch, daß es eine Gerechtigkeit gibt.

Wieder zuerst bei Christus. Er ist zu Unrecht verurteilt und getötet worden, aber der Vater hat ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen durch die Auferweckung und die Herrlichkeit. Damit wissen die Jünger und auch wir, daß das Recht doch letztlich siegt. Auch das wird weitergehen durch den Lauf der Kirchengeschichte. Das Unrecht wird für den Augenblick immer oder wenigstens häufig groß dastehen. Es hat die Macht auf seiner Seite, den Erfolg, die Anhängerschaft fühlt sich erhaben über alle moralischen Forderungen, behauptet richtig und gerecht zu handeln.

Aber der Hl. Geist zeigt immer wieder im Ablauf der Ereignisse, daß das Unrecht auf die Dauer unterliegt und immer wieder Trümmer und Ruinen zurückläßt. Und selbst, wenn die Weltgeschichte nicht das Weltgericht ist, so weiß der Gläubige durch den Hl. Geist, daß am Ende der Zeiten die Gerechtigkeit ihren Triumph feiern wird und daß aller Welt sichtbar gemacht wird, auf welcher Seite das Recht gestanden hat.

Endlich zeigt der Hl. Geist, daß es ein Gericht gibt.

Wieder zeigt es sich zuerst bei Christus. Denn das Volk, das den Herrn verworfen hat, wird selbst verworfen, sein Tempel wird zerstört, das Volk zersprengt. Es hat sich das Gericht selbst zugezogen.

Aber auch hier geht es weiter durch den Lauf der Geschichte. Es gibt ein Gericht, weil der Einzelmensch im Innersten immer wieder vor dem Gericht seines Gewissens und damit vor Gott steht.

Ein Gericht auch in dem Sinn, daß die Menschheit auf die Dauer sieht, wohin die Sünde führt, und dann doch schließlich ein richtendes Wort über die Scheingröße der Zerstörung spricht. Und auch hier ist das Wirken des Hl. Geistes letztlich Hinweis auf das Endgericht am Ende der Tage. Dann macht der Geist Gottes allen sichtbar, wo Sünde und Unrecht war.

Darum schreitet der gläubige Mensch ruhig durch allen Haß, alle Bosheit, alle Sündhaftigkeit und alle Triumphe des Bösen hindurch. Er hat durch das Licht des Hl. Geistes, durch das Wort des Glaubens, durch die Offenbarung Gottes ein sicheres Urteil und läßt sich nicht von der Meinung der Masse beeindrucken und bestimmen. Etwas Geradliniges, Ruhiges, Unbestechliches und Sicheres ist damit für die Haltung des Christen gegeben.

(nach:  Richard Gutzwiller, Meditationen über Johannes, Benziger Verlag Einsiedeln Zürich Köln, 1958)


Bild: Ikone Ausgießung des Hl. Geistes | Foto: Heike Hannah Lux